Fußball

Irrer Trick zum Anfield-Wunder: Klopp sah das entscheidende Tor nicht

14 Jahre nach dem Finale von Istanbul, als der FC Liverpool zur Pause 0:3 gegen Milan zurücklag, mit einer sensationellen Aufholjagd  nach Penaltyschießen noch die Champions League gewann, wiederholten die „Reds“ ein ähnliches Wunder. Verwandelten ersatzgeschwächt daheim an der Anfield Road ein 0:3 aus dem Hinspiel beim FC Barcelona mit einer überragenden zweiten Hälfte und einem irren Trick beim siebenten Eckball zum Aufstieg ins Endspiel von Madrid am 1. Juni. Liverpool steht nach dem 4:0 (1:0) zum zweiten Mal hintereinander im Finale der Königsklasse, der 51jährige deutsche Trainerguru Jürgen Klopp zum dritten Mal in seiner Laufbahn. Zuvor schaffte er es 2013 mit Borussia Dortmund. Aber der Triumph über Barcelona und Lionel Messi steht über allem: „Die Emotionen hauen dich um“, gestand Klopp, nachdem er mit der Mannschaft vor der berühmten „Kop“-Tribüne das berühmte „you´ll never walk alone“ gesungen hatte, „ich bin glücklich, hier dabei gewesen zu sein.“ Kann man verstehen.

Mohamed Salah im schwarzen Shirt mit der Aufschrift „never give up“, (gib nie auf) nur Zuschauer. Ebenso der Brasilianer Robert Firmino und der Ex-Salzburger Naby Keita. Es begannen der Belgier Divock Origi, der letzten Samstag das Siegestor zum 3:2 in Newcastle geköpfelt hatte, letzte Saison als Leihspieler bei Wolfsburg durchgefallen war, und der Schweizer Xherdan Shaqiri. Der 24jährige Origi sorgte schon nach sieben Minuten für die Führung, die Barcelona bis zur Pause locker ausgleichen  hätte können. Doch selbst mit vier Mann vor dem Tor von Allisson ließ Spaniens Meister die Möglichkeit zum 1:1 aus. Und so schaffte der brasilianische Klassetormann zum zweiten Mal hintereinander, Barcelona trotz Dreitorerückstand aus dem ersten Spiel noch rauszuwerfen. Letztes Jahr war ihm dies mit Roma im Viertelfinale gelungen. Barcelona hat offenbar zu wenig daraus gelernt.

Zur Pause wechselte Klopp  Mittelfeldspieler Georgino Wijnaldum ein. Binnen 122 Sekunden wuchs der 1,74 Meter große Holländer zum Riesen: Zuerst Schuss zum 2:0, dann Kopfball zum 3:0., damit gesamt 3:3.  Anfield mit seinen 52.000 Zuschauern kochte. Und dann die 79.Minute, der irre Eckentrick: Der 20jährige Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold, ein Eigengewächs, tat so, als würde er weggehen und Shaqiri den Eckball schießen lassen. Aber änderte dies blitzschnell, weil er den in der Mitte frei stehenden Origi sah. Barcelonas deutscher Tormann Andre ter Stegen richtete noch seien Abwehr ein, die nicht aufpasste, Origi völlig frei ließ. Der Ball sprang unangenehm vor ihm auf, er übernahm dennoch direkt, traf aus der Drehung unter die Latte. Das war der Aufstieg. Völlig irre. Noch irrer, dass Klopp dieses Tor nicht sah, weil  r sich umgedreht hatte, um mit seinem Assistenten zu reden. Der totale Wahnsinn.

„Das war einstudiert. Ich habe Trent zugerufen, dass ich völlig frei bin, er zu mir schießen soll“, behauptete Origi nachher bei „Sky“ über die entscheidende Szene, „diesen Tag werde ich nie vergessen können.“ Kann man nach dieser Sterstunde  in seiner bisher durchwachsenen Karriere verstehen. Klopp bezeichnete den entscheidenden Treffer als „spontane Idee eines 20jährigen. Wir trainieren zwar oft, die Ecken schnell auszuführen. Aber so noch nie.  Die Spieler und ich haben an unsere Chance geglaubt, weil wir schon in Barcelona gut spielten. Aber ob wir es schaffen, das wusste vorher keiner.“  Jetzt ist es geschafft. Daher steht in Anfield die Zeit still.

Foto: © Liverpool FC Media.

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