Die erste Niederlage in diesem Jahr bedeutete für Deutschland das Ende bei der Heim-EM. Ein ganzes Land stöhnte nach dem 1:2 (1:1, 1:1) im Nachspiel gegen Spanien in einer Art vorweggenommenen Endspiel im Stuttgarter Viertelfinale auf, konnte es nicht fassen, dass es kein Sommermärchen gibt, Toni Kroos nicht mit dem EM-Titel seine Karriere beendet. Dabei war Deutschland ab der 70. Minute die klar bessere Mannschaft, die zu mehr Chancen kam. Aber das reichte nur, um durch den Ausgleich in vorletzter Minute durch den zur zweiten Hälfte eingewechselten Florian Wirtz ins Nachspiel zu kommen, nicht zu einem Happy End. Die Spanier kamen im Nachspiel nur einmal vor das deutsche Tor, das reichte zum Sieg.
Kroos hätte bei einem strengen Schiedsrichter schon in den ersten acht Minuten zweimal gelb sehen können. Doch der englische Referee Anthony Taylor wollte offenbar das letzte Match des Mittelfeldlenkers nicht auf diese Art beenden, übte Nachsicht und wollte im Verlauf der Partie dies kompensieren. Das passte auch nicht. Kroos schaltete durch sein erstes schweres Foul Spaniens Mittelfeldspieler Pedri aus, der ausschied. Für ihn kam Leipzig-Legionär Dani Olmo, der zum „man of the match“ gewählt wurde. Weil er das spanische Führungstor nach 52 Minuten erzielte, das Siegestor mit einer Flanke auf Mikel Merino vorbereitete. Der Kopfball des 28 jährigen Basken tat Deutschland besonders weh. Auch weil er sieben Jahre zuvor bei Borussia Dortmund nach einer Saison aus Fehlkauf aussortiert, an Newcastle verliehen wurde. Die Engländer verpflichteten ihn nach einem Jahr um sieben Millionen, verkauften ihn kurt darauf um zwölf an Real Sociedad. Bei Klub aus San Sebastian spielt Merino noch heute.
Es gab bei 1:1 eine entscheidende Szene, die in Deutschland für Endlosdiskussionen sorgte. Als bei einem Schuss von Jamal Musiala Spaniens Verteidiger Marc Cucurella nach 106 Minuten mit der Hand am Ball war (Bild). Acht von zehn Referees hätten Elfmeter gegeben, Taylor nicht. Der VAR sah keine schwere Fehlentscheidung, griff nicht ein, Taylor sah sich die Szene nicht nochmals an. Die vielen Schiedsrichterexperten der TV-Stationen hatten unterschiedliche Meinungen. Deutschland hilft´s nicht. Im Achtelfinale gegen Dänemark hatte Deutschland durch umstrittene Entscheidungen eines anderen Referees aus England, Michael Oliver, profitiert: „Ich bin nahe den Tränen“ gestand Teamchef Julian Nagelsmann mit glasigen Augen, „ich werd´ in meiner Karriere kein Heimturnier mehr erleben!“ Kroos meinte zu seinem Pensionsantritt nach außen hin gelassen: „Es ist sehr bitter, aber wir können auch in bisschen stolz sein. Es gehört dazu, dass wir heute traurig sind!“
Ein Nachspiel gab es auch im zweiten Viertelfinale zwischen Frankreich und Portugal in Hamburg. Da über 120 Minuten kein Tor fiel, kam es zum zweiten Elfmeterschießen des Turniers, bei dem der nach 106 Minuten ausgetauschte Kylian Mbappe nicht dabei war, das zweite mit portugiesischer Beteiligung. Wie im Achtelfinale gegen Slowenien. Doch diesmal hielt Keeper Diogo Costa nicht drei Elfmeter, sondern keinen. Weil alle fünf Franzosen (Ousmane Dembele, Youssuf Fofana von Adi Hütters Klub AS Monaco, Jules Kounde. Bradley Barcola und Linksverteidiger Theo Hernandez) perfekt trafen. Ein Portugiese vergab, Joao Felix traf nur die Stange. Frankreich damit durch das 5:3 am Dienstag im Münchener Semifinale gegen Spanien, auch eine Art vorweggenommenes Finale. Als erste Mannschaft der EM-Geschichte, die ohne aus dem Spiel erzieltes Tor unter die letzten vier kam. Bei Spanien sind Kapitän Alvaro Morata, der in der 120. Minute seine zweite gelbe Karte auf der Ersatzbank sah, Innenverteidiger Rubin Le Normand und Rechtsverteidiger Daniel Carvajal, der die gelb-rote Karte bekam, im Semifinale gesperrt.
Foto: MagentaTV.