Das erste Duell von Manfred Schmid mit Wolfsberg gegen seinen Ex-Klub Austria hätte es schon früher geben können. Im Juni als Finale in den Play-offs um einen Europacupplatz. Das verhinderte eine Heimniederlage der Kärntner gegen Austria Lustenau. Sonntag ist es so weit: Schmid mit Wolfsberg zu Gast in der Generali-Arena. Da sind Emotionen und Gänsehaut garantiert. Erstmals muss Schmid, wenn er aus dem Kabinengang kommt, nach links zur Trainerbank der Gäste abbiegen. Das wird für ihn sicher gewöhnungsbedürftig sein. Der freundliche Empfang durch den violetten Fan-Sektor hingegen sicher nicht. Auch gegen den Großteil seiner ehemaligen Schützlings gibt es keine Ressentiments.
Über die überraschende Trennung im letzten Dezember will Schmid keine Worte mehr verlieren. Der folgende Shitstorm durch die Anhänger, die zuvor mit Transparenten vergeblich seine Vertragsverlängerung gefordert hatten, veranlasste Sportvorstand Jürgen Werner kurz vor Weihnachten, dazu Stellung zu beziehen, dafür die Verantwortung zu übernehmen. Weil er und Sportchef Manuel Ortlechner mit Schmid über den künftigen Spielstil nicht einig wurden. Schmid konnte und wollte sich mit dem „Befehl“ zu weniger Ballbesitz und proaktiverem Spiel nicht identifizieren. Wie sieht es acht Monate später aus? Unter Schmid war Austria in der Gruppenphase der Conference League, mit seinem Nachfolger Michael Wimmer gelang das nicht. Wofür einige den Deutschen auch in einer Mitschuld sehen. Weil er Donnerstag beim 3:5 gegen Legia Warschau die dezimierte Mannschaft bei 3:4 weiter nach vorne schickte und stürmen ließ, statt für Ruhe zu sorgen, um ins Nachspiel zu kommen. Auch aus diesem Aspekt ist die Stimmungslage bei Austria derzeit etwas heikel.
Violett begann die Bundesligasaison mit einer Heimpleite gegen Sturm Graz. Auch deshalb hat Wolfsberg derzeit zwei Punkte mehr als die Austria, die noch in den ersten zwei Heimspielen einer Saison zwei Niederlagen hintereinander bezog. Wenn Wolfsberg Sonntag nach dem Schusspfiff in der Tabelle weiter vor Schmids Ex-Klub rangiert, wäre es für ihn ein großer Prestigeerfolg. „Man hat gesehen, dass man gegen Austria zu Chancen kommt. wenn man die Ruhe bewahrt“, behauptet Schmid. Wimmers Forderung, trotz k.o. gegen Legia Warschau die Köpfe oben zu lassen, wird nicht leicht in die Tat umzusetzen sein. Mit James Holland (Zehenbruch) und Marvin Potzmann (Oberschenkelverletzung) und dem gesperrten Marvin Martins gibt es drei Ausfälle, dazu steht hinter Lucas Galvao wegen einer Bänderverletzung im Knie ein Fragezeichen. Letzte Saison gewann bei den zwei Duellen zwischen Austria und Wolfsberg die Auswärtsmannschaft. Austrias 0:1 im letzten Spiel vor der WM-Pause war auch das letzte der Ära Schmid.
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