Fußball

Eigentlich ist Markus Schopp der Trainer des Jahres

Jesse Marsch blieb mit Meister Red Bull Salzburg in seinen ersten 18 Bundesligaspielen ohne Niederlage, was vor ihm noch keinem Trainer gelang. Valerien Ismael schaffte zum Einstand beim Vizemeister LASK 13 Siege in 18 Spielen, was neuen Klubrekord bedeutet, der bisher von Otto Baric und Johann Kondert mit elf Siegen in diesem Zeitraum hielten. Sicher sind das bemerkenswerte Leistungen. Aber dennoch verdient eigentlich ein Österreicher den Titel des Trainers des Jahres. Nämlich Markus Schopp mit Hartberg. Weil es sicher schwerer ist, Hartberg auf Platz sechs zu bringen als Salzburg und LASK auf die Plätze eins und zwei oder Rapid auf Rang drei. Noch dazu, wo es doch fast als „Regel“ gilt, dass für einen Aufsteiger ist die zweite Saison schwerer als die erste. Hartberg lebt derzeit fast das Gegenteil vor. Letzten Samstag fehlten nur sieben Minuten, um die erste Mannschaft zu Saison zu sein, die in 18 Runden Salzburg besiegen konnte. Dennoch war nachher der Jubel groß. Auch wenn Schopp bemerkte, eigentlich wäre mehr möglich gewesen.

Mitunter musste der 45 jährige Ex-Teamspieler in seiner zweiten Saison als Cheftrainer in der Bundesliga mitunter nach Katschen seinen Kollegen gratulieren wie nach dem 0:5 gegen Austria Christian Ilzer (Bild oben) oder nach dem 2:7 in Salzburg Marsch, aber es ist doch beachtlich, was er mit bescheidenen Mitteln im Vergleich zur Konkurrenz auf die Beine stellte. Hartberg hat das zweitkleinste Budget der Liga (letzte Saison machte der Personalaufwand laut Bundesliga nur 2,693 Millionen aus, verdienten die Spieleragenten bei Hartberg nur 67.000 Euro) und dennoch mit fünf Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen eine bessere Heimbilanz als Rapid. Hartberg verzeichnete ein kleines Zuschauerplus (2,35 Prozent), der größere und populärere steirische Rivale Sturm Graz, der nicht mehr Punkte als Hartberg eroberte,  hingegen ein Minus von 5,3 Prozent. Hartberg ist noch immer dabei, mehr professionelle Strukturen aufzubauen. Da liegt Schopp Obmann Erich Korherr fast permanent fordernd im Ohr, findet bei der rührigen Präsidentin Brigitte Annerl stets eine Ansprechstation. Einen Sportdirektor kann oder will sich Hartberg (noch) nicht leisten.

Dabei begann die Saison mit dem überraschend Scheitern im Cup bei Toni Polsters Wiener Viktoria, einem Aufsteigers in die Regionalliga Ost, denkbar schlecht. Jetzt nach 18 Runden hat Hartberg fünf Punkte mehr als  vor einem Jahr  liegt statt auf Rag sieben jetzt auf Platz sechs, wäre in der Meisterrunde. Wo Hartberg auf Grund der Spielweise auch hingehört. Dieses Kompliment machte letzten Samstag Marsch in Richtung seines Kollegen. Zu Schopps Stärken gehört es, Spieler besser  machen zu können. Die Fortschritte des 23jährigen David Cancola, für den die Austria letzte Saison keine Verwendung mehr hatte, sind unübersehbar. „No Name“-Spieler wie Lukas Ried und Jürgen Heil machen Fortschritte,  Jodel Dossou wurde unter Schopp zum ersten Legionär aus Benin, der in der Bundesliga Tore erzielte. Rajko Rep kam mit 29 zu seinem Teamdebüt für Slowenien, Darko Tadic erzielte in 17 Spielen elf Tore. Genau so viele wie Rapids bester Schütze Taxiarchis Fountas, Mit 29 ist das die beste Saison von Tadic,  der bisher 146 Spiele für Hartberg machte und dabei 90-mal traf. Es verwundert fast, wenn man seit Wochen hört, dass Tadic nächste Saison Sportchef statt Spieler sein könnte. Oder vielleicht beides in Personalunion?

Diese Woche verlieh Sturm Graz sein 20jähriges Offensivtalent Michael Lema, mit dem Trainer Nestor el Maestro offenbar nicht ganz zu Rande kommt, nach Hartberg. Im Vertrauen, dass Lema bei Schopp besser wird. Ob der Weg von Schopp gemeinsam mit seinem Assistenten, seinem Freund und ehemaligen Mitspieler Jürgen Säumel, irgendwann von Hartberg zurück nach Graz, zu seinem Ex-Klub Sturm führen wird? Da müsste noch etwas mit Sturms Sportchef Günter Kreissl geklärt werden. Denn Schopps Abschied von Sturm verlief vor zwei Jahren nicht ohne Nebengeräusche. Schopp spielt in seiner aktiven Zeit während der vier Jahre in Italien bei Brescia eine Saison mit Pep Guardiola. Durfte ein Jahrzehnt später bei dem Startrainer hospitieren. Sowohl bei Bayern als auch bei Manchester City. Das erlaubt Guardiola nur wenigen, die er schätzt. Schopp hat sich dabei einiges abgeschaut. Als Realist weiß er genau, was er von Peps Ideen in Hartberg anwenden kann und was nichts bringen würde. Hartberg in der Meisterrunde, das wäre Schopps Meisterstück ohne Titelgewinn.

 

Foto: © FOTObyHOFER/Christian Hofer.

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