Fußball

Die Admira ist der Trainerfriedhof der Liga

Für Admiras Manager Amir Shapourzadeh zählten Fotos mit einem neuen Trainer schon zur Routine. Das mit Zvonimir Soldo (oben rechts) und seinem Assistenten Fabijan Kolmjenovic war bereits das dritte seit dem Beginn der vergangenen Saison, also seit Juli 2018. Denn in der Südstadt steht der Trainerfriedhof der Liga, fließt viel Geld in Trainerabfertigungen, vielleicht sogar mehr als in Spielergehälter. Dort amtiert derzeit bereits der vierte Trainer in den letzten 19 Monaten.  Sturm Graz, Wolfsberg, die Wiener Austria und St.Pölten und Wolfsberg kamen mit je drei aus, Red Bull Salzburg, der LASK, Rapid und Altach mit je zwei. Die Trainerkonstanten in dem Geschäft sind Markus Schopp bei Hartberg und Thomas Silberberger bei WSG Swarovski Tirol. Beide amtieren seit Sommer 2018, Silberberger überhaupt schon 1.Juli 2013. Er begann in der Regionalliga West, über die zweite Liga ging es dann 2019  in die Bundesliga. St.Pölten, Wolfsberg und Mattersburg können für sich in Anspruch nehmen, zum Wechsel durch Abwanderungswünsche ihrer Trainer gezwungen worden zu sein. Bei Wolfsberg passierte dies gleich zweimal. Aus eigenem Antritt beendeten ihren Job  in diesen 19 Monaten Didi Kühbauer in St.Pölten, Klaus Schmidt in Mattersburg, Christian Ilzer und Gerhard Struber in Wolfsberg sowie Marco Rose und Oliver Glasner beim LASK, weil sie in die deutsche Bundesliga wechselten.

Dienstag Mittag durfte Shapourzadeh nach dem ersten Training von Soldo den 52 jährigen Kroaten präsentieren. Dabei klang auch durch, dass es ihm noch immer um Reiner Geyer, den er im September nach sechs Runden ohne Sieg „opfern“ musste, leid tun, dass dessen Beurlaubung eigentlich gegen seinen Willen geschah. Felix Magath, der in Wahrheit seinen ehemaligen Spieler und Co-Trainer holte, war zwar auch in der Südstadt, ging aber zur Präsentation nicht mit. Weil er offiziell keinen Posten bei Admira hat. Aber als „Global Soccer Chef“ von Flyeralarm eindeutig das Sagen. Wartete im Trainerzimmer, bis Soldo alles erledigt hatte, ehe er mit ihm wegging. Schon Montag hatte es stundenlange Gespräche zwischen Magath und Soldo gegeben. Danach hatte Soldo auch einen ehemaligen  Mitspieler aus den Erfolgszeiten beim VfB Stuttgart angerufen, nämlich Franz Wohlfahrt. Ein Treffen mit dem Ex-Austria-Sportchef wird es in den nächsten Tagen geben: „Ich brauche noch viele Informationen“, gab Soldo zu.

Deshalb wird es noch viele Einzelgespräche mit den Spielern bis zum Start am Sonntag beim Kellerduell in Innsbruck geben. Dass Soldo die Zügel anzog, kam erwartet: Dienstag zweimal Training, auch Mittwoch. In der Woche davor gab es keine zwei Einheiten an einem Tag. Die Aufgabe bezeichnete der durchaus sympathische Soldo als „lösbar. Man braucht auch den Faktor  Glück. Aber ich will nicht vom Glück abhängig sein!“ Dass vor allem die geordnete Defensive sein Anliegen sein wird, sah er nicht so: „Es geht um die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive.“ Der Einfluss von Magath? „Ich werde mich täglich mit ihm austauschen“. Die Meinung eines Experten mit den Erfolgen und Erfahrungen wie Magath einzuholen, das kann kein Fehler sein.

Der Ruf, der  Soldo von seiner letzten Station als Cheftrainer beim 1.FC Köln nacheilt: Ein hochanständiger Mensch, fachlich kompetent, aber zu wenige Emotionen beim Training und beim Coachen mit unbewegter Miene. Ob das noch stimmt, wird man in Admiras zwölf Spielen bis zum sehen. Der größte Fehler, den Solo als Trainer in Deutschland gemacht habe, sei darin gelegen, bei seinen Spielern das gleiche vorauszusetzen, was sein Credo in der aktiven Karriere gewesen war. Alles dem Fußball unterzuordnen, um sich ständig zu verbessern.  Man darf annehmen, dass er daraus gelernt hat und diesen Fehler in  der Südstadt nicht wiederholen wird. Ansonst landet er als nächster am Admira-Trainerfriedhof.

Foto: Flyeralarm Admira.

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