Eine Ausstellung am Sparkasseplatz in Innsbruck sorgt ab Dienstag bis 11. Juli für Erinnerungen an den Wegbereiter des modernen Fußballs in Österreich: An Leopold Stastny, von 1968 bis 1975 Österreichs Teamchef, zuvor zwei Jahre lange Trainer von Wacker Innsbruck. Zuvor trainierte Stastny, der heuer 111 Jahre alt wäre, in seiner Heimstadt Bratislava Slovan, führte den Traditionsklub zu drei Meistertiteln. Mit Innsbruck scheiterte er 1966/67 am schlechteren Torkoeffizienten: Meister Rapid und Innsbruck waren punktgleich, in der letzten Runde gewann Rapid in der Südstadt gegen Admira 3:1, Wacker Innsbruck am alten Tivoli gegen Schwarz Weiß Bregenz 5:1. Bei 5:0 wären die Tiroler damals erstmals Meister geworden.
Die Stastny-Ausstellung ist der fairplay Initiative zu verdanken. Sie beschäftige ich mit einem Thema, über das Stastny selten sprach: Er war ein Überlebender des Nazi-Terros, seine Eltern wurden im KZ ermordet, er selbst überlebte, weil es ihm gelang, sich zu verstecken. Zur Eröffnung der Ausstellung kommen Dienstag auch Staastnys Tochter und Sohn, der in Prag lebt, Spieler aus seiner Mannschaft wie Kurt Jara, Walter Ludescher und Roland Eschelmüller. Mikael Stastny weiß, dass der 27. November 1973 der schwärzeste Tag im Fußball-Leben seines Vaters war. Damals verlor Österreich das Entscheidungsspiel um die Qualifikation für die WM 1974 in Gelsenkirchen auf Schneeboden als bessere Mannschaft 1:2 (1:0). Das Match war notwendig geworden, weil Österreich und Schweden nach der Qualifikation punkt- und torgleich waren. Damals zählten nicht dir direkten Duelle (in Wien gewann Österreich 2:0, in Göteborg Schweden 3:2), sondern gab es ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden, Gelsenkirchen liegt genau in der Mitte zwischen Wien und Stockholm.
Mit Ausnahme von Linksverteidiger Gerhard Breitenberger spielte praktisch der gesamte Kader des WM-Teams von 1978 noch in der Ära von Stastny, der auch für seinen trockenen Humor bekannt war. Von der Gelsenkirchen-Mannschaft waren fünf Jahre später Friedl Koncilia, Kurt Jara, Willi Kreuz und Hans Krankl gefeierte WM-Helden, in Stastnys letztem Spiel von seinem Rücktritt wegen eines Bandscheibenvorfalls, am 24. November 1975 im Budapester Nep-Stadion, spielten auch Robert Sara, Erich Obermayer, Bruno Pezzey und Herbert Prohaska. Apropos Nep-Stadion: Dort waren zwei Jahre zuvor, als Österreich in der WM-Qualifikation gegen Ungarn 2:2 spielt, mehr als 20.000 österreichische Fans, obwohl es zu dieser Zeit noch stundenlange Wartezeiten an der Grenzen gab. Also gelang es damals, für eine fast größere Begeisterung zu sorgen als derzeit unter Ralf Rangnick.
Zu Stastnys Lieblingsspielen gehörte Hans „Buffy“ Ettmayer, den er aus der Reserve der Wiener Austria nach Innsbruck holte, zum Teamspieler entwickelte, der später in der deutschen Bundesliga für Schlagzeilen sorgte. Es passte zu Stastnys „Unvollendeter“, dass der wegen seiner Schusskraft gefürchtete Ettmayer im Teamdress kein Tor erzielte, 1970 in der WM-Qualifikation gegen Vizeweltmeister Italien bei der 1:2-Heimniederlage einen Elfmeter vergab. Stastny brachte auch die Trainerausbildung in Österreich auf ein höheres Niveau, gründete als Pensionist gemeinsam mit dem damaligen Unterrichtsminister Fred Sinowatz 1985 die Schülerliga, war Ratgeber des Argentinien-Teamchefs Helmut Senekowitsch, der bei Wacker Innsbruck zu seinen Spielern gehört hatte. 1979 wanderte Stastny zu seinem Sohn nach Kanada aus, wo er 1996 knapp vor seinem 85. Geburtstag verstarb. In Wien gibt es zwar im 22. Bezirk einen Leopold Stastny-Weg, aber um die Stastny-Ausstellung bemühte sich in Wien keiner. Auch nicht der Fußballbund. Das ist sowohl schade als auch nicht nachvollziehbar.