Achtmal hintereinander war Bayern München zuletzt in der Bundesliga in Rückstand geraten, ohne eine dieser Partien zu verlieren. Letzten Sonntag wurde ein 0:2 gegen Mainz in ein 5:2 verwandelt. Fünf Tage später lief es Freitag in Mönchengladbach ganz anders: Bayern nicht in Rückstand, sondern nach 26 Minuten 2:0 in Führung. Aber schon zur Pause hieß es 2:2, nach 48 Minuten 2:3. Und das holte Bayern trotz optischer Überlegenheit nicht mehr auf. Daher stand am Ende mit 2:3 (2:2) die zweite Saisonniederlage des Meisters, der in den letzten zwei Partien fünf Tore kassierte. Das ist nicht Bayern-like. Verkehrte Fußball-Welt. Die „Bild“-Zeitung spottete: „Die Aufhol-Bayern sind die Aufgeholt-Bayern.“ So etwas ist David Alaba und Bayern schon lange nicht passiert. Alaba eigentlich sogar noch nie. Als die Bayern vor zehn Jahren letztmals 2:0 führten und danach 2:3 verloren (am 5. Februar 2011 beim 1. FC Köln) war Alaba an Hoffenheim verliehen.
67 Prozent Ballbesitz, 88 % Passqualität, 28:5-Flanken, aber am Ende 2:3-Tore. Da jubelten die Ex-Salzburger eine Mönchengladbach. Trainer Marco Rose, seine Assistenten Alexander Zickler und Rene Maric, Stefan Lainer und Hannes Wolf, der in den letzten 14 Minuten spielte.“Es ist bekannt, wie Bayern spielt. Sie werden wieder hoch stehen und verteidigen, wir werden die Räume bekommen, die wir nützen müssen“, hatte Rosse vorher bei DAZN erklärt. Und diese Räume wurden genützt. Aus einem Fehlpass von Weltmeister Benjamin Pavard zu Leroy Sane entstand Gladbachs Konter zum 1:2, womit nach 35 Minuten das Spiel kippte. Knapp vor der Pause führte ein Ballverlust von Joshua Kimmich im Mittelfeld zum Ausgleich. Bei beiden Treffern lief Torschütze Jonas Hofmann Niklas Süle davon und allein auf Manuel Neuer zu. Dessen Wutschreie sprachen Bände. Letzte Saison kassierte er nur 32 Tore, jetzt sind es nach 15 von 34 Runden schon 24. Zehn Spiele hintereinander spielte Bayern nicht mehr zu null. Dabei ist Neuer derzeit die einzige Konstante in der Defensive. So etwas passierte zuletzt vor 16 Jahren. Die Kritik wird garantiert auch vor Alaba nicht Halt machen. Obwohl er keine Schuld an den Gegentoren hat, behaupteten manch, er sei vor Gladbachs Siegestor zu spät in Richtung des Schützen Florian Neuhaus herausgerückt. Dabei leitete die Aktion ein katastrophaler Fehlpass von Süle im Spielaufbau ein.
Mönchengladbach verteidigte im Finish mit einer Sechserabwehr den Vorsprung, ließ keine klaren Chancen der Bayern, denen nichts Entscheidendes einfiel, mehr zu. An Stefan Lainer gab es an diesem Abend praktisch kein Vorbeikommen. Weder für Douglas Costa, noch später für Kingsley Coman oder für Linksverteidiger Alphonso Davies bei seinen eher seltenen Vorstößen. Überdies sorgte Lainer mit seinen Sprints nach vorne öfters für Entlastung. Eine starke Vorstellung des Teamverteidigers, dessen Prognose sich bewahrheitete: „Wir können die Bayern schlagen!“ Und daher konnte er nachher behaupten: „Wir sind alle über drei sehr wichtige Punkte gegen eine Weltklassemannschaft sehr glücklich.“ Die holte Mönchengladbach gegen Bayern seit 2017 in vier Hinrunden hintereinander. „Wir haben uns das selbst zuzuschreiben“, klagte Bayerns Trainer Hansi Flick, „Gladbach nützt unsere Fehler sehr effizient aus. Wir trafen in der Verteidigung mitunter unglückliche Entscheidungen, Kleinigkeiten haben entschieden.“ Rose empfand den Sieg am Ende als verdient, „weil wir uns das Glück erarbeitet haben!“