Fußball

Keine Chance in Deutschland, daher Mega-Bock auf Austria: Michael Wimmer

Am 5. Dezember machte die Austria die Trennung von Trainer Manfred Schmid offiziell. Am gleichen Tag fiel beim VfB Stuttgart, dem Drittletzten der deutschen Bundesliga, die Entscheidung, die Zeit von Michael Wimmer als Interimstrainer nach sieben Spielen zu beenden, im Kampf gegen den Abstieg lieber auf den erfahrenen Bruno Labbadia zu setzen. 29 Tage später präsentierte die Austria den 42 jährigen, im bayrischen Dingolfing geborenen Wimmer als Nachfolger von Schmid. Mit ihm saß Sportchef Manuel Ortlechner auf der Bühne, AG-Vorstand Gerhard Krisch und der designierte Sportvorstand Jürgen Werner zogen einen Stehplatz im Medienzentrum vor. Sicher kein Zeichen dafür, dass sie sich von „Michi“, wie Wimmer gleich an seinem ersten Tag in Violett fast liebevoll genannt wurde, distanzieren wollten. Den ersten Kontakt zu ihm gab es laut Ortlechner knapp vor Weihnachten, die Einigung auf einen Zweieinhalbjahresvertrag bis Juni 2025 knapp vor dem Jahreswechsel. Der in Deutschland sehr gut vernetzte Werner war an der Lösung sicher mehr als nur beteiligt.

Wer ist dieser Michael Wimmer? Auf jeden Fall einer, der Aufbruchstimmung verbreiten wollte. Mega-Bock habe er auf das Projekt, jeder Trainerjob habe etwas von einem Pulverfass von sich, der vorhandene Kader gäbe sicher eine attraktive Spielweise her, die Mannschaft sollte unbekümmert agieren, nicht schüchtern. Er stehe für frechen, zielstrebigen Fußball mit hoher Intensität. Bei solchen Ansagen bekam der durchaus sympathisch wirkende Wimmer bald die Frage gestellt, wie er so positiv an diese Aufgabe herangehen könne. Wenn die Fans seinem Vorgänger nachtrauern, den Klub 71 Millionen Euro Schuldenlast drücken. In Wahrheit bedeutet die Austria für Wimmer die Chance, sich als Chef zu profilieren und für Deutschland interessant zu machen. Dort hätte es vielleicht eine Chance bei einem Zweitligisten gegeben, aber nicht in der Bundesliga. Bei Stuttgart war er drei Jahre lang Co-Trainer, genau 100 Spiele unter Pellegrino Matarazzo, auf den er interimsweise folgte. Vor Stuttgart arbeitete er bei Augsburg als Assistent von Manuel Baum und des Schweizers Martin Schmidt. Auf beiden Stationen lernte er österreichische Spieler kennen: Bei Augsburg Martin Hinteregger und Michael Gregoritsch, in Stuttgart Kalajdzic. Dort fiel ihm auch Manuel Polster im Nachwuchs auf, der jetzt zu seinen Spielern zählt. Wenn es ihm gelingen sollte, Austria so zum Funktionieren zu bringen wie Kalajdzic, dann wäre Wimmer zufrieden. Als seinen Assistenten brachte er den Türken Ahmet Koc mit, der mit ihm im Nachwuchs beim 1. FC Nürnberg arbeitet. Aus dieser Zeit kennt Wimmer Austrias Trainer Lukas Mühl. Aus Schmids Stuff sind Assistent Cem Sekerlioglu und Athletiktrainer Andreas Biritz nicht mehr dabei.

„Er passt genau in unser Anforderungsprofil, will fortsetzen, was wir begonnen haben. Er weiß, was wir mit unseren Talenten vorhaben, deshalb ist er der richtige Mann“, versicherte Ortlechner, der die Austria weiter in einem „Neuerfindungsprozess“ sah, bei dem alles wie eine geölte Maschine funktionieren müsse, um die eigene Identität zu finden. Belastende Themen, wie etwa die um die Finanzen, sollen von Wimmer fern gehalten werden. Die Austria-Fans reagierten fast erwartungsgemäß nicht so positiv auf den neuen Trainer. Unter dem Motto, was kann Wimmer, was Schmid nicht konnte. Auch die Ö 3-Meldung in den Mittagsnachrichten, die Austria entschied sich für den ehemaligen Interimstrainer des VfB Stuttgart hieß, klang nicht wirklich freundlich. Die Frage, ob es nicht auch eine österreichische Lösung in dieser Kategorie gegeben hätte, stellt sich auch. Richard Kitzbichler wäre eine gewesen, die sicher nicht in Betracht gezogen wurde. Obwohl er jahrelang an der Seite von Roger Schmidt und Ralph Hasenhüttl arbeitete. Das sind Trainer, die für den proaktiven Fußball stehen, den die Austria sehen will. Was Kitzbichler im Vergleich zu Wimmer nicht hat? Sieben Spiele als Interimschef.

 

Foto: FK Austria/Daniel Shaked.

4

Meist gelesen

Nach oben