Sensationen durch Dorfklubs passieren im Fußball höchst selten, sorgen stets für große Schlagzeilen. Zuletzt in Österreich Zweitligist Stripfing mit dem 2:1 im Achtelfinale des Uniqa-Cups gegen Rapid. In Deutschland mischt ein Dorfklub sogar im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga mit: Der SV Elbersberg führt nach 16 Runden der zweiten Liga vor dem punktgleichen Traditionsklub aus der Millionenstadt Köln. Die Vereine aus anderen Millionenstädten, aus Berlin (Hertha BSC) und Hamburg (der HSV) liegen gar nur auf den Plätzen elf und acht, Schalke kämpft als 14. gegen Abstiegsängste. Am sensationellen Aufschwung von Elversberg, einer Gemeinde ohne Bahnhof im Saarland mit 7800 Einwohnern, 15 Kilometer von Saarbrücken entfernt, hat ein ehemaliger Spieler der Wiener Austria einen entscheidenden Anteil: Stürmer Fisnik Asllani ist mit zehn Toren und fünf Assist der beste Scorer der zweiten Liga, gehört zu den besten drei Spielern. Wer hätte ihm das im letzten Frühjahr zugetraut?
So lachen wie im roten Elversberg-Dress sah man Asllani in Violett selten. Auch in dem trug er die Nummer zehn. Sportvorstand Jürgen Werner holte den in Berlin geborenen 22 jährigen letzten Somme auf Leihbasis von Hoffenheim, handelte sogar aus, dass die Austria nur Teile seines Gehalts zahlen musste. Die Bilanz nach 21 Pflichtspielen stand nur bei fünf Toren und einem Assist. Allerdings musste Allani nach einem im Winter-Trainingslager auf Malta erlittenen Sehnenanriss praktisch drei Monate pausieren. Es war kein großes Thema, ihn nochmals auszuleihen oder zu kaufen. Daher überließ ihn Hoffenheim für 100.000 Euro für eine Saison Zweitligist Elversberg, der drei Jahre zuvor noch in der vierten Liga spielte. Bei der ersten Saison in der zweiten war auch ein Österreicher an Bord: Paul Wanner als Bayern-Leihgabe. In Elversberg qualifizierte er sich für die Bundesliga, spielt derzeit mitunter recht auffällig vorerst bis nächsten Sommer bei Heidenheim. Dann entscheidet Bayern, was mit dem 18 jährigen passiert.
Einer, der sich Asllanis Entwicklung genau anschaut, ist Hoffenheims neuer Sportvorstand, der von Sturm Graz gekommene Andreas Schicker. Asllanis Vertrag bei Hoffenheim läuft noch bis 2026. Inzwischen signalisierten Mönchengladbach, Werder Bremen, Freuburg und der VfB Stuttgart Interesse an Asllani. Die Marschroute von Schicker: Entweder verlängert Asllani bei Hoffenheim oder er wird im Sommer verkauft. Seit September ist er Teamspieler des Kosovo. Franco Foda, der Teamchef mit Österreich-Vergangenheit, ließ ihn bei der 0:3-Heimpleite gegen Rumänien in der Nations League von Beginn an debütieren. Inzwischen kamen vier Kurzeinsätze dazu,
Aber aktuell denkt Asllani nur daran, mit Elversberg Freitag durch einen Heimsieg gegen Schalke Winterkönig der zweiten Liga zu werden. Die 10.000 Zuschauer fassende nach Sponsor Ursapharm genannte Stadion ist wie fast immer ausverkauft. Es kommen mehr Zuschauer, als Elversberg Einwohner hat.
Foto: Imago.