Fußball

Ernüchternd und falsch historisch: Salzburgs schwerstes Europacup-Debakel

Ernüchternd und in dieser Form nicht zu erwarten. Viel mehr lässt sich zum 1:7 (0:4)-Debakel, mit dem sich der FC Salzburg bei Bayern München vor 25.000 Zuschauern aus der Champions League verabschiedete. Österreichs Meister zeigte nur in den ersten 15 Minuten, den großen Bayern weh tun zu können. Aber der bisher schnellste Hattrick in der Königsklasse, für den Robert Lewandowski zwischen der 12. und 23. Minute, sorgte, raubte den Salzburgern jegliches Selbstvertrauen. Sie liefen danach nur noch hinterher. Der Lichtblick: Das erste Champions League-Tor des für Junior Adamu eingewechselten 18 jährigen Dänen Maurits Kjaergaard zum 1:5.

Nach 61 Sekunden verhinderte Tormann Philipp Köhn bei Lewandowskis Schuss die schnelle Führung, nach drei Minuten hätte Nicolas Capaldo nach Vorarbeit von Karim Adeyemi Salzburg in Führung bringen müssen. Doch der Argentinier ließ sich zu lange Zeit, daher konnte Kingsley Coman noch eingreifen. Nach 12 Minuten nahm das Unheil seinen Lauf: Perfekter erster Kontakt von Lewandowski nach Comans halbhohem Pass, mit dem er sich um Wöber herumdrehte. Weltklasse, praktisch nicht zu verteidigen. Wöber versuchte, den Polen am Schuss zu hindern, traf ihn dabei am Fuss, Referee Clement Turpin zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Lewandowki schickte Köhn ins falsche Eck. Drei Minuten später die Möglichkeit zum Ausgleich, doch Manuel Neuer brachte die rechte Hand noch an den Schuss von Nicolas Seiwald. Fünf Minuten später eine ähnliche Situaton wie vor dem 1:0. Wieder traf Wöber Lewandowski am Fuß. Für Turpin war es Freistoß, für den VAR fand das Foul auf der Strafraumlinie statt, daher wieder Elfer. Den Lewandowski auf die gleiche Art wie den ersten verwandelte. Drei Minuten darauf kam er durch einen missglückten Ausflug von Köhn zum Hattrick innerhalb von 10:22 Minuten. Sein fünfter in der Champions League, in der er bisher 85 Tore erzielte. Beim 1:1 in Salzburg kein Torschuss von Lewandowski. Kein Tor von ihm in den letzten zwei Partien Bayerns gegen Frankfurt und Leverkusen. Drei Spiele ohne Lewandowski-Tor wären sehr ungewöhnlich gewesen.

Alles andere war nur Draufgabe. Nach 31 Minuten führte Bayern 4:0, weil Mo Camara vor dem Strafraum den Ball verlor und Köhn bei einem Schuss von Serge Gnabry nicht gut aussah. Thomas Müller, der gegen Leverkusen ins eigene Tor traf,  wollte dies auch  ins richtige tun, tat dies zweimal nach 54 und 83 Minuten. Ehe Leroy Sane für den Endstand sorgte. 1:7 hatte auch vor 63 Jahren der Wiener Sportclub im Viertelfinale des Europacups der Meister am 18. März 1959 im Bernabeu-Stadion gegen Real Madrid verloren. Nach einem 0:0 im ersten Spiel. Bei Real gab es damals einen vierfachen Torschützen: Alfredo di Stefano.

Es war am Ende ein historischer Abend. Aber nicht in der Hinsicht, in der sich das Salzburg wünschte. Durch den ersten Sieg einer österreichischen Mannschaft bei Bayern und den Aufstieg. Sondern leider falsch historisch: Es war Salzburgs höchste Europacup-Niederlage in der Red Bull-Ära. National war es das 0:7 gegen Rapid am Ostersonntag 2008 im eigenen Stadion. Man kann durchaus behaupten, dass eine Abfuhr wie in München nicht passieren darf. Sollte auch nicht. Dennoch wäre es ungerecht und falsch, alles schlecht zu reden, was mit Salzburg in Zusammenhang steht. Der Aufstieg ins Achtelfinale war ein Riesenerfolg. Den darf man nicht klein reden, auch wenn die Versuchung nach einem 1:7 dazu sehr groß ist. „Wir sind trotzdem stolz, was wir bis zu dem verpatzten Abend erreichten“, meinte Köhn. Ein richtiger Ansatz. Es zeigte sich leider zu brutal, dass der jüngsten Mannschaft der Champions League noch einiges zum Niveau der europäischen Topklubs fehlt. Das sah auch Trainer Matthias Jaissle zu: „Ein bitterer Abend!“

Eine Enttäuschung gab es auch für den Österreicher bei Bayern: Trainer Julian Nagelsmann nützte das Austauschkontingent, tauschte fünfmal. Marcel Sabitzer kam trotz Salzburg-Vergangenheit nicht auf den Rasen. Das musste auch Teamchef Franco Foda auf der Tribüne zu denken geben. So wie Bayern kam auch Liverpool ins Viertelfinale. Trotz 0:1 gegen Inter Mailand an der Anfield Road, der ersten Heimniederlage in dieser Saison.  Aber das Gesamtscore heißt 2:1 für Liverpool.

Foto: UEFA.

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