Fußball

Das Duell um Platz eins wird sicher kein Leckerbissen: Salzburg wie unter Trapattoni

Der 23. April 2023 könnte ein historisches Datum in Österreichs Bundesliga werden: Weil an diesem Tag erstmals seit der Reform vor fünf Jahren der Tabellenführer in der Meisterrunde nicht Red Bull Salzburg heißen könnte. Seit 2019 gewannen die Bullen viermal hintereinander das Double, heuer gibt es diese Chance nicht mehr. Weil Sturm den Titelverteidiger im Viertelfinale des Uniqa-Cups im Elfmeterschießen eliminierte. Noch dazu in Salzburg. Sturm hat in dieser Saison keines der drei Spiele gegen Österreichs Nummer eins verloren, zwei gewonnen. Die Chance zum „Machtwechsel“ lebt. Die Erwartungen vor dem Spitzenspiel in elektrisierender Atmosphäre in der ausverkauften Grazer Merkur-Arena sind groß. Dort verlor Salzburg am 30. Juli in der zweiten Runde 1:2. Danach gab es wieder im Grunddurchgang noch in den ersten drei Spielen der Meisterrunde eine Niederlage. Trotz 17 Siegen und sechs Unentschieden liegt Salzburg nur zwei Punkte vor Sturm. Gewinnt die Mannschaft mit der besten Heimbilanz der Liga gegen die mit den meisten Auswärtssiegen (elf in Folge gelangen Salzburg erstmals in der Klubgeschichte), dann steht Sturm ganz oben.

Die Frage, warum es in dieser Saison so viel Spannung wie seit zehn Jahren nicht mehr gibt, ist berechtigt. Hat sich Sturm unter Sportchef Andreas Schicker und Christian Ilzer sensationell gut entwickelt oder wurde Salzburg durch Verkäufe doch schwächer? Da trifft beides zusammen. Zudem gefährdet eine lange Verletztenliste  den zehnten Meistertitel hintereinander. Ob die letzten drei Heimspiele ohne Sieg auch der Beweis dafür sind, dass es zwischen Mannschaft und Trainer Matthias Jaissle nicht mehr stimmt, wie  Salzburg-Insider schon zuvor behaupteten? Der „Bruch“ soll begonnen haben, als Jaissle im Herbst überraschend Max Wöber aus der Mannschaft stellte. Was Jaissle als brutal harte Entscheidung bezeichnete. Wöber, der zu den Führungspersönlichkeiten zählte, machte keinen Wirbel, zog aber seine Schlüsse, nahm im Winter das Angebot von Leeds an. Als Jaissle dies beklagte, wirkte das nicht sehr glaubwürdig. Bei Sportchef Christoph Freund schon.

Einen Leckerbissen darf man vom Spitzenspiel nicht erwarten. Dazu ist die Strategie und Philosophie der Trainer, von Christian Ilzer und Jaissle (Bild) zu ähnlich. Die heißt, den direkten Weg zum gegnerischen Tor zu suchen. Sturm hat zudem einige Spieler, die in Salzburg ausgebildet wurden. Als ersten lockte Schicker vor drei Jahren Verteidiger Jusuf Gazibegovic in die Steiermark, ein Jahr später folgten Mittelfeldmotor Alexander Prass, der immer mehr das dynamische Spiel von Sturm prägte und Innenverteidiger David Affengruber. Schicker holte beide ablösefrei aus der zweiten Liga von Liefering. Auch Kapitän Stefan Hierländer hat eine Red Bull-Vergangenheit. Von 2010 bis 2014 in Salzburg, die nächsten zwei Jahre in Leipzig, ehe er nach Graz wechselte. Ilzer erwartet  ein „besonderes Spiel“ auf Augenhöhe, das noch keine Entscheidung im Titelrennen bringen wird. Vielleicht bewahrheitet sich wieder die Theorie, dass die beste Defensive Titel gewinnt. Salzburg blieb in 14 der ersten 25 Spiele ohne Gegentor. Das gelang erstmals seit der Saison 2006/07. Damals unter Defensivprofessor Giovanni Trapattoni.

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