Fußball

Mehr Punkte und weniger Lob würden Salzburg gut tun

Es stimmt schon, Red Bull Salzburg konnte nach dem 1:3 (0:0) gegen Champions League-Titelverteidiger Bayern in der Münchener Allianz-Arena erhobenen Hauptes die Rückreise im Bus nach Salzburg antreten. Zu genieren braucht sich Österreichs Mister für die Leistung wirklich nicht.  So viel Mut zum offenen Schlagabtausch bei Bayern haben in er deutschen Bundesliga nur wenige Mannschaften.  Aber das bringt nichts, vor allem keine Punkte. Weniger Lob und mehr Punkte würden Salzburg derzeit wirklich gut tun. Von der Tatsache, dass sich Bayerns Trainer Hansi Flick als Fan der Salzburger Spielidee outete, kann man sich nichts kaufen. Drei Salzburger Niederlagen in vier Pflichtspielen gab es zuletzt vor vier Jahren. Das Positive daran aus Salzburgs Sicht: In der Königsklasse gibt es vor den letzten zwei Spielen sogar noch die theoretische Chance auf Platz zwei hinter Bayern, in der Bundesliga ging die Tabellenführung nicht verloren.

Manuel Neuer, der beste Tormann der Welt, sorgte mit zehn abgewehrten Bällen für einen neuen Bayern-Rekord in der  Champions League. Im Wiener Sky-Studio warf Andi Herzog nicht zu Unrecht ein, dass Situationen dabei waren, in denen Neuer bei all seiner Klasse keine Chance hätte haben dürfen, den Ball auch nur zu berühren. Dem war aber nicht so. Daher konnte Bayern mit zwei Champions League-Debütanten in der Startelf, dem 20 jährigen US-Verteidiger Chris Richards und dem 24 jährigen spanischen Neunmillionen-Kauf Marc Roca im zentralen Mittelfeld, den 15. Sieg hintereinander in der Königsklasse feiern, sich damit für das Achtelfinale qualifizieren, was Mittwoch Abend auch Manchester City mit Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola gelang.

Weil Salzburg bei 0:0 nach einem schlimmen Fehlpass von David Alaba in einer Aktion durch Mergim Berisha und Enock Mwepu zwei Chancen zur Führung vergab, weil Dominik Szoboszlai allein vor Neuer den Ball in die Wolken jagte. Statt zurück zu liegen führten die Bayern zur Pause.  Robert Lewandowski stand nach einem von Cican Stankovic abgewehrten Schuss Thomas Müllers besser als Salzburgs Abwehrspieler.  Das 71. Tor des Polen in der Champions League. Sieben Minuten nach der Pause sogar das 2:0, als Max Wöber einen Schuss von Kingsley Coman unglücklich abfälschte.  „Bild“ fand danach: „Abgestaubt, abgefälscht, Bayern ganz locker!“ Auch mit zehn Mann, nach Gelb-Rot für Roca für zwei Fouls an Zlatko Junuzovic, traf noch Bayern. Andre Ramalho leitete mit einem Fehlpass die Aktion zum 3:0 durch einen Kopfball des eingewechselten Leroy Sane ein. Schon das 14. Tor, das die Salzburger in vier Spielen der Champions League kassierten. Keine andere Mannschaft bekam so viele Treffer oder mehr. Auch das muss zu denken geben.

Trainer Jesse Marsch führte es unter anderem darauf zurück, dass seine Mannschaft die jüngste der Königsklasse ist. Eine Begründung für ein 1:3 bei 20:10-Torschüssen? „Wir spielten nicht schlecht, der Matchplan stimmte, aber wir müssen im Strafraum besser verteidigen“, gab Marsch zu, „es gingen nur vier Bälle auf unser Tor, drei waren drinnen.“ Mit dem besser verteidigen sollte Dienstag in Moskau gegen Lok begonnen werden. Russlands Vizemeister schaffte in Madrid gegen Atletico ein glückliches 0:0, daher braucht Salzburg einen Sieg im direkten Duell, um Platz drei zu erobern. Wenn Bayern in Madrid Atletico schlagen sollte, könnte Salzburg mit einem Heimsieg gegen die Spanier am 9. Dezember sogar den Aufstieg in die k.o.-Phase schaffen.

Aber das klingt sehr nach Wunschkonzert. Bayern wirkte Mittwoch nicht unantastbar. Das Tor von Berisha (Bild oben), das erst nach dreiminütiger Überprüfung durch den Videoreferee zählte, war gemessen an Salzburgs Chancen viel zu wenig. Noch in den letzten zehn Minuten gab´s zwei Riesenchancen. So rollte der 18jährige kroatische Debütant Luka Susic den Ball am leeren Tor vorbei. Zuvor trickste er gekonnt sogar Neuer aus. Es war eine unnötige Niederlage, so dumm das auch klingen mag. Auch wenn von der Einstellung und Mentalität her die Leistung stimmte, wie Junuzovic feststellte.

Besser machte es die Ex-Salzburger bei Borussia Mönchengladbach: Trainer Marco Rose, Stefan Lainer und Valentino Lazaro jubelten über den 4:0 (3:0)-Heimsieg gegen Schachtjor Donezk, der fast schon den Aufstieg bedeutet. Denn Real Madrid feierte seinen ersten Sieg im Mailänder San Siro-Stadion, bezwang Inter 2:0 (1:0). Womit Inter sieben Punkte Rückstand auf Mönchengladbach hat. Sensationell das 0:2 des FC Liverpool gegen Atalanta Bergamo an der Anfield Road. Dennoch scheint der Aufstieg von Englands Meister nicht in Gefahr zu sein.

Foto: Red Bull Salzburg.

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