Fußball

Austria selbst mit vollen Hosen in Richtung Europacup

Wer gewinnt, der hat immer recht. Auch als Trainer, der in einem Heimspiel, das gewonnen werden muss, um die Chance, sich direkt für die Europa League zu qualifizieren, am Leben zu erhalten, zu Beginn nur drei Offensivspieler aufbietet,  zum x-ten Mal auf ein Duo in der Mittelfeldzentrale setzt, das bisher wenig Akzente setzen konnte. Aber das  2:0 (0:0) der Austria gegen Wolfsberg bestätigte die Marschroute von Trainer Robert Ibertsberger, sogar die Aufstellung mit James Jeggo und Uros Matic. Violett kam mit vollen Hosen Europa näher, überholte Sturm Graz, liegt vor der letzten Runde auf Platz vier, der reichen würde, nur einen Punkt hinter dem Dritten Wolfsberg. Um die Kärntner zu überholen, müsste die Austria nächsten Sonntag in Pasching den ersten Saisonsieg über Vizemeister LASK feiern. Und dann darf Wolfsberg nicht daheim Sturm. schlagen. Die Grazer verloren auch das letzte ihrer fünf Heimspiele in der Meistergruppe. Beim 1:2 (1:1) gegen Meister Red Bull Salzburg war auch Pech dabei. Sturm kann mit einem Sieg in Wolfsberg noch vor Austria landen, wenn die beim LASK keinen Punkt holt, Vierter werden, aber nicht mehr Dritter. Als Fünfter müsste die Austria doch ins Play-off.

Die es bis zur Pause nicht schaffte, gefährlich zu werden. Auch am Rasen gab es volle Hosen, Bis auf Kapitän Alexander Grünwald zeigte keiner die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Wenn die Bälle in den Strafraum Wolfsbergs kamen, stand dort ein Austrianer drei oder vier Abwehrspielern gegenüber. Oder es war gar kein Violetter in der „Box“, wie es so schön in der modernen Fußballsprache herrscht. Paradox, dass gerade aus einer solcher Situation nach 55 Minuten doch das Führungstor fiel. Grünwald sah den Chilenen Cristian Cuevas im freien Raum an der linken Außenbahn. Dessen Flanke verwertete Bright Edomwonyi, der einzige Austrianer im Strafraum, per Kopf zu seinem fünften Treffer der Saison. Zwischen vier Wolfsbergern, von denen sich der Deutsche Lukas Schmitz auf Manfred Gollner verließ oder auch umgekehrt. Aus der Fehleinschätzung entstand das erst siebenten Kopfballtor der Austria in 31  Runden.

Die zweite gelb-rote Karte für Jeggo in dieser Saison folgte fünf Minuten später. Aber Wolfsberg konnte dies nicht nützen. Im Gegenteil, kassierte nach einem Eckball von Grünwald sogar das 0:2. Durch das erste Saisontor  des 19jährigen Innenverteidigers Alexandar Borkovic. Holt ihn nicht wieder das Verletzungspech ein, müsste er eine feste Größte im Abwehrzentrum bleiben.  Das Können dazu hat er. Den Vorsprung brachte Austria über die Distanz, was für Stimmung unter den 11.250 Fans sorgte. Am Ende standen zwei Premieren: Der erste Heimsieg in der Meisterrunde, erstmals zwei Spiele hintereinander gewonnen. Und als Draufgabe erstmals seit 1. Dezember 2018 (2:0 gegen St.Pölten) zu null gespielt. Also ging Ibertsbergers Defensivmarschroute, die er wählte, um Wolfsbergs Konterstärke nicht zur Geltung kommen zu lassen, auf. Er wollte erst mehr Risiko nehmen, wenn die Kärntner müde werden. Doch nach Führung und Jeggos Rot gab´s nur noch die Devise Resultat halten. „Wir waren nicht aggressiv genug, um unseren ersten Matchball für Platz drei zu nützen“, gestand Wolfsbergs Trainer Christian Ilzer, „haben aber noch immer alles selbst in der Hand.“ Die Spekulationen um seine Zukunft behauptet er ausblenden zu können.

Ibertsberger redete auch über seine Zukunft: „Ich denke, dass mit solchen Resultaten meine Möglichkeiten steigen, bei Austria zu bleiben.“ Der Mannschaft lobte er, weil sie Charakter zeigte, er traut ihr auch einen Sieg beim LASK zu. Grünwald gab im großen violetten Jubel zu: „Die Erleichterung ist groß, jetzt ist wieder alles möglich.“ Damit meinte er Platz drei oder  vier. Auch zwei Spione des Wiener Erzrivalen Rapid sassen auf der Tribüne. Aus Didi Kühbauers Trainerteam beobachteten Manfred Nastl und Stefan Oesen mögliche Gegner im Play-off um den letzten Europa League-Platz. Wenn Grün-Weiß am 28,Mai daheim Mattersburg schlägt, ist momentan Sturm die wahrscheinlichste Variante, mit der sich Rapid  auseinandersetzen muss. Weil es den Grazern im Jubiläumsspiel zum 110. Geburtstag nicht gelang die Umstellungen von Salzburg Trainer Marco Rose zu nützen. Wie von ihm angekündigt, setzt er nach dem Meisterstück den gesamten Kader ein. In Graz sassen  Munas Dabbur und Diadie Samassekou auf der Bank, fehlten Xaver Schlager, Stefan Lainer und Freddy Gulbrandsen überhaupt im Kader. Aber es reichte zu drei Punkten. Weil Sturm zu viele Chancen ausließ. Trainer Roman Mählich zeigte sich zwar mit Leistung und Entwicklung der Verlierer zufrieden – aber es zählen die Ergebnisse. Und die lassen doch zu wünschen übrig.

Keine Chance mehr auf den Europacup hat St.Pölten nach dem 0:1 gegen den LASK. Auch die Niederösterreicher, die den Vertrag mit Tormann Christoph Riegler bis 2022 verlängerten, gewannen keines ihrer fünf Heimspiele in der Meistergruppe. Ihr wichtigstes Match der nächsten Zeit findet aber erst zwei Tage nach der letzten Runde statt. In Lausanne vor dem internationalen Sportgericht CAS. Da geht es um die Aufhebung der Transfersperre, die sehr, sehr wichtig wäre. Ansonst steht nächste Saison sicher der Abstiegskampf bevor.

 

 

Foto: © FK Austria Wien Media.

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