Was soll man von einem Landesverbandschef halten, der im September in einem ORF-Interview erklärte, er könne mit Andi Herzog als Nachfolger von Marcel Koller sehr gut leben, aber dann im Oktober gegen ihn stimmte? Diese Frage muss sich der renommierte Vorarlberger Rechtsanwalt Horst Lumper gefallen lassen. Aber es ist passiert. Dienstag sass Franco Foda im Wiener Hotel Kempinski bei seiner ersten Pressekonferenz als Teamchef, fühlte sich als absolut erste Wahl, „denn sonst würde ich jetzt nicht hier sein“. Was ihn natürlich auch mit Stolz erfüllt. Das Lob für Vorgänger Marcel Koller kam erwartet, auch die Versicherung, eine intakte Mannschaft übernommen zu haben: „Gute Jungs mit Charakter und eigener Meinung.“ Daher ist Foda absolut überzeugt, mit ihnen künftig erfolgreich zu sein, viel erreichen zu können. Im Herbst 2018 in der neuen Nations League, danach in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2020: „Mir ist auch wichtig, dass die Mannschaft die Leute begeistert.“ Sich selbst bezeichnete Foda als authentisch, direkt, geradlinig, offen, aber auch als einen, mit dem man viel Spaß haben kann.
Der Teamchefjob bedeutet für ihn eine Ehre und eine neue Herausforderung. Die habe er bei aller Verbundenheit zu Sturm auch gesucht. Und als sich für ihn die zweite Chance bot, Österreichs Nationalteam zu trainieren, habe es für ihn keine langen Überlegungen gegeben. Kollers Arbeit will er fortführen, „aber jeder Trainer hat eigene Ideen, eigene Pläne, wie er seine Ziele erreichen will. Die muss ich den Spielern rasch vermitteln“ Das wird er nächste Woche beim Trainingslager in Marbella tun: „Es wird dort sicher viele Einzelgespräche geben.“ Was ihn von seinem Vorgänger unterscheiden wird, das verriet er nicht genau. Etwa, ob auch er Legionären, die bei ihren Klubs nicht zum Zug kommen, lange das Vertrauen schenken wird: „Man braucht einen Stamm, anderseits sollten die Spieler im Rhythmus sein.“ Nichts hält er davon die österreichische Bundesliga schlecht zu reden: „Da gibt es gute Spieler. Da sieht man doch daran, dass sie sich nach einem Wechsel nach Deutschland meist dort durchsetzen.“ Mehr Spieler aus der österreichischen Liga als bei Koller, das könnte passieren. Auch dass neue Gesichter im Kader auftauchen.
Die Frage nach der Position von David Alaba, den er als Topspieler bei einem Topverein sieht, kam für Foda nicht unerwartet: „Er spielt dort, wo es für die Mannschaft am besten ist.“ Ob Linksverteidiger oder doch im Mittelfeld, das ließ er offen: „Das hängt davon ab, mit welchem System wir spielen, gegen welche Mannschaft, mit welchem Plan.“ Von Kollers Trainerteam werden sein Assistent Thomas Janeschitz, der selbst um eine Vertragsauflösung per 31.Jänner gebeten hatte, weil dies seinen Werten entspricht, der englische Fitnessguru Roger Spry und der Sportpsychologe Thomas Graw bei Foda nicht dabei sein. Alle anderen übernimmt er.vorerst: Tormanntrainer Klaus Lindenberger, Sport-Wissenschaftler Gerhard Zallinger, Teamarzt Richard Eggenhofer, die Physiotherapeuten Michael Vettorrazi und Mike Steverding, den Sportmasseur Chris Ogris, die Zeugwarte Jovo Marjanovic und Walter Lachnit, den Kult- Busfahrer Stefan Kutsenits und Administrator Mario Margreiter.
Nach der Pressekonferenz begann die erste Kadersitzung. Mit dabei: Sportchef Peter Schöttel und U21-Teamchef Werner Gregoritsch. Der hat zum Termin des Nationalteams zwei wichtige Spiele in der EM-Qualifikation gegen Tabellenführer Serbien in der Südstadt (10.November) sowie in Skopje gegen Mazedonien. Vier aus dem letzten Koller-Kader könnten bei Gregoritsch spielen: Die Legionäre Max Wöber (Ajax Amsterdam), Kevin Danso (Augsburg), Valentino Lazaro (Hertha BSC Berlin) sowie Salzburg-Hoffnung Hannes Wolf. Auf wen Foda verzichtet, wird man Donnerstag wissen. Ab Mittwoch ist er wieder vier Tage lang nur Sturm-Trainer. Total fokussiert auf den Samstag-Schlager gegen Rapid, der mit 16.364 Zuschauern bereits restlos ausverkauft ist.