Letzte Woche gab es bei drei Partien im Cupachtelfinale, in Leoben, Altach und Graz, umstrittene Entscheidungen der Schiedsrichter. Als Begründung musste das Fehlen des Video Assistant Referees, der erst ab dem Viertelfinale vorgesehen ist, herhalten. Am Wochenende war der VAR wie gewohnt in der Bundesliga im Einsatz. Dennoch kam es zu Fehlentscheidungen, die möglicherweise entscheidend waren. Bei Austrias 1:0 gegen Lustenau wegen des von Schiedsrichter Christian-Petru Ciochirca und VAR Dieter Muckenhammer übersehenen Elfmeters für die Vorarlberger beim Stand von 0:0. Einen Tag später standen nach dem 3:1 von LASK gegen Sturm Graz der Unparteiische Markus Hameter und VAR Gerhard Grobelnik in der Kritik: Sie ignorierten, dass dem Elfmeter für die Linzer, den Kapitän Robert Zulj vergab, ein Hands von Filip Stojkovic voranging. Keiner von beiden reagierte auch, als Stojkovic kurz nach der Pause beim Stand von 2:1 Ion Gorenc Stankovic im Strafraum niederriss.
„Ich frage mich, was die Herren im Keller machen. Die haben alle Möglichkeiten, es zu überprüfen. Wenn es so kritisch ist, soll man den Schiedsrichter auffordern, es sich selbst anzuschauen“, ärgerte sich Lustenaus Trainer Markus Mader nachvollziehbar auf Sky. Nur mit dem Keller lag er nicht richtig. Weil das VAR-Zentrum nicht im Keller ist, sondern seit Sommer 2021 in Räumlichkeiten eines Bürokomplexes im Wiener Bezirk Meidling. Ähnlich wie Samstag hatte sich Mader bereits am 24. Februar geärgert, als Lustenau beim ersten Match im neuen Linzer Stadion gegen den LASK durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit, der nie einer war, verlor. Damals saß der Schiedsrichter vom Austria-Spiel, Ciochirca, im VAR-Zentrum und griff nicht ein.
Sonntag fand Sturm-Trainer Christian Ilzer, dass sich alles erübrigt, wenn es nach dem Stojkovic-Foul an Stankovic keinen Elfmeter gibt: „Da verstehe ich nicht, wofür es den VAR gibt, der das überprüfen kann.“ Die Kritik verband er mit der an roten Karten für Trainer, die gleich Rot bekommen, wenn sie einen Meter aus der Coaching-Zone gehen. Passierte zweimal seinem Kollegen bei Wolfsberg, Manfred Schmid, der deshalb für insgesamt drei Spiele gesperrt wurde: „Foulerkennung wäre für mich der wesentlichere Schwerpunkt“, fand Ilzer. Womit er nicht falsch lag.
Bei den strittigen Punkten ging es sowohl in Wien als auch in Linz nicht um Abseitsentscheidungen, bei denen es seit der Rückrunde des Grunddurchgangs mehr Effektivität und Transparenz geben soll. Der große Streitpunkt bleibt, wann es ist eine schwere Fehlentscheidung, bei der sich der VAR beim Schiedsrichter melden muss und ihn zum Field Review geschickt. Das wäre sowohl beim Austria-Spiel als auch beim LASK-Sieg angebracht gewesen. Den großen Ärger um den VAR gibt es nicht nur in Österreichs Bundesliga, sondern auch in der deutschen. In der zuletzt Frankfurts Vorstand forderte, den VAR abzuschaffen, Leipzig-Trainer Marco Rose dafür plädierte, ihn nur für Abseitsentscheidungen heranzuziehen. In Österreich hieß es bei der Installierung de neuen, international erfahrenen Schiedsrichterchefs, Viktor Kassai, eine Saison wie die letzte dürfe sich nicht wiederholen. Der VAR-Ärger wiederholt sich. Obwohl Kassai mit György Ring einen VAR-Spezialisten an seiner Seite hat. Die einfache Erklärung: Auch im VAR-Zentrum sitzen vor den Monitoren Menschen. Warum sollten ihnen dort nicht ähnliche Fehler passieren wie den Schiedsrichtern am Rasen?
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