Eigentlich war alles perfekt angerichtet. Für die Präsentation der von elf auf 14 Vereine aufgestockten ICE Hockey-League am Dienstag Vormittag in den Wiener Studios des TV-Partners Puls 24, drei Tage vor dem Start am Freitag. Wie in den letzten Jahren immer gut inszeniert vom Liga-Manager Christian Feichtinger. Die Erfolge von Red Bull Salzburg und KAC in der Champions League (Salzburg bereits im Achtelfinale, KAC fehlt nur ein Punkt), sicher auch durch eine günstige Auslosung möglich gemacht, passten gut ins Bild. Montag präsentierten Eishockeyverband und Liga die Verlängerung des Kooperationsvertrags um ein Jahr. Ausgehandelt letzte Woche im Warmbaderhof in Villach. Das Bild vom Shakehands zwischen Verbandspräsident Klaus Hartmann und Ligaboss Jochen Pildner-Steinburg wurde mit geliefert.
Alles in Ordnung. Für die Liga. Alles um ein Jahr hinausgeschoben. Es bleibt bei zehn „Senioren-Transferkartenspielern“, wie die Liga es wünschte. Nur die Zahl der U 22 und U 24-Legionäre wurde um jeweils einen reduziert. Wenn der Verband dies als Erfolg feiert, ist das seine Sache. In Wahrheit haben sich in Villach Pildner-Steinburg, Feichtinger und die Vereinsvertreter von KAC und Vienna Capitals (Salzburg gehört nicht mehr zur Ligaspitze) durchgesetzt. Im Frühjahr 22 soll ein konzeptioneller Entwurf für einen neuen Kooperationsvertrag fertig sein. Ausgearbeitet von Arbeitsgruppen in Verband und Liga, die Hartmann und Pildner Steinburg leiten. Auch 2022 wird sich die Liga durchsetzen.
Alles schien gelaufen – doch dann meldete sich am Nachmittag die Spieler-Vereinigung UNION, die inzwischen über 200 Mitglieder hat. Mit ihrem Vorsitzenden Sascha Tomanek, seinem Stellvertreter Patrick Harand und dem neuen Vorstandsmitglied Reinhard Divis. Allesamt mächtig verärgert über ein neues Covid-Regulativ, das die Liga ohne Rücksprache mit den Aktiven festlegte. Das sieht vor, dass die Spieler einen Haftungsverzicht gegenüber der Liga in Covid-Fragen unterschreiben müssen. Das heißt: Selbst wenn die Liga vorsätzlich oder grob fahrlässig an einer Covid-Erkrankung von Spielern Schuld tragen sollte, will sie dafür keine Verantwortung übernehmen. Das empfindet Jurist Tomanek zurecht als sittenwidrig, nempfiehlt daher den Spielern einen solchen Verzicht nicht zu unterschreiben. Einen solchen Passus gibt es auch in der National Hockey League nicht.
Die Klubmanager erhöhten deshalb den Druck auf die Spieler. Ohne Verzichtserklärung könnten sie an der Liga nicht teilnehmen, die Vereine müssten alle Verträge ohne Entschädigungszahlungen aufkündigen. Einige Spieler behaupteten, mit Falschaussagen zur Unterschrift gedrängt worden zu sein. Somit stehen bei vier der acht österreichischen Teams die Verzichtserklärungen noch aus. Es soll sich um den KAC, Villach, die Vienna Capitals und Linzer Black Wings handeln. Fast vollständig. Tomanek versteht nicht, dass einem Kompromissvorschlag vor zwei Wochen nicht angenommen wurde. Die Worte „sofern die Liga daran kein Verschulde trifft“ sollten eingefügt werden. Dies lehnte das Präsidium der Liga mit Pildner-Steinburg an der Spitze, zu dem auch Vienna Capitals-Manager Franz Kalla gehört, ab. Kommt es zum Eklat?
„Das letzte, was wir als Vertreter der Spieler wollen, ist, dass es ihnen verboten wird, ihrem Sport nachzugehen“, versicherte Harand. Es besteht noch Hoffnung, dass die Liga die sittenwidrige Klausel überdenkt. Kommt es nicht dazu, könnte es zum ungerechtfertigten Ausschluss der vier Mannschaften aus dem Bewerb kommen, zu einer Meisterschaft mit nur vier österreichischen, aber sechs ausländischen Klubs aus Südtirol (Bozen, Pustertaler Wölfe), Slowenien (Olimpija Laibach), der Slowakei (Bratislava Capitals), Tschechien (Znaim) und Ungarn (Fehervar). Dann könnte es wohl Schadenersatzforderungen und der betroffenen Spieler gegenüber der Liga kommen. Ob das im Sinne der Liga und ihrer Sponsoren ist? Das kann sich nicht nur Divis eigentlich nicht vorstellen. Eine Liga ohne Klagenfurt, Villach, Wien und Linz.
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