Fußball

Sieben Runden ohne Grünwald! 1:1 war für Austria und Sturm zu wenig

Österreichs Ex-Teamspieler Manfred Linzmaier, WM-Teilnehmer von 1990, Mittelfeldmotor des FC Tirol zu Ernst Happels Erfolgszeiten, war Sonntag Nachmittag als Scout für Ingolstadt unterwegs. Der Letzte der zweiten Liga, bei dem mit Marco Knaller, Konstantin Kerschbaumer und Thorsten Röcher drei Österreicher ebenso wie Ex-Rapid-Legionär Lucas Galvao unter Vertrag stehen, sucht nach Möglichkeiten, im Winter nochmals aufzurüsten. Aber fündig wurde Linzmaier weder in der Südstadt beim 0:0 zwischen Admira und Wolfsberg, wo er Israels Teamchef Andi Herzog traf, noch später beim 1:1 (0:1) zwischen Austria und Sturm Graz. Zwar das eindeutig bessere Match als das in der Südstadt, aber in der Pause sagte Linzmaier zu ehemaligen Austria-Spielern in seinen aktiven Zeiten, zu Alfred Drabits und Gerhard Steinkogler: „Euch hätten sie nach solchen 45 Minuten schon mehr ausgepfiffen!“ Denn in den Achtzigerjahren war die Austria  erstens erfolgsverwöhnter und zweitens besser als derzeit.

Die 11.200 Zuschauer in der neuen Generali-Arena hielten sich aber nobel zurück. „In der ersten Hälfte waren wir nicht am Platz“, gestand Austrias Trainer Thomas Letsch, „und aus der besseren zweiten haben wir zu wenig gemacht, weil wir dann zu kompliziert spielten.“ Schneller Ausgleich und 33 Minuten numerische Überlegenheit nach Gelb-Rot für Sturms Kapitän Stefan Hierländer brachten nur einen Punkt. Zu wenig. Schon zur Halbzeit gestand AG-Vorstand Markus Kraetschmer im „Sky“-Interview: „Wir wähnten uns schon weiter. Es ist noch zu wenig stabil.“ Wie Kraetschmer die sportlichen Probleme ansprach und darüber redete, konnte viele in ihrer Ansicht bestärken, das nicht Ralf Muhr der violette Sportvorstand ist, sondern in Wahrheit Kraetschmer.

Ein Problem, das Letsch mit seinen Assistenten Robert Ibertsberger und Roman Stary noch nicht beseitigen konnte: Sie fanden  für Uros Matic keine Rolle, in der er so dominant auftreten kann wie vor zwei Saisonen ein halbes Jahr bei Sturm auf der Position der Nummer sechs. Auf der spielt bei Austria jetzt James Jeggo. Matic begann etwas vor ihm, wechselte  in der zweiten Hälfte  statt des überforderten Chilenen Carlos Cuervas in die Rolle des linken Verteidigers. Die sicher nicht die richtige für den Serben ist. Ein anderes Problem: Das fehlende Tempo an den Flanken. Für das konnten weder rechts der Brasilianer Evandro bei seinem ersten Einsatz von Beginn an sorgen noch linke Dominik Prokop. Den zieht es meist zur Mitte. Zentral hinter den Spitzen zu agieren, würde ihm besser liegen. Aber dort spielt Kapitän Alexander Grünwald. Und der gilt zurecht als unverzichtbar.  Aber da gibt es bis zur Winterpause eine neue, für Austria ungute Situation,, da er in letzter Minute mit rausgesprungener Schulter vom Platz getragen werden musste (Bild oben). Bei der Luxation wurde auch die für die Stabilisierung wichtige Gelenklippe verletzt, Daher steht  Grünwald in den restlichen sieben Runden dieses Jahres nicht mehr  zur Verfügung.

Das nötige Tempo für einen Flügelspieler hätte Lucas Venuto. Aber der steht bei Letsch offenbar nicht hoch im Kurs. So lange es aus diesen zwei Problemkreisen keinen Ausweg gibt, wird die Austria weiter hinter den eigenen Erwartungen herhinken. „Wir hätten mehr erreichen können“ sagte Letsch zum 1:1, dem zweiten Heimspiel hintereinander ohne Sieg. Wobei Sturm-Spezialist Kevin Friesenbichler die Niederlage verhinderte: Beim 2:0 im Cup gegen Sturm traf er zur Führung, gestern per Kopf nach Vorarbeit des für Cuervas gekommenen Thomas Ebner zum Ausgleich. Das erste Bundesligator des Steirers seit November 2017. Dabei hätte die Austria in der seltenen Unentschieden-Runde, in der es vier Remis gab, keiner  von den ersten sechs der Tabelle gewann, Boden auf St.Pölten und den LASK gut machen können. Eine Chance verpasst. Die einzigen Gewinner der Runde hießen Mattersburg und Hartberg. Mattersburg verpatzte mit dem 2:0 Ranko Popovic, dem Nachfolger von Didi Kühbauer als Trainer bei St.Pölten das  Debüt, stieß damit auf Platz sieben vor, überholte Kühbauer und Rapid. Grün-Weiß ist nach dem Hartberg-Blamage nur auf Platz neun. Da geht´s  Violett mit allen den Problemen sportlich in der Bundesliga als Vierter um fünf Punkte besser.

„Zwei Punkte zuwenig“ konstatierte auch Sturms Trainer Heiko Vogel, „bis zum Ausschluss war es ein großartiges Spiel, danach ein großartiger Fight. Kompliment.“ Wegen Gelb-Rot müsste er aber mit seinem Kapitän ein ernstes Wörtchen reden. Sich gelb für reklamieren abzuholen, war schon unnötig und fahrlässig. Zumal man weiß, dass Manuel Schüttengruber ein Referee ist, der sich mit Kartenspielen gerne in den Mittelpunkt stellt. Aber wenn man schon  gelb hat, dann darf man nicht wie er im Zweikampf gegen Friesenbichler den Ellbogen ausfahren. Danach begann das große Rückzugsgefecht.

Bei dem sich auch Vogel einen Fauxpas leistete. Warum er mit dem Georgier Otar Keitashvili den nach Peter Zulj auffälligsten Spieler vom Platz holte, weil er statt Hierländer mit Thomas Schrammel einen neuen linken Verteidiger brauchte, blieb unergründlich, schwächte Sturm. Zu Beginn überzeugte der Vizemeister  als Mannschaft, die aggressiver und vor allem schneller agierte. Wie bei der schnellen Führung durch Zulj. Ein Glück für Austria, dass Keitashvili beim großen Sitzer nach einem Konter knapp vor der Pause an Austrias Tormann Patrick Pentz scheiterte. Der avancierte  mit Friesenbichler zum violetten Rettungskommando. Auch durch eine starke Reaktion beim Kopfball des Georgiers kurz nach Austrias Ausgleich. Daher blieb Sturm im vierten Spiel hintereinander ohne Sieg. Vogel bemerkte fast trotzig: „Unsere Leistungen sind besser als die Ergebnisse, das sagte ich auch der Mannschaft!“ Aber was in der Tabelle zählt, sind Punkte. Nicht Vogels Meinung.

 

 

 

 

 

Foto: © FK Austria Wien Media.

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