Bisher schaffte es kein österreichischer Tormann, bei einem Klub in der Premier League die Nummer eins zu werden. Alex Manninger, der erste Österreicher, der vor 22 Jahren in Englands höchster Spielklasse zum Einsatz gekommen war, schaffte es zwischen 1997 und 2001 bei Arsenal nicht, Englands Teamtorhüter Dave Seaman zu verdrängen. 2016/17 ließ er seine Karriere bei Jürgen Klopp und dem FC Liverpool als Nummer drei hinter dem Deutschen Loris Karius und dem Belgier Simone Mignolet ausklingen. Seit neun Jahren versucht es Daniel Bachmann auf der Insel, seit er mit 16 von Austrias Akademie in die von Stoke wechselte. 2017 erwarb ihn Watford. Sonntag kommt er mit den „Hornets“ zum dritten Mal ins Trainingslager zum Stanglwirt bei Kitzbühel. Seine dringendste Bitte deponierte er bereits telefonisch bei Organisator Ralph Schader: „Bitte nicht wie letztes Mal wieder ein Zimmer im Keller.“
Letztes Jahr verlieh ihn Watford nach dem Tiroler Trainingslager nach Schottland an Kilmarnock. Dort brauchte der „Dan of Austria“ bis Anfang November, um Trainer Steve Clarke davon zu überzeugen, die bessere Lösung zwischen den Pfosten als der 32jährige Jamie MacDonald zu sein Aber ab der 13.Runde startete der 1,91 große Bachmann durch: In 25 Spielen nur 18 Tore kassiert, 14mal das zu null festgehalten. Am Ende kam Kilmarnock auf Platz drei hinter Triplegewinner Celtic und den Glasgow Rangers. Die starke Saison sprach sich bis nach London zu Watfords Chefetage durch, die bisher alle Anfragen für den Wiener abblockte. Der glaubt daher: „Ich bin einer viel besseren Ausgangsposition als die zwei Jahre zuvor, Ich bin zurückgekommen, um in der Premier League zu spielen.“
Das Problem ist nur die Vorliebe der englischen Klubs für routinierte Torhüter. Bei Stoke waren der 34jährige Lee Grant und der 40jährige Irländer Shay Given im Weg gestanden, bei Watford sind es der 36jährige Ben Foster und der 38jährige Brasilianer Heurelho Gomes, der eigentlich seine Karriere beenden wollte, aber sich dann doch dazu entschloss, als Back-Up weiter gutes Geld zu verdienen. Den Bonus. den Foster nach einer starken Saison beim spanischen Trainer Javi Gracia haben dürfte, kann Bachmann irgendwie verstehen: „Aber ich bin schon gespannt, wie es beim Ligastart am 10. August gegen Brighton aussehen wird.“ Bei Kilmarnock hat er gelernt, dass es Monate dauern kann, bis man sich durchsetzt. Das traut er sich jetzt wieder zu. Watfords 20jährigen schwedischen Tormannriesen Pontus Dahlberg sieht Bachmann derzeit nicht als Konkurrenz: „Er rechnet selbst damit, verliehen zu werden.“
Mit seiner Gattin Francesca und den zwei Kindern hat er bei Blackpool ein Haus bezogen. In Nähe der Schwiegereltern, in deren Betrieb er später einmal einsteigen könnte. Da geht es darum, alte Häuser zu kaufen, sie zu renovieren. Aber in England hat er beim Trend zu Routiniers noch mindestens zehn Jahre als Tormann vor sich. 16 Spiele bestritt Bachmann als dritter Keeper von Stoke in Österreichs U21, war dabei ein ähnlicher Rückhalt wie Alex Schlager im Juni bei der Europameisterschaft in Italien. Klar, dass seine Chancen auf das Teamdebüt steigen würden, sollte es ihm gelingen, die Nummer eins bei Watford zu werden. Teamchef Franco Foda beobachtete Bachmann bereits im Frühjahr bei Kilmarnock.