Die billigsten Karten für das Berliner EM-Finale zwischen Spanien und England kosten 85 Euro. Am Schwarzmarkt wurden sie Freitag um 5300 gehandelt, die teuersten um 50.000. Der 14. Juli kann zum spanischen Jubeltag werden: Wenn am Nachmittag in Wimbledon Carlos Alcaraz das Finale gewinnen sollte und am Abend die „Furia Roja“ einen Tag nach dem 17. Geburtstag ihres Jungstars Lamine Yamal den vierten EM-Titel der Geschichte holt, damit zum Rekordgewinner wird. Das Endspiel, im Olympiastadion, das auf österreichischem Boden in Szene geht (der Rasen stammt von der niederösterreichischen Firma Richter-Rasen, wurde in Hohenau an der Grenzen zur Slowakei angebaut, im Winter mit 20 LKW in die deutsche Hauptstadt gebracht und verlegt), in dem mit Innenverteidiger Marc Guehi ein Spieler, den Oliver Glasner bei Crystal Palace trainiert, zu Englands Startelf gehört, wird auch zum königlichen Duell: Spaniens König Felipe kommt ebenso wie Prinz William. Er bereits zum dritten Mal, da er Präsident des englischen FA-Verbands ist.
„Es wird ein großer Tag für alle Spanier“, stichelte Alcaraz aus London. Dort rüstet man sich aber bereits zu großen EM-Party nach dem ersten Titelgewinn sein 1966 im eigenen Land, nach dem ersten Finale, das die „Three Lions“ nicht im Wembley-Stadion, sondern auswärts bestreiten. Für den Kapitän geht es um den ersten Titel seiner Karriere. In den letzten fünf Jahren hat Harry Kane mit Tottenham, Englands Team und Bayern München drei Endspiele verloren. Mit chinesischen Methoden bekämpft er diese Serie. Täglich eine Akupunktur-Behandlung mit 100, 16 Millimeter dicken, Nadeln, die in Kopf, Nacken, die Wirbelsäule, die Beine und in die Knöchel gestochen werden. Kane ist überzeugt, dass ihm dies bei der Erholungszeit zwischen den Spielen hilft. Die Devise: Mit 100 Nadeln pro Tag zum Titel und zum Goldenen Schuh des Torschützenkönigs.
„Es war eine sehr gute, gelungene Europameisterschaft“, zog der Schweizer Martin Kallen als CEO der EM vor dem Finale Bilanz. Eine ohne große Fanausschreitungen, ohne Brutalo-Szenen am Spielfeld. 218 gelbe Karten in den bisherigen 50 Spielen (davon zwölf an Österreich), nur einmal glatt rot, zweimal gelb-rot. Die meisten gelben Karten, nämlich 17, verteilte der rumänische Referee Istvan Kovacs beim 2:1 der Türkei gegen Tschechien, dazu schloss er einen tschechischen Ersatzspieler auf der Bank aus. Neun Teamchefs bekamen die gelbe Karte (der Schweizer Murat Yakin, der seinen Vertrag verlängerte, Marco Rossi von Ungarn, der Serbe Dragan Stojkovic, der Pole Michal Probierz, der Rumäne Edward Iordanescu, Julian Nagelsmann und der Däne Kasper Hjulmand im Achtelfinalduell, Belgiens Domenico Tedesco und Portugals Roberto Martinez), der Slowene Matjez Kek musste nach der roten Karten im Achtelfinale auf die Tribüne. „Ein Sommermärchen wäre es nur geworden, wenn Deutschland den Titel gewonnen hätte“, glaubt Kallen. Sein „Wunsch“: Spanien gewinnt als bisher beste Mannschaft den Titel, England schafft das in vier Jahren bei der Heim-EM.

