52 Jahre ist es her, dass Eintracht Frankfurt im Finale des Europacups der Meister gegen Real Madrid 3:7 verlor. Trotz der Abfuhr durch vier Tore des legendären Ferenc Puskas und drei von Alfredo di Stefano galt dieses Match bis heuer als größtes der Klubgeschichte der Eintracht. Bis zu den Heldentaten in der Europa League. Betis Sevilla und Barcelona eliminiert, West Ham ausgeschaltet und als Krönung am 16. Mai im Ramon Sanchez Pizjuan-Stadion von Sevilla im Elfmeterschießen das Finale gegen die Glasgow Rangers gewonnen. Deshalb gibt es Mittwoch Abend in Helsinki das Duell um den europäischen Supercup gegen Champions League-Sieger Real Madrid, der als klarer Favorit geht. Es ist ein Kampf mit zweifacher österreichischer Beteiligung: David Alaba als Abwehrchef von Real, Oliver Glasner als Trainer des Außenseiters, der noch mehr als bisher gefeiert werden würde, sollte Eintracht wider alle Erwartungen erstmals Real Madrid bezwingen. Unter Glasner verlor Frankfurt bisher gegen noch keine spanische Mannschaft (2:1 und1:1 gegen Betis Sevilla, 1:1 und 3:,2 gegen FC Barcelona). Live zu sehen wird das im Free-TV bei Servus TV, bei dem Ex-Frankfurt-Star Jan Age Fjörtoft und Florian Klein im Einsatz sind, und bei Sky Austria mit Marc Janko als Co-Kommentator.
Für Glasner gab es im Vorfeld eigentlich nur schlechte Nachrichten. Am Freitag das 1:6-Debakel gegen Bayern München zum Bundesligastart, nach dem er auf der Pressekonferenz mit ruhiger Stimme sagte: „Trotzdem wollen wir gegen Real Madrid gewinnen!“ Montag verlor er bereits seinen zweiten Euro-Helden: Nach dem Kärntner Martin Hinteregger, der seine Profikarriere beendete, den serbischen Linksfuß Filip Kostic, der über die linke Außenbahn wirbelte, letzte Saison 22 Torbeteiligungen hatte (sieben Tore, 15 Assists). Der 29 jährige wechselt nach Italien zu Juventus Turin, Frankfurt kassiert für ihn 17 Millionen Euro Ablöse plus Boni. Der Kostic-Vertrag lief nur noch ein Jahr. Das war also quasi die letzte Chance, mit ihm sehr viel Geld zu verdienen. Die wurde genutzt. Aber das bedeutet zugleich eine Schwächung. Wie stark Hinteregger abgeht, sah man bereits Freitag.
Ganz anders die Situation bei Real Madrid. Start zur Titelverteidigung in der La Liga ist erst am Wochenende. Vorerst geht es darum, dass Real erstmals seit 2017 (2:1 gegen Manchester United) den Supercup holt. Das wäre für David Alaba bereits sein 31. Titel. Und das erst mit 30 Jahren. So eine Erfolgsbilanz hatte noch kein österreichischer Spieler und wird auch nie mehr einer aufweisen. Alaba gewann mit Bayern München zehn Meistertitel, war sechsmal Pokalsieger, holte fünfmal den deutschen Superpokal, gewann je zweimal die Champions League, den europäischen Supercup (2013 gegen Chelsea in Prag nach Elfmeterschießen, 2020 in Budapest gegen Sevilla nach Verlängerung 2:1) und die Klub-WM. In der ersten Saison bei Real, die für sein Erfolgsimage weit mehr brachte als die bei Bayern, feierte er den Triumph in der Champions League, in der Meisterschaft und in der spanischen Supercopa.
Allen Spekulationen, Alaba werde seinen Platz als Innenverteidiger an den von Chelsea ablösefrei gekommenen Deutschen Antonio Rüdiger verlieren, erteilte Reals Trainer Carlo Ancelotti bereits eine Absage: „David bleibt im Zentrum“, versicherte er. Warum auch etwas wechseln, das sich bewährt hat. Premiere hat in Helsinki eine neu entwickelte, halbautomatische Abseits-Technik, durch die VAR-Entscheidungen schneller als bisher fallen sollen.
Foto: Real Madrid.