Das erste Training auf Kunstrasen beim Wiener Happel-Stadion bei Regen und Wind, also fast bei Färöer-Bedingungen. Um 16 Uhr sollte die letzte Dienstreise von ÖFB-Präsident Leo Windtner mit dem Nationalteam beginnen. In der Hoffnung, dass ähnliche Turbulenzen erspart bleiben wie vor 13 Jahren oder im September beim Anflug von Israels Team auf den Flughafen Vagar bei Torshavn: 2008 klappte erst der dritte Landeversuch, beim zweiten musste der Pilot knapp vor der Landepiste wegen zu heftigen Seitenwinds wieder durchstarten. Andi Herzog, damals Assistent von Teamchef Karel Brückner, war knapp am Kollabieren. Ähnliches passierte letztes Monat. Durchstarten, weil der Pilot nicht die Landepiste sah. Israels Teamchef aus Österreich, Willi Ruttensteiner, bekam das nur am Rande mit: Er hatte gerade mit seinem Defensivspielern im Flugzeug eine Besprechung. Das blieb am Donnerstag Österreichs Teamcrew erspart. Aber aus einem Grund, den keiner wollte: Kein Abflug aus Wien, da die Landung in Vagar wegen zu heftiger Winde unmöglich war. Nach zweieinhalbstündiger Wartezeit am Flughafen Schwechat ging es zurück ins Hotel Kempinski. Freitag wird der nächste Versuch gestartet, auf die Färöer zu fliegen.
Zwischen Training und Wartezeit am Flughafen mussten Martin Hinteregger und Florian Kainz zum Pressetermin. Aus dem Köln-Legionär sprach das beim Klub geholte Selbstvertrauen, als er meinte, er sei optimistisch, dass man den Plan, schnell hinter die Abwehrkette der Färöer zu kommen, auch in die Tat umsetzen könne. Hinteregger meinte nach den Videostudien der letzten Färöer-Spiele, die Defensive sei sicher stabiler und besser als die von Moldau, mit der sich Österreich sehr schwer tat. Und der Kunstrasen dürfe nie eine Ausrede sein: „Sicher besser als ein Rasen mit unzähligen Löchern, mit dem man im hohen Norden rechnen müsste!“ Damit lag der Kärntner richtig, aber total daneben mit seiner Einschätzung, wonach das wichtigere Spiel erst Dienstag in Kopenhagen gegen EM-Semifinalist Dänemark komme, um wieder für eine bessere Stimmung rund um das Team zu sorgen.
Lieber Martin Hinteregger, so sehr ich Dich und Deine Qualitäten schätze, auch als Buchautor, da liegst Du komplett falsch. Das wichtigere Match ist hundertprozentig das gegen Färöer. Wenn es keinen Sieg gibt, egal wie, dann gilt das Nationalteam nicht nur in der Heimat als absolute Lachnummer, nein, sogar in ganz Europa. Und das gilt es zu verhindern. Abgesehen davon wäre ohne Sieg in Torshavn gegen Färöer die Stimmung so im Keller, dass es unmöglich wäre, in Dänemark mit Anstand zu bestehen. Nein, an Dänemark zu denken, ist jetzt der falsche Weg. Ein Sieg gegen die Färöer in Torshavn muss her, egal wie. Eine Gala mit einer Kantersieg verlangen ohnehin nur jemand der keinen realistischen Blick auf die Dinge hat. Für den ein 1:0, wie es Dänemark im September, erzitterte, einfach zu wenig wäre.
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