Fußball

Erinnerungen an Bruno Pezzey und den verhängnisvollen 22. April 1986 in Bremen

Montag wäre Bruno Pezzey 70 Jahre alt geworden. Groß war nicht nur in Österreich der Schock, als am Silvestertag 1994 aus Innsbruck die Meldung vom Tod des 39 jährigen Pezzey kam. Herzstillstand bei einem Hobby-Eishockeyspiel. Der sympathische Vorarlberger war einer der besten Nachkriegsfußballer Österreichs.  In Verbindung mit dem in Lauterach geborenen 84 fachen Internationalen stehen Österreich erste WM-Qualifikation nach 20 Jahren, die 1978 österreichische Sternstunden in Argentinien brachte. Bis zum 3:2-Triumph von Corboda (Bild), durch den Weltmeister Deutschland heim geschickt wurde. Österreichs Abwehr mit Friedl Koncilia, davor mit Abwehrzentrum mit Pezzey und Erich Obermayer, konnte sich sehen lassen. Als Pezzey 1982 zum zweiten Mal bei der WM spielte, hatte er bereits mit Eintracht Frankfurt den UEFA-Cup und den deutschen Pokal gewonnen.  Nach Frankfurt war er nach der WM 1978 gewechselt, Wacker Innsbruck bekam für ihn umgerechnet 400.000 Euro. Nach heutigen Maßstäben war er ein „Schnäppchen“. 1983 holte ihn Werder Bremens legendären Trainer Otto Rehhagel nach Bremen. Da kostete Pezzey 675.200 Euro. Bei Werder spielte Pezzey unter anderem mit Rudi Völler zusammen, der sich immer gerne an Pezzey und seinen trockenen Humor erinnert. Deutscher Meister wurden sie zusammen nie, einmal waren sie knapp daran. Am 22. April 1986, der zu einem der bittersten Abende von Pezzey werden sollte.

Mit einem Heimsieg gegen Bayern München mit all seinen Stars wie Jean Marie Pfaff, Klaus Augenthaler, Sören Lerby, Lothar Matthäus wäre Bremen bereits vor der letzten Runde Meister gewesen. In der letzten Minute gab es Elfmeter für Bremen nach Foul an Völler. Michael Kutzop, der mit Pezzey im Abwehrzentrum spielte, traf aber nur die Stange. Er galt als sicherster Elfmeterschütze, verwandelte in seiner Karriere von 40 nur einen nicht, den gegen Bayern. So blieb es beim 0:0, der Schock war groß.  „Hast nachher Zeit zum Reden?“, fragte Pezzey, den aus Wien gekommenen Journalisten, den er schon seit einem Jahrzehnt kannte, im Kabinengang. Und fragte oft: „Was sagst denn jetzt? Wie kann´s das geben? Das ist wie ein Fluch!“ Hin und wieder fand er sein Lachen wieder, fiel ihm ein Schmäh ein. Zum Abschied weit nach Mitternacht gab es mir auf den Weg zurück nach Wien, noch die Prognose mit: „Wirst sehen, das geht Samstag nicht gut aus!“ Bremen führte zwar noch mit zwei Punkten Vorsprung, Pezzey sollte recht behalten: In der letzten Runde verlor Werder in Stuttgart 1:2, Bayern deklassierte Mönchengladbach 6:0, wurde dank der besseren Tordifferenz Meister. 1987 kehrte Pezzey nach Österreich zurück, gewann mit dem FC Tirol unter Ernst Happel noch einmal das Double, ehe er die Karriere beendete.

Mit seiner Klasse wäre er derzeit sicher einer der gefragtesten Abwehrspieler in Europa, würde zweistellige Millionensummen verdienen. Und er hätte sicher auch als Trainer eine ähnlich große Karriere wie als Spieler gemacht. Österreichs Unter 21-Teamchef war er bereits. Auch in Frankfurt gilt Pezzey als Legende. Seit zwölf Jahren  steht in der Hessen-Metropole im U Bahn-Bahnhof Willy Brandt ein Abbild von Pezzey, eine der 13 Säulen von Eintracht Frankfurt.

Foto: DPA.

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