Fußball

Die beste Wutrede von Ralf Rangnick seit dem Amtsantritt

Keine Fragen mehr, alles schien bei der letzten Pressekonferenz des Fussballteams Mittwochmittag vor dem Siebenstunden-Flug zum Nations League-Spiel gegen Kasachstan beantwortet zu sein. Aber dann meldete ich der Teamchef nochmals zu Wort. Im Namen der Spieler und in seinem. Zu aktuellen, kursierenden Themen. Was wann etwas mehr als fünf Minuten lang folgte, stand für Klasse, Stil  und Professionalität. Es war zwischen Klartext und Wutrede, was Ralf Rangnick ablieferte, seine beste Pressekonferenz seit dem Amtsantritt vor zweieinhalb Jahren. Das stand außer Diskussion. Das Motiv für Rangnicks starken Auftritt: Ärger über ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer, das Präsidium und wenige Medien.

Als er am 1. Mai, am Tag des Cupfinales in Klagenfurt, auch aus emotionalen Gründen das Angebot von Bayern München ablehnte, Teamchef blieb, habe er nie mehr Kompetenzen und eine Vertragsverlängerung gefordert. Diese Themen habe der Präsident ins Spiel gebracht, jedoch bis heute keine konkreten Gespräche darüber folgen lassen. Das störe ihn auch gar nicht, denn er wolle nicht mehr Kompetenzen. Und als erfolgsorientierter Mensch ist auch eine Vertragsverlängerung über die WM 2026 für ihn derzeit nicht interessant“ Hätte sich Österreich nicht für die Europameisterschaft qualifiziert, wäre ich schon am nächsten Tag nicht mehr Teamchef gewesen. Wenn wir  nicht die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 schaffen, dann bin ich am nächsten Tag nicht mehr im Amt!“ Klarer geht´s nicht mehr.

Was Rangnick im Nachhinein bedauert, ist seine Teilnahme an der ÖFB-Präsidiumssitzung vor zehn Wochen. Die auf Bitten von Mitterdorfer und des Klagenfurter Unternehmensberaters Walter Pirzl erfolgte, der im Auftrage von Mitterdorfer den ÖFB durchleuchtete und als Ergebnis das präsentierte, was ohnehin bekannt war: Generalsekretär Thomas Hellerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold harmonieren nicht. Rangnick präzisierte noch einmal, warum die Spieler, er und sein Staff für den Verbleib von Neuhold kämpfen: „Wenn man ihn von einem Tag auf den anderen weggibt, dann schadet das der Professionalität. Da müsste man einen gleichwertigen Nachfolger zur Hand haben oder einen noch besseren, wenn das ein Fortschritt sein soll.“  Dann erinnerte er daran, dass bei der Europameisterschaft auf den Trainingsanzügen die Devise „wir zeigen Gesicht“ zu lesen war. An dieses Motto würden sich derzeit sowohl die Spieler als auch er halten: „Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen!“

Ein klares Schlusswort. Kein Zweifel: Mitterdorfers Position wurde durch Rangnicks Wutrede nicht besser, nur „verzwickter“.

Foto: Canal+.

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