Fußball

Europas Fan-Report: Österreich nur auf Platz 23

In Österreichs Bundesliga dauert die Wintertransferzeit erstmals nicht nur bis 31. Jänner, sondern bis zum 6. Jänner. Schluss ist erst zwei Tage nach dem Start in die letzten 16 Runden. Wer daran zweifelt, dass durch die Verlängerung neue Attraktionen ins Land kommen, die mehr Zuschauer anlocken, dürfte richtig liegen. Und mehr Fans hat die Liga dringend nötig, wenn man den europäischen Zuschauer-Report anschaut, den Dienstag die Vereinigung der Europäischen Profiliegen mit ihrem österreichischen Generalsekretär Georg Pangl veröffentlichte. Da geht es um den Bebobachtungszeitraum zwischen den Saisonen 2010/11 und 2016/17.  Danach müssten bei den Ligavorständen Christian Ebenbauer und  Reinhard Herovits ebenso wie bei den Vereinen die Alarmglocken läuten. In diesem Zeitraum zählt Österreich zu den Nationen, die mit einem Rückgang der Besucherzahlen zwischen zwei und fünf Prozent leben müssen. Den größten Zuwachs gab es in den sieben Jahren in Schweden (5,9 Prozent) und der israelischen ha´Al-Liga (13,7 Prozent).

Die konkreten Zahlen aus der Saison 2016/17. in der europaweit insgesamt 120 Milionen Zuschauer in die Stadien strömten: Die deutsche Bundesliga verteidigte  Platz eins mit dem besten  Durchschnittbesuch, obwohl es in England bei einzelnen Partien höhere Zahlen gab, die Auslastung der Stadien mit 94, Prozent über der von Deutschkand (91,27) liegt. Da scheint Österreich mit 46,09 Prozent auf Rang 16 auf. In der vergangenen Saison reichte es bei den Zuschauern nur zu Platz 23. Gerade noch vor Italien Serie B. Und das ist schlimm. Die Zuschauertabelle mit Zahlen:

Deutsche Bundesliga 42 388 Zuschauer pro Spiel im Schnitt

England (Premier League) 35 170

Spanien (La Liga) 26 247

Italien (Serie A) 22 870

Frankreich(Ligue 1) 20 499

Holland (Eredivisie) 19 287

England (Championship) 17 856

Deutschland /Zweite Liga) 17 815

Russland (Premier Liga) 11 733

Schottland (Premiership) 11 436

Schweiz (Super League) 11 139

Portugal (Primeira Liga) 10 546

Türkei (SüperLig) 10 028

Belgien (Eerste klasse A) 9 381

Polen (Ekstraklasa) 8 708

Ukraine (Premyer Liga) 8 605

Schweden (Allsvenskan) 7 844

Spanien (Segunda Division) 7 359

England (League One) 7 306

Frankreich (Ligue 2) 7 299

Norwegen (Eliteserien) 7 218

Dänemark (Super Liga) 7 004

Österreich(Bundesliga) 6972.

10.000 Zuschauer pro Schnitt heißt seit Jahren das Ziel von Ebenbauer. Mit Investitionen in die Infrastruktur und der Reform mit Zwölferliga samt Play-off ab der kommenden Saison will man das schaffen. Eigentlich ist es Wahnsinn, dass nicht nur die zweiten Ligen von England und Deutschland sondern auch die in Spanien und Frankreich mehr Zuschauer haben als die Bundesliga in Österreich. Und auch die League One, die dritthöchste Spielklasse in England mit Vereinen wie Wigan oder Blackburn. Mit einem Zuschauerschnitt von 10.000 wäre Österreichs Bundesliga in Europa um neun Plätze weiter vorne auf Rang 13. Hinter  der Türkei, aber noch vor Belgien. Der belgische Modus diente der von der Liga beauftragten holländischen Consulting-Firma Hypercube mit ihrem Chef Pieter Nieuwenhuis als Vorbild für die österreichische Reform. Ob das ein gutes Omen ist, dass die so erfolgreich sein wird, wie es die Liga jetzt prophezeit?

Dienstag war in Frankfurt der Neujahresmpfang der deutschen Liga. Unter den Gästen im Thurn und Taxis-Palais war auch Pangl. Und er hörte, wie der deutsche Ligachef Christian Seifert trotz Platz eins in Europas Zuschauerbilanz die Klubs kritisierte, weil sie sich zu schnell zufrieden geben, aus den vorhandenen Möglichkeiten mehr herausholen müssten. Klare Worte. Die irgendjemand auch in Österreich sagen sollte. Speziell an die Wiener Großklubs, vielleicht sogar an Doublegewinner Red Bull Salzburg, dem es bisher nicht gelang, für die Zuschauerresonanz, die sich die Mannschaft verdienen würde, zu sorgen. Auch wenn ein Plus hinter einer Zahl im Report der European Football Leagues steht. In der Relation zu den Einwohnerzahlen steigerte sich der Besuch in Österreichs Bundesliga um 0,08 Prozent. Spitzenreiter ist Schottland (0,21) vor Norwegen und der Schweiz (je 0,14).  Neue Ideen braucht die rot-weißrote Fußballszene, die über die Zwölferliga hinausgehen, über die Hoffnung auf das neue Stadion der Austria, über den bisher bestdotierten TV-Vertrag mit Sky auf Kosten des Free-TV. Ankündigungen allein sind zu wenig. Bessere Zuschauerzahlen zu haben als in Griechenland, Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien und Serbien darf kein Kriterium für Schönreden oder gar Zufriedenheit sein.

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