Am letzten Tag der Anmeldezeit für Europa und Conference League musste Tabellenführer Rapid zwar mit der Vollzugsmeldung Meister Sturm Graz um 51 Minuten den Vortritt lassen, aber der Transfer des 22 jährigen norwegischen Spielmachers Tobias Gulliksen von Djurgardens Stockholm klingt vielversprechender als die leihweise Verpfichtung des 20 fachen Costa Rica-Teamspielers Jeylad Mitchell von Sturm. Weil der 1,87 Meter große Abwehrspieler bei Feyenoord Rotterdam, dem Klub von Gernot Trauner, nicht zur ersten Wahl zählte, sondern nur Ergänzungsspieler war. Gulliksens Können bekam ja Rapid vor fünf Monaten zu spüren: Als er beim 4:1 von Djurgardens in Hütteldorf in der Verlängerung die Tore zum 2:1 und 4:1 erzielte.
In Grün-Weiß jagt ein Rekordtransfer den anderen. Martin Ndzie kostete 2,5 Millionen Euro, Gulliksen ist vorerst um 1,3 Millionen teurer. Der Achte der schwedischen Allsvenskan bezahlte vor eineinhalb Jahren an Norwegens Meistere Bodoe Glimt für ihn 1,8 Millionen, bekommt jetzt 3,8. Sicher wird Djurgardens noch Boni kassieren, wenn Gulliksen auf eine Anzahl von Einsätzen kommt und Rapid Meister wird, auch am Gewinn eines Weiterverkaufs beteiligt sein. Gulliksen unterschrieb einen Vierjahresvertrag, die Verpflichtung der klassischen „Nummer zehn“, des torgefährlichen Assistgebers wertete Sportchef Markus Katzer als Zeichen, dass Rapid in puncto Transfers auf einer neuen Ebene angekommen ist. Der klassische Kreativspieler hätte laut Katzer die Möglichkeit gehabt, zu finanzstärkeren Klubs zu wechseln, entschied sich aber für Rapid. Vielleicht spielte dabei auch eine Rolle, dass er als Gegenspieler bereits kennenlernt, welche Atmosphäre es bei einem vollen Haus im Westen Wiens gibt.
Der Transfer bedeutet auch für Rapids Trainer Peter Stöger eine Herausforderung. Einerseits wird es nicht leicht, bei dem großen Kader alle Spieler bei Laune zu halten. Vor allem diejenigen, die nur wenige Einsätze bekommen. Anderseits gab es bisher die Rolle der klassischen Nummer zehn nicht, egal ob Rapid im 4-4-2 oder 4-2-3-1 agierte. Ndzie und Romeo Amane sind zentrale Spieler vor der Abwehr, Matthias Seidl ist kein Spielmacher, Janis Antiste eher ein zurückgezogener Stürmer. Zu den besten Zeiten seiner Karriere war Louis Schaub ein starker Zehner, aber er kam in dieser Saison bisher kaum zum Zug. Stöger muss es gelingen, Freiräume für Gulliksen zu finden, damit der sich entfalten kann. Stöger wird das schaffen, das kann man mit ruhigem Gewissen behaupten. Gulliksen wird Freitag beim Freundschaftsspiel gegen Italiens Zweitligist Venezia im Allianz-Stadion erstmals im Rapid-Dress spielen. An der Fitness kann es ihm nicht fehlen: Er kommt aus der schwedischen Ganzjahresmeisterschaft.
Foto: SK Rapid/Widner.