Vier Festnahmen und elf Verletzte – das ist die Bilanz der Polizei nach den von einigen Rapid-Fans ausgelösten Skandalszenen von Hartberg am Sonntag. Neun Verletzte waren Polizisten, zwei die festgenommenen „Vorsänger“ sprich Capos einer einzigen Fangruppe, die von den Behörden für den schlimmen Eklat verantwortlich gemacht wurden. Vier im Alter zwischen 30 und 34 Jahren wurden auf freiem Fuß angezeigt. Es waren nicht die Ultras, sondern ein Fanklub, der mit dem Buchstaben L beginnt. Mehrere von ihnen sollen alkoholisiert zum Stadion gekommen sein, eine Verhaftung bei den Einlasskontrollen löste den Wirbel aus. Eigentlich verwunderlich, dass der Einsatzleiter der Behörden das Spiel freigab, wenn meist vermummte Fans zuvor Polizisten mit Flaschen, Sperrgittern, Mistkübeln, Waschbecken, WC-Muscheln, Sesseln und Türen bewarfen, Bengalos einsetzten. Das war in erster Linie Hartbergs Präsidentin Brigitte Annerl und auch Rapids Geschäftsführer Steffen Hofmnnzu verdanken. Annerl nahm dann mit Ex-Rapid-Präsident Michael Krammer den verspäteten Ehrenankick des Spiels vor.
Die Rapid-Fans zerlegten den kompletten WC-Container, dazu die Kantine samt Kassa, ließen das Geld mitgehen. Hofmann, der bei der Fantribüne auch etwas vom von der Polizei eingesetzten Tränengas und Pfefferspray abbekam, versicherte Annerl noch während des Spiels, dass Rapid den von den grün-weißen Fans angerichteten fünfstelligen Schaden bezahlen wird. Montag wiederholt dies Präsident Alexander Wrabetz in einem Telefonat mit Annerl. In einer offiziellen Assendung zum schwarzen Sonntag für Grün-Weiß verurteilten Präsidium und Geschäftsführung (Bild) jegliche Form von Gewalt, kündigten an, jene Personen, die bei einem Fehlverhalten identifiziert werden, mit jenen Mitteln, die als Verein möglich sind, zu sanktionieren, bei der Aufklärung mit den Behörden selbstverständlich zu kooperieren. Allerdings wird Rapid in der Fanarbeit weiter auf den Dialog setzen.
Auch wenn das bisher wenig brachte. Beim Spiel war von den Fans mit Ausnahme von Sprechchören gegen die Polizei und Klatschen bei Beginn der Rapid-Viertelstunde nichts zu hören, auch als die Mannschaft nach dem Spiel zum Fansektor kam. Wie Ligavorstand Christian Ebenbauer Montag durchblicken ließ, wird die nach dem Herbstderby ausgesprochene bedingte Sperre des Fansektors bei drei Heimspielen gegen Spitzenteams (Sturm Graz, Austria Wien, Red Bull Salzburg und LASK) wohl schlagend werden, sobald der Verfahren beendet ist. Dazu kommt sicher noch eine neue Geldstrafe von bis zu 150.000 Euro. Rapid wäre gut beraten, jedes Urteil zu akzeptieren, auf einen Einspruch zu verzichten. Auch wenn damit Leute, die sich nichts zu Schulden kommen ließen, bestraft werden. Etwa, wenn sie ein Abonnement auf der Fantribüne besitzen. Da kommt auf Rapid auch organisatorisch noch einiges zu. Alles, weil eine Fangruppe die rote Linie missachtete und überschritt.
Durch die Ausschreitungen wurde fast die bedenkliche Leistung bei der 1:2-Pleite in den Hintergrund gedrängt. Hartberg hatte sieben Torschüsse mehr, Rapid gewann lediglich 47 Prozent der Zweikämpfe. Nur Innenverteidiger Serge Raux Yao verlor keinen. Trainer Robert Klauß macht in den Interviews zwar immer eine gute Figur, aber seine Eloquenz bringt sportlich nichts: „Wir müssen mehr Energie auf das Feld bringen, es war zu wenig Stimmung am Platz, zu wenig Leben. Jeder hat für sich gespielt, wir haben es von der ersten Hälfte an nicht richtig gewollt“. Das waren seine Worte in Hartberg, die man seit November öfters hörte. Aber es liegt in seiner Verantwortung, das endlich abzustellen. Wenn er Donnerstag nach dem Spiel gegen Banja Luka und Sonntag nach der letzten Runde des Grunddurchgangs ähnlich redet, dann wäre das sportliche Desaster perfekt. Im Jänner sprach Sport-Geschäftsführer Markus Katzer noch von guten Perspektiven in beiden Bewerben.
Foto: SK Rapid/Widner.
