Fußball

Fan-Wirbel und Niederlage: Rapids Krise immer schlimmer

Zuerst tobten die Rapid-Fans in Hartberg und sorgten dafür, dass Schiedsrichter Sebastian Gishamer das Match aus Sicherheitsgründen erst mit 45 Minuten Verspätung anpfiff. Dann folgte eine schwache Leistung und mit 1:2 (0:0) die vierte Niederlage in den fünf Runden dieses Jahres. Damit ist der Platz in der Meisterrunde vor der letzten Runde des Grunddurchgangs in Gefahr. Weil die Linzer Klubs gewannen. Der LASK feierte gegen WSG Tirol mit 2:1 (1:1) erstmals in dieser Saison den dritten Sieg hintereinander. Alle nach Rückstand und mit 2:1. Das entscheidende Tor fiel erst in der 94. Minute durch Joker Robert Zulj per Kopf, womit die Tiroler zum dritten Mal hintereinander in der Nachspielzeit einen Treffer kassierten. Der LASK holte Rapid nach Punkten ein, liegt aber durch die direkten Duelle vor Grü-Weiß, ist Fünfter vor Rapid. Blau Weiß Linz hat nach dem überraschenden 2:1 (1:0) in Wolfsberg ohne vier Stammspieler, darunter Torjäger Ronivaldo, noch einen Punkt Rückstand auf Rapid, wäre bei Punktgleichheit aufgrund der zwei Siege im Grunddurchgang auch vorne. Das Tor zur ersten Niederlage der Kärntner in diesem Jahr schoss im Finish Simon Pirkl nach Vorarbeit von Simon Seidl, dem jüngeren Bruder des Rapid-Kapitäns, der in Hartberg nach einer Stunde ausgetauscht wurde. Damit kommt es nächsten Sonntag zu einem Familien-Fernduell. Bau Weiß-Trainer Gerald Scheiblehner schätzte die Chancen, Rang sechs zu erober, bereits mit 51 Prozent ein. Auf Kosten des Stadtrivalen? Der LASK hat die schwerste Aufgabe, muss zu Sturm Graz, auf den gesperrten Abwehrchef Philipp Ziereis und Branko Jovicic verzichtete.

Rapid-Geschäftsführer Steffen Hofmann sprach in Hartberg von viel Stress und einer heiklen Situation. Das ist untertrieben. Schön langsam müsst das Vertrauen des Präsidiums in Sport-Geschäftsführer Markus Katzer und Robert Klauß ebenso schwinden, so wie es beim erfolgreichen Wirtschafts-Geschäftsführer Marcus Knipping passierte. Bei ihm entschloss man sich letzten Dienstag zur Trennung. Bei Katzer und Klauß ist dies derzeit ausgeschlossen.  Rapid braucht Donnerstag und Sonntag zwei Heimsiege. Gegen Borac Banja Luka, um ins Viertelfinale der Conference League zu kommen, gegen GAK, um unter den ersten sechs zu bleiben. Nach den Leistungen dieses Jahres ist das keine Selbstverständlichkeit. In Hartberg gab es gegenüber dem 1:1 in Banja Luka fünf Umstellungen. Warum  Nikolaus Wurmbrand, dem besten Rapidler am letzten Donnerstag, nur auf der Bank saß, war trotz „Belastungssteuerung“ nicht ganz nachvollziehbar. Isak Jansson gehörte zur Startelf.

Nach dem Wirbel vor dem Match passierte bis zur Pause nicht viel. In der 48. Minute geriet Rapid mit nur zehn Mann, weil Jakob Schöller verletzt ausfiel und Winterkauf  Kouadio Ahoussou noch nicht eingewechselt war, in Rückstand. Aber das lag nicht an der Unterzahl, sondern an einem Fehler von Tormann Niklas Hedl, der schlimmer war als der bei der Derbyniederlage. Er ließ den Ball bei einem harmlosen Schuss von Donis Avdijaj nach vorne abprallen, Elias Havel nützte dies zu seinem ersten Saisontor. Als später auch die Austria-Leihgabe Muharem Huskovic nach Avdijaj-Pass traf, hatte Hartberg ein Tor mehr erzielt als in den vier Runden davor, den ersten Saisonsieg fixiert. Rapid antwortete mit dem Anschlusstor von Jansson, aber der Ausgleich von Ercan Kara per Kopf nach Flanke von Wurmbrand, der zur Pause statt Louis Schaub kam, zählte nicht. VAR Alan Kijas entschied auf Abseits, ohne eine Linie zu ziehen. Darüber regte sich Klauß sehr auf, bekam die gelbe Karte. Mit etwas Distanz gab er aber zu: „Wir haben zu wenig gebracht, es war nicht ausreichend, um zu gewinnen!“  Passierte in letzter Zeit zu oft.

Der Wirbel vor dem Spiel wird ein Nachspiel vor dem Strafsenat haben. Rapid droht mindestens eine hohe Geldstrafe. Vermummte Fans reagierten ihren Ärger über die Exekutive wegen Einlasskontrollen, Einwände gegen Transparente und einer Verhaftung durch Attacken auf die Polizei mit Bengalen und auch Holzlatten ab. Darauf wurde der Rapid-Sektor gestürmt, die Exekutive setzte Tränengas und Pfefferspray ein, machte laut „Sky“ auch vor älteren Zuschauern, Frauen und Kindern nicht Halt. Daraufhin flüchtete der ganze Gästesektor auf den Rasen. In erster Linie Hartbergs Präsidentin Brigitte Annerl, aber auch Hofmann gelang es, die Situation zu beruhigen, die Rapid-Fans gingen in den Sektor zurück. Nach Ausschreitungen beim vorletzten Wiener Derby gab es gegen Rapid eine Strafe auf Bewährung: Drei Heimspiele mit leerem Fansektor. Zu denen könnte es als Konsequenz auf den Eklat von Hartberg kommen.

 

Foto: APA/Scheriau.

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