Fußball

Der Urknall in Tirol: Thomas Silberberger sucht nach elf Jahren neue Aufgabe

Von den Trainern in der deutschen Bundesliga ist der50 jährige Frank Schmidt beiHeidenheim, der den Klub ab 2007 von der Viertklassigkeit in die Bundesliga führte, am längsten im Amt. Der  58 jährige Christian Streich übernahm am 29. Dezember 2011 beim SC Freiburg. Der Kulttrainer verlängert seinen Vertrag jeweils nur um ein Jahr, überlegt derzeit, ob er dies wie gewohnt Ende März noch einmal tun wird. In Österreich kündigt der längstdienende Trainer Dienstag seinen Ausstieg an. Es bedeutet sicher einen Urknall beim WSG Tirol, dass Thomas Silberberger nach elf Jahren mit Saisonende aufhören wird, eine neue Herausforderung sucht, für eine andere Aufgabe bereit ist. Damit erwischte er auch die lokalen Medien am falschen Fuß. Denn die überlegten, ob Dienstagmittag im Gernot Langes-Stadion der Rücktritt von Präsidentin Diana Langes, der Einstieg einer Investorengruppe um Stefan Beckenbauer, den Sohn des verstorbenen Franz Beckenbauer oder ein neuer Hauptsponsor, ein Tiroler Bauunternehmen, bekannt gegeben wird. Mit Silberbergers Rückzug rechnete niemand.

Als er den Job 2013 übernahm, war Sportchef Stefan Köck noch nicht im Amt, lag WSG Wattens, wie der Klub damals noch hieß, auf Platz vier der Regionalliga West. Sechs Jahre später konnten sich Präsidentin Diana Langes, die nicht aufhört,  Köck und Silberberger über den Aufstieg freuen, wurde der Klub in den WSG Tirol mit der neuen Heimat am Innsbrucker Tivoli „verwandelt“. Der 50 jährige Silberberger hielt den Klub mit dem kleinsten Budget in der Bundesliga. Eine Riesenleistung. Nur in der ersten Saison, die mit einem 3:1-Heimsieg über die Wiener Austria begann, gehörte Glück dazu, weil der Konkurs von Mattersburg die Rückkehr in die zweite Liga verhinderte. Die zweite Saison war die beste: Historischer 3:0-Auswärtssieg gegen Rapid am 13. Dezember 2020, Platz sechs, Qualifikation für die Meistergruppe. Auch die dritte konnte sich sehen lassen: Die Qualifikationsgruppe gewonnen, im Play-off-Finale um einen Europacupplatz gegen Rapid, in dem es zwei Niederlagen gab. Die vergangene Saison beendete WSG Tirol auf Platz sieben, derzeit ist der Klub Vorletzter. Hat aber sieben Punkte mehr als Schlusslicht Austria Lustenau.

Silberberger verhehlte nie, kein Fan der Punkteteilung nach 22 Runden zu sein, weil dies neuen Stress, sprich wieder Abstiegssorgen bringt, Nerven kostet. Zudem nervten ihn Probleme mit der Infrastruktur am Trainingsgelände in Wattens, zeigen die Fans in der Landeshauptstadt dem Klub aus Wattens die kalte Schulter. Viele schauen sich lieber Wacker Innsbruck an, auch wenn der Traditionsklubs derzeit nur in der fünften Liga spielt. Leere Ränge am Tivoli frustrieren. Zudem fehlt nach dem Ausstieg von Swarovski der Hautsponsor, mit dem an mehr denken könnte, als nicht abzusteigen. Silberberger ist überzeugt, sein „Lebenswerk“ in der Bundesliga zu übergeben, Köck sprach von einer „genialen Ära“ seines Freundes. Er denkt bei der Suche nach dem Nachfolger an eine österreichische Lösung. Als Aktiver hat Köck beim FC Tirol mit „Zoki“ Barisic zusammen gespielt. Mit ihm ist er auch befreundet. Zwar nicht so eng wie mit Silberberger, aber doch.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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