Fußball

Ach, wie seid ihr schlecht! 0:0 als Wiener Bankrotterklärung

Kein Tor und daher kein Sieger im mit 15.200 Zuschauern ausveerkauften 341. Wiener Fussballderby. Das einer sportlichen Bankrotterklärung für Austria und Rapid gleichkam. Gesprächsstoff lieferten die zwei korrekten roten Karten für Austrias Kapitän James Holland und Matthias Braunöder innerhalb von drei Minuten und die Unfähigkeit Rapids, 40 Minuten in numerischer Überlegenheit auszunützen. Da gab es nur eine Torchance, bei der Bundesliga-Debütant Thierry Gale nach Vorlage von Jonas Auer acht Minuten vor Schluss an Keeper Christian Früchtl scheiterte. Die Nullnummer half in Wahrheit keinem: Austria blieb Zehnter, Rapid wurde von Wolfsberg überholt, fiel auf Rang acht zurück. Dass Sportchef Markus Katzer auch nach diesem Derby bei seiner Meinung blieb, Rapid habe einen Schritt nach vorne gemacht, war eigentlich nicht nachvollziehbar.

Schon mit elf gegen elf war es fußballerische Schonkost, die serviert wurde und zeigte, warum die Wiener Klubs nicht unter den ersten sechs der Tabelle zu finden sind. Zwar viele Balleroberungen, aber ebenso schnelle Ballverluste. Daher kein Spielfluss. Austria wäre fast ein Traumstart gelungen: Nach einer Minute traf Muharem Huskovic nach einem Freistoß von Dominik Fitz. Das wäre perfekt  gewesen: Vor einem Jahr erzielte Huskovic beim 2:1 gegen Rapid in Hütteldorf das Führungstor. Drei Tage später passierte der schwere Autounfall, der ihn bis Saisonende außer Gefecht setzte. Sonntag war sein erstes Derby beim Comeback. Fast hätte er wieder die violette Führung erzielt. Dagegen sprach, dass Andreas Gruber den Fitz-Freistoss per Kopf verlängerte. Dadurch stand Huskovic abseits. VAR Alan Kijas brauchte vier Minuten (!), um das zu erkennen. Gruber hätte die Austria in der Nachspielzeit der ersten Hälfte in Führung bringen müssen, scheiterte jedoch an Rapids Tormann Niklas Hedl.

Für Austria, die auf den im Abschlusstraining verletzten Manfred Fischer verzichten musste, fühlte sich das Unentschieden natürlich wie ein Sieg an. Mit zwei Mann weniger, mit zwei Viererketten das 0:0 leidenschaftlich verteidigt, wofür Dominik Fitz den Begriff „defensives Feuerwerk“ erfand, das soll viel Kraft für die nächsten Runden bringen. So redet man sich den schlechtesten Saisonstart in der 50 jährigen Bundesliga-Geschichte schön. Nur sechs Punkte in neun Runden gab es zuvor noch nie. In fünf der neun Partien wurde kein Tor erzielt. Die ständigen Reklamationen und Gesten von Trainer Michael Wimmer und seines Assistenten Ahmet Koc gegenüber dem – sehr guten – steirischen Schiedsrichter Alexander Harkam und dem vierten Offiziellen (Christian Petru Ciochirca) kamen zwar beiden Fans gut an, aber sie gehen an der Realität vorbei. Die Austria ist nicht wegen Fehlentscheidungen der Unparteiischen Zehnter.

Rapids Kapitän Max Hofmann sprach im „Sky“-Interview die Wahrheit. Redete von zwei verlorenen Punkten und davon, was Rapid mit zwei Mann mehr alles vermissen ließ: Tempo, Passqualität, Ideen, Durchbrüche über die Flügel. Anders als eine Runde zuvor gegen Sturm konnte niemand von einer Ergebniskrise trotz guter Leistung reden. Im Derby war es eine Qualitätskrise. Sowohl in Violett als auch in Grün-Weiß, wo nachher bittere Enttäuschung regierte, wie Trainer Zoran Barisic zugab: „Ich habe auch einen Spieler mit der nötigen Gier gesehen, ein Tor zu erzielen!“ Fally Mayulu war es sicher nicht. Ob Rapid den holländischen Verteidiger Neraysiho Kasanwirjo wirklich braucht, blieb auch nach dem Derby offen. Positiv war wenigstens, dass sich die Pyrotechnik-Zwischenfälle in Grenzen hielten. Im Finish fielen gegen Früchtl, als er provokant auf Zeit spielte und dafür auch die gelbe Karte bekam, Gegenstände aus dem Rapid-Fansektor, der nachher die eigene Mannschaft bei der Verabschiedung auspfiff.

Das einzige Tor der drei Sonntagsspiele fiel in Graz zum 1:0 (1:0) von Sturm gegen WSG Tirol. Der Volley von Abwehrchef Gregory Wüthrich aus 17 Metern war haltbar, Tirols Tormann Adam Stejskal sah nicht gut aus. Das zweite 0:0 des Sonntags gab es zwischen Hartberg und Altach. Für Altachs Trainer Joachim Standfest war es „Rasenschach“. Für Sturm und Hartberg gab es bei der Auslosung des Cupachtelfinales (von 31. Oktober bis 2. November) Schlagerpartien. Ex-Austria-Kapitän Markus Suttner zog nach dem Wiener Derby in der Generali-Arena das Grazer Duell zwischen Sturm und dem GAK, dem Tabellenführer der zweiten Liga. Hartberg empfängt Red Bull Salzburg. Rapid muss zum Schlusslicht der zweiten Liga nach Amstetten, für seinen Ex-Klub zog Suttner ein Heimspiel. Gegen die Austria aus Klagenfurt. Eine schwierige Aufgabe. Die Violetten vom Wörthersee haben sechs Punkte mehr als die aus Wien.

Foto: Mario Urbantschitsch.

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