Platz drei belegte die Vienna in der letzten Saison der zweiten Liga. Daher galt bei Österreichs ältesten Fußballklub die Devise, wieder oben mitzuhalten. In den erste elf Runden gelang dies nicht ganz: Sechs Siege, ein Unentschieden, vier Niederlagen, fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer Admira. Die Konstanz fehlte. Sportchef Andreas Ivanschitz beschäftigt sich überdies mit dem Umbruch, gibt Talenten den ersten Profivertrag. Letzte Woche dem aus der Austria-Akademie gekommenen 20 jährigen Mittelfeldspieler Dean Titkov, als nächsten dem neuen Liebling der Vienna-Fans. Das ist der 18 jährige Rechtsverteidiger Kelechi Nnamdi (Bild), in dem sie den „jungen Alaba“ entdeckt haben wollen. Er unterschrieb bei Blau-Gelb bis 2027. Parallelen zu Alaba? Die Eltern sind aus Nigeria so wie Alabas Vater. Nnamdi wurde bereits in Wien geboren so wie Alaba. Er fällt auf so wie der junge Alaba in seinen Anfangszeiten bei Austria. Allerdings ist er doch ein anderer Spieler: Die größte Stärke ist die Dynamik und Schnelligkeit. Eigentlich „unmöglich“, ein Laufduell gegen ihn zu gewinnen. In der Präzision mit dem Ball hält Nnamdi allerdings den Alaba-Vergleichen nicht stand. Da ist noch Luft nach oben. Aber was noch nicht ist, kann ja bei einem 18 jährigen noch werden.
Nnamdis Karriere verlief ungewöhnlich. Er spielte in Rapids U 14, wo ihn Gernot Sick, der steirische Nachwuchsscout von Red Bull Salzburg, entdeckte. Der ehemalige GAK-Mittelfeldspieler, der auch zwei Länderspiele bestritt, das Debüt unter Hans Krankl 2004 beim 2:2 gegen England in Wien feierte. Den Ausgleich zum 2:2 erzielte damals der Teamkapitän, der jetzige Vienna-Sportchef Ivanschitz. Sick lotste Nnamdi an die Salzburg-Akademie, bat zugleich einen renommierten Berater, sich um Nnamdi zu kümmern. Walter Künzel, der die erfolgreichen Karrieren von Philipp Lienhart, Max Wöber, Florian Kainz und Louis Schaub begleitete, jetzt gemeinsam mit dem Salzburger Thomas Böhm für die Agentur „you first“ aktiv ist, erfüllte Sick die Bitte. Nnamdi spielte in Salzburg von der U 15 bis zur U 18 in allen Nachwuchsteams, erlitt in der Zeit aber zwei schwere Verletzungen. Als sich abzeichnete, dass der Sprung zu Liefering nicht klappen wird, lotste Künzel Nnamdi zurück nach Wien zur Vienna. Dort begann er bei den Amateuren, deren Trainer damals Mehmet Sütcü hieß, empfahl sich beim Aufstieg in die Wiener Liga für mehr. Sütcü wurde im Frühjahr Trainer bei den Profis, holte im Sommer Nnamdi zu sich in den Kader.
Ende September ergab sich für den ehrgeizigen Nnamdi durch einige Ausfälle die Chance zum Debüt. Die nützte er, trotz 2:3 in Bregenz. Seither bestritt er jedes Spiel, bisher sind es fünf. Zweimal wählten die Vienna-Fans den „jungen Alaba“ in Blau-Gelb zu ihrem „man of the match“. Auch Ivanschitz sieht offensiv als auch defensiv viel Qualität. Abwarten, ob es Nnamdi ähnlich weiter nach oben geht wie für den jungen Alaba. Der war mit 18 allerdings schon bei Bayern München, hatte die Debüts in Champions League und Bundesliga so wie für Österreichs Team hinter sich. Für Nnamdi ist es derzeit das Beste, sich in Wien zu entwickeln.