Am 26.April 1994 hatte Austria Salzburg im Wiener Happel-Stadion das erste Finalspiel gegen Inter Mailand im UEFA-Cup 0:1 verloren. 25 Jahre und zwei Tage später kann der Nachfolgeklub Red Bull Salzburg zum sechsten Mal hintereinander Meister werden. Mit einem Sieg beim Wolfsberger AC wäre bereits nach 28 Runden alles klar. Trotz Punkteteilung. Ohne hatte dies Salzburg bereits 2013/14 geschafft, eine Saison davor auch die Wiener Austria. Die Salzburger spielen zweimal innerhalb von vier Tagen in Kärnten. Sonntag beim ersten Matchball um das Meisterstück in Wolfsberg, Mittwoch das Cupfinale in Klagenfurt gegen Rapid. Da geht es um das erste Double unter Marco Rose zu seinem Abschied in Richtung Mönchengladbach.
Mittwoch beim 3:1-Heimsieg über Wolfsberg lag Salzburg bis zur 87.Minute 0:1 zurück. Die späte Wende bezeichnete Rose als eine Sche von Mentalität und Glaube bis zur letzten Minuten, stellte aber auch fest: „Wir können und wollen besser spielen. In Wolfsberg ist das aber immer schwierig.“ Sein Kollege Christian Ilzer hofft, noch einmal die Festung Salzburg so ins Wanken zu bringen: „Ich weiß nicht, ob wir dazu wieder im Stande sein werden.“ Selbst, wenn es gelingt, sie zu Fall zu bringen, würde das nichts daran ändern, dass Salzburg den sechsten Titel holt. Dann halt eine Woche später. Das wird der zehnte seit der Übernahme von Red Bull. Daher wird nächste Saison erstmals ein Meisterstern im Klublogo aufscheinen. Das ist bereits beschlossene Sache.
Für Ilzer und Wolfsberg geht´s darum, Platz drei zu halten. Bei einer Niederlage könne er weg sein, wenn Sturm Graz den LASK wie Mittwoch in Pasching auch daheim in der Merkur-Arena bezwingt: „Es fehlt überall so eine Kleinigkeit“, wusste LASK-Trainer Oliver Glasner auf seiner Abschiedstournee vor dem Wechsel nach Wolfsburg den Grund für das momentane Tief des Zweiten. Sein Gegenüber Roman Mählich ist gespannt darauf, ob es gelingt, Konstanz in die Leistungen zu bringen, nochmals so aufzutreten wie beim 2:1-Auswärtssieg. Aufhorchen ließ Sturms Trainer mit der Ankündigung, Sandi Lovric und Philipp Hosiner nicht mehr einzusetzen. Bei Lovric ist das die Reaktion, dass er den auslaufenden Vertrag mit Sturm nicht verlängern will. Innenverteidiger Lukas Spendlhofer hat dies hingegen getan. Bei Hosiner muss man schon die Gründe hinterfragen. Er hat zwar viel Verletzungspech gehabt, seit er in Austrias Meistersaison 2013 auch Schützenkönig war. Er mag nicht mehr so schnell sein wie damals, aber der Torinstinkt wird ihm mit 29 doch nicht ganz verloren gegangen sein. Nur gab ihm Mählich eigentlich keine faire Chance, dies zu zeigen. Trainiert Hosiner, dessen Vertrag bis 2021 läuft, plötzlich so schlecht? Oder sollte es wirklich so sein, wie man in Sturm-Kreisen erzählt, dass der Stürmer Hosiner seinen Defensivaufgaben für Mählichs Geschmack viel zu wenig nachkommt? Wenn die schon das entscheidende Kriterium für einen Stürmer sind, passt irgendetwas nicht.
Auch St.Pölten könnte Sonntag Wolfsburg überholen. Wenn´s gelingt, der Austria praktisch die letzte Chance noch auf Platz drei hoffen zu können, zu vermasseln. Die letzten vier Heimspiele gegen Austria haben die Niederösterreicher nicht verloren, dreimal dabei kein Tor kassiert. Gegen keine andere Mannschaft in der Bundesliga als die Austria gewann St.Pölten seit dem Aufstieg 2016 bisher 14 Punkte. Es sieht also nicht gerade positiv aus für den ersten Sieg von Violett unter Interimstrainer Robert Ibertsberger und in der Qualifikationsgruppe. aus. Auch wenn die Austria zum Unterschied vom 2:2 am Mittwoch wieder Kapitän Alexander Grünwald (Bild oben) und Michael Madl zur Verfügung hat. Mittwoch hatten 16:9-Torschüsse und 56 Prozent Ballbesitz nur zu einem 2:2 gereicht. Vielleicht auch, weil nur 43 Prozent der Zweikämpfe gewonnen wurden. Einfacher und konkreter nach vorne spielen, weniger leichtfertige Ballverluste, mehr Stabilität in der Defensive. so heißen die Vorstellungen von Ibertsberger: „Unsere Torgefährlichkeit und der Wille sind ja vorhanden.“
Mit jedem Match, das nicht gewonnen wurde, machen Namen die Runde, wer auf ihn folgen könnte. Der letzte war der 51jährige Dirk Schuster, nicht verwandt oder verschwägert mit dem berühmten blonden Engel Bernd Schuster. Sondern in der DDR, in Chemnitz geboren. Als Spieler trug er 1990 viermal den DDR-Teamdress, nach dem Mauerfall spiele er auch für Deutschland. Er gehörte 1994 zu der Mannschaft von Karlsruhe mit Oliver Kahn im Tor, die Valencia daheim 7:0 deklassierte, dann im UEFA-Cup-Semifinale an Austria Salzburg gescheitert war. 19917 stieg er gemeinsam mit Toni Polster beim 1.FC Köln in die zweite Liga ab, im Herbst 2000 war er Legionär bei Admira, bestritt ein Spiel mit Peter Stöger. Als Trainer steht er für den Durchmarsch mit Darmstadt von der dritten in die erste Liga und den Klassenerhalt zwischen 2012 und 2016. Dann wechselte er nach Augsburg, wo er ach vier Monaten auf Rang 13 gehen musste. Im Herbst 2017 holte ihn Darmstadt, inzwischen wieder in Liga zwei und in Abstiegsgefahr zurück. Die Rettung gelang nach elf Spielen ohne Niederlage. Heuer war es im Februar nach nur einem Sieg in zehn Runden vorbei. Aber r hinterließ eine intakte Mannschaft.
Schuster ist mehr als ein Gerücht, sondern ein ernster Gedanke von Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer. Sonst hätte der nicht mit Schuster bereits gesprochen. Und Schuster nicht seine Kontakte in Wien aktiviert, um sich nach der violetten Situation zu erkundigen.