Der FC Salzburg vor den Play-offs zur Champions League gegen Ukraines Vizemeister Dynamo Kiew in Hochstimmung: Keine Niederlage in der Bundesliga, als einzige Mannschaft ohne Punktverlust Tabellenführer, Samstag auch ein „zu null“ geschafft, zuvor mit Spektakel Twente Enschede ausgeschaltet. Trainer Pep Lijnders wird diese Art von Fußball auch Mittwochabend beim ersten Duell in der ostpolmischen Stadt Lublin, 100 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, nicht ändern. Setzt sich die wieder durch?
So selbstverständlich, wie dies wieder neu euphorisierte Salzburg-Fans sehen, ist das nicht. Kiew kassierte in den zwei Drittrundenspieen gegen die favorisierten Glasgow Rangers kein Tor, gewann im Hampden-Park sogar 2:0. Das deutet auf mehr Qualitäten in der Defensive als bei Twente hin. Von Kiew gehörten fünf Spieler zu Ukraines EM-Kader, von Salzburg nur einer, die anderen (Strahinja Pavlvoic und Luka Sucic) sind inzwischen zu Milan und Real Sociedad gewechselt. Salzburg-Stürmer Petar Ratkov kam in keinem der drei serbischen Gruppenspiele zum Einsatz. So wie Kiews Tormann Georgiy Bushchan. Aber sowohl Abwehrspieler Olkesandr Tymchyk, Mittelfeldmotor Mykola Shaparenko und der 34 jährige Routinier Andrej Yarmolenko spielten sowohl gegen Rumänien, die Slowakei und Belgien, Volodymyr Brazhko war zweimal Partner von Shaparenko im Mittelfeld. So wie Salzburg gewann auch Kiew seine bisherigen Meisterschaftsspiele. Es waren nur zwei, Sonntag gelang in Lemberg gegen Karpaty ein 3:1.
Salzburg trainiert Dienstag noch wie gewohnt in Liefering, dann geht es mit einem Charterflieger nach Lublin, wo es einen kleinen Flughafen gibt. Zum 6:2 gegen Partizan Belgrad in der zweiten Runde kamen nur 4300 in Polen lebende Ukrainer in die 15.000 Zuschauer fassende Arena, zum 0:0 gegen die Glasgow Rangers 8300. Viel mehr werden es auch gegen Salzburg nicht sein. Sicher spielen wegen des Kriegs in der Heimat auch besondere Emotionen mit, wie ein Satz von Langzeitpräsident Igor Surkis beweist: „Wir kämpfen nicht um die Champions League und Millionen, sondern um die Ukraine!“ Darum haben Kiews-Spieler, wie am Bild Yarmolenko, vor Anpfiff die Ukraine-Fahne umgehängt.
Der Österreicher, den Surkis vor elf Jahren verpflichtete, wird Mittwochabend bei der Übertragungs-Premiere des französischen Pay-TV-Senders Canal+ im Wiener Studio als Experte neben Bayern Münchens Ex-Trainer Niko Kovac und seinem ehemaligen Mitspieler in Österreichs Team, Robert Almer, sowie Moderatorin Elisabeth Gamauf sitzen: Austria-Rückkehrer Aleksandar Dragovic. Er spielte in seinen drei Kiew-Jahren mit Yarmolenko, Kiews Trainer Oleksandr Shovkovskij war damals Tormann. Vor Ort in Lublin sind Thomas Trukesitz, die ehemalige Stimme von Teamchef Ralf Rangnick und Rangnicks Videoanalyst Stefan Oesen als Kommentatoren. Er prophezeit ein temporeiches Spiel, das der Schweizer Referee Sandro Schärer leitet.
Meister Sturm Graz wird laut Sportchef Andreas Schicker für die Champions League noch einen Stürmer und einen Mittelfeldspieler holen. Der Montag von Zweitligatabellenführer Ried um 500.000 Euro geholte 19 jährige bosnische Linksaußen Belmin Beganovic ist aber nicht für die Königsklasse geplant, sondern zunächst für die zweite Mannschaft in der zweiten Liga. Schicker griff bereits im Juli bei einem an der Rieder Akademie ausgebildeten Spieler zu: beim 18 jährigen Defensivspieler Arjan Malic.
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