Seit Mitte September bis zum vergangenen Wochenende waren sie sogar Spitzenreiter, die österreichischen Legionäre in der polnischen Ekstraklasa. Jetzt liegen Innenverteidiger Benedikt Zech (Bild oben, 23) und Mittelfeldspieler Srdan Spiridonovic mit Pogon Stettin nach der dritten Nederlage, der ersten auswärts (1:2 bei Cracovia Krakau), einen Punkt hinter Tabellenführer Wisla Plock auf Rang drei. Gleichauf mit Titelverteidiger Piast Gliwitz. Daher können sie trotzdem gemeinsam weiterhin den Moment genießen. Mitten im Spitzenkampf zu stehen, das ist ein Gefühl, dass Zech bei Altach mit Ausnahme weniger Wochen der Ära von Damir Canadi im Herbst 2016 nicht kannte. Auch nicht das frühere Austria-Talent Spiridonovic bei Admira, bei der er von 2015 bis 2017 gespielt hatte, ehe er nach Griechenland zu Panionios Athen wechselte. Von dort holte ihn Pogon Stettin im Juni um 150.000 Euro Ablöse. Zech kam ablösefrei aus Altach. Tauschte damit Abstiegsängste gegen kleine Titelhoffnungen.
Es gibt noch einen dritten Österreicher in Stettin, der allerdings nicht zum Stammpersonal zählt: David Stec, früher Rechtsverteidiger bei St.Pölten. Zech bestritt zwölf von 13 Partien in dieser Saison, Spiridonovic kam zu zehn Einsätzen mit drei Toren und einem Assist. Trainiert werden sie von einem in Wien geborenen Deutschen: Kosta Runajic arbeitete zuvor in Deutschland bei Darmstadt, MSV Duisburg, Kaiserslautern und 1860 München. Als der 48jährige vor zwei Jahren in Stettin unterschrieb, war Pogon Letzter: „Er hat seinen unerschütterlichen Glauben und seien Leidenschaft auf Mannschaft und Umfeld des Klubs übertragen“, erzählt Zech. Runajic kann mit vielen Freiräumen arbeiten.
In einer Liga, die ausgeglichener ist, physisch mehr abverlangt als die in Österreich. Die ersten sieben, liegen innerhalb von vier Punkten. Das wie letzte Saison eine Sensationsteam wie Piast Gliwitz Meister wird, wäre in Österreich wegen Red Bull Salzburgs Vormachtstellung undenkbar. Das Highlight von Zech und Spiridonovic bisher mit Stettin: In der ersten Runde bei Legia Warschau der erste Sieg seit 36 Jahren! So ein unbeschreiblich gutes Gefühl wäre diese Saison für Zech weder bei Altach noch für Spiridonovc bei Admira vorstellbar. Zech spielt in einer Multi-Kulti-Abwehr: Tormann Dante Stipica ein Kroate, sein Partner im Abwehrzentum, Kostantinos Triantafyllopoulos, kommt aus Griechenland. Es spielen auch Legionäre aus Portugal, Südafrika, Bosnien, Spanien und Finnland bei Pogon. Offenbar funktioniert´s auch ohne aktuellen Nationalspieler ganz gut: „Zuerst unter die ersten acht und in die Meisterrunde. Danach kann alles passiern“, sagen Zech und Spiridonovic. Da sind sie sich einig. Auffällig, dass bei Pogon schon ein erst 15 jähriger spielte: „Auf Spieler unter 20 zu setzen, hat in Polen System. Wer sich profiliert, wird rasch mit Gewinn ins Ausland verkauft.“ Darum hat Polen im Nationalteam praktisch nur Legionäre, qualifizierte sich ja in der Österreich-Gruppe bereits souverän für die Europameisterschaft.
Runajic hat seinen Vertrag bereits bis 2022 verlängert. Der des 29 jährigen Zech und des drei Jahre jüngeren Spiridonovic läuft ebenfalls so lang. Wenn sie sich weiter so wohl fühlen in Stettin, das Wetter-und Arbeitsklima in einer nur knapp zwei Autostunden von Berlin entfernten schönen Stadt, die mit 410.000 Einwohnern die siebtgröße Polen ist, weiterhin so gut finden, ist es sicher, dass sie ihn erfüllen werden.