Als Spieler kam Damir Canadi in zwölf Jahren auf zwölf Klubs. Wenn nicht alles täuscht, wird er Freitag als Nachfolger von Mike Büskens Rapids präsentiert. Das wäre dann auch seine zwölfte Station als Trainer. Nach Leopoldsdorf, wo vor 15 Jahren seine Betreuerlaufbahn begann, Fortuna 05 (wo er Meister in der Wiener Liga wurde, den Klub an der Krottenbachstrasse mit dem Aufstieg in die Regionalliga Ost aber unschuldig heillos überforderte), Donau, Polizei, zweimal FAC, Lok Moskau, Simmering, den LASK Juniors, FC Lustenau und Altach, wo er im Jänner 2013 begann. Mit durchschlagendem Erfolg: Er führte die Vorarlberger in die Bundesliga, kam mit ihnen in der ersten Saison im Oberhaus sogar in die Qualifikation zur Europa League. Derzeit steht Altach punktegleich mit Sturm Graz auf Platz zwei. Diese Entwicklung bewog offenbar Rapids Führungsetage um Präsident Michael Krammer, eine Ablöse für Canadi ins Ländle zu überweisen, die grün weißen Probleme auf Kosten Altachs zu lösen versuchen
Rapid ist genau genommen die zehnte Adresse, in der Canadi als kompetenter Trainer das Sagen hat. Bei Lok Moskau und den LASK Juniors fungierte er als Assistent, in Russland gemeinsam mit Alfred Tatar. Die Chefs aus diesen Zeiten, der Ex-Austrianer Rashid Rachimow und Toni Polster behaupten in der Erinnerung, dass es in Sachen Loyalität schon noch Luft nach oben gegeben hätte. Aber egal, aktuell bei Altach profilierte sich Canadi als der Trainer in der Bundesliga mit dem cleversten Ideen. Mit Spielplänen, die jeden Gegner in Schwierigkeiten brachten. Mit einem Blick für das Potenzial junger Spieler (etwa Oberlin, Dovedan). Er kam auch mit einigen zurecht, die bei Austria und Rapid gescheitert waren. Etwa seinem Kapitän Netzer und Talent Zivotic, oder Prokopic und Lukse. Wenn er den Torhüter mit nach Hütteldorf nehmen könnte, wäre das auch eine Hilfe. In Vorarlberg erzählt man sich auch, dass Canadi und der Sportdirektor mit Rapid-Vergangenheit, Georg Zellhofer, selten auf einer Wellenlänge lagen. Aber sie rauften sich stets zusammen. Es sprühten die Funken, die aber Energien und Erfolge brachten.
Weil Canadi clever genug ist, wird er wissen, dass sein Altacher Erfolgsmodell nicht eins zu eins auf Rapid umzulegen ist. In Hütteldorf wird er sicher nicht die Fans mit Gesten auffordern müssen, ihre Reserviertheit abzulegen, lauter zu werden, aus sich herauszugehen. Dafür ist bei Rapid der Druck von der Tribüne viel, viel größer als im beschaulichen Ländle. Und was in Altach als Erfolg galt, könnte in Grün-Weiß schon etwas sein, das zu Nasenrümpfen in der Präsidiumsloge führt, vom Block West mit Pfiffen quittiert wird. Eines ist auch klar: Mit einer variablen Fünferabwehr zu agieren, wird bei Rapid nur selten möglich sein. Da heißt es nicht reagieren, sondern agieren. Canadi könnte da mit Recht einwenden, dass dies bei Altach zuletzt auch schon eingie Male ganz gut gelang. Das Startprogramm für den neuen Trainer, der sich anders als seine Vorgänger während des Spiels auf einem Zettel laufend Notizen macht, ist nach der Teampause in der derzeitigen Situation happig: Auswärts Meister Salzburg, dann die Europa League in Genk, wo verlieren verboten ist und danach Sturm Graz bei seiner Premiere als Rapid-Trainer in Hütteldorf. Wo er Rapid zuletzt am 15. Oktober mit seinem Defensivkonzept verzweifelt anrennen ließ. Gegen Außenseiter Altach gelang erst in letzter Minute mit zehn Mann der Ausgleich zum 1:1. Der 46jährige Canadi blieb als Trainer bisher im Schnitt 1,61 Jahre bei seinem Klub. Er gewann 51,7 Prozent seiner Spiele, verlor 27,2. Die Quote wird für einen Höhenflug, wie ihn bei Rapid alle von ihm erwarten, nicht reichen. Aber Canadi war ja auch noch nie zuvor bei einem Klub mit Möglichkeiten wie Grün-Weiß.
Canadis aktive Karriere litt an einem angeborenen Hüftschaden. Ein Highlight waren sicher 70 Minuten in Österreichs U 21 unter Didi Constantini: Am 3. September 1991 im Boavista-Stadion von Porto beim 3:2 gegen Portugal. Die Portugiesen boten reihenweise U19 und U 20-Weltmeister auf, darunter die späteren Weltstars Luis Figo und Rui Costa. Damals spielte Canadi mit einem zusammen, mit dessen Rauswurf im Juni Rapids Probleme wuchsen: Zoran Barisic. Canadi hatte dessen Arbeit bei Rapid in den Jahren zuvor stets äußerst positiv beurteilt.