Es fehlt nicht viel, und Österreichs Eishockeyteam hätte in seinem zweiten Spiel bei der Eishockey-WM in Stockholm Geschichte geschrieben. Und erstmals seit 1947, seit Prag, bei Titelkämpfen Schweden geschlagen. Bis 139 Sekunden vor Schluss führten die Österreicher sensationell 2:1, die schwedischen Fans im mit 12.530 Fans ausverkauften Globe pfiffen ihre Mannschaft schon aus. Schwedens Teamchef Sam Hollam holte bereits drei Minuten vor Schluss seinen Torhüter, Samuel Ersson von den Philadelphia Flyers, für einen sechsten Feldspieler vom Eis, das brachte noch den Umschwung. Zwei Tore innerhalb von nur zwölf Sekunden brachten die Schweden erstmals auf die Siegesstraße. Danach versuchte auch Österreichs Teamchef Roger Bader ohne Tormann noch das Glück, sprich ein Unentschieden, zu erzwingen. Doch das fiel das letzte Tor der Schweden zum 4:2 (0:0, 1:1, 3:1). Das tut sehr weh, die Leistung war phasenweise sogar noch besser als die starken gegen Kanada und Finnland letztes Jahr bei der WM in Prag. Vor zwei Jahren war Österreich in Tampere beim 0:5 gegen Schweden völlig chancenlos, Samstag fehlte nicht viel zur Sensation.
Im Tor spielte David Kickert, der 20 Schüsse abwehrte. Atte Tolvanen flog Samstag früh zu seiner schwangeren Frau nach Helsinki, um bei der Geburt des ersten Kindes dabei zu sein. Das war schon vor der WM mit Bader vereinbart worden. Kickert strahlte Ruhe aus. Österreich ging zweimal in Führung. Zunächst durch Benjamin Baumgartner nach einem abgewehrten Schuss von Kapitän Thomas Raffl. Das einzige der sechs Tore, das kein NHL-Legionär erzielte. Der Ausgleich fiel nach dem dritten Ausschluss gegen Österreichs Team. Man konnte darüber streiten, ob der tschechische Referee Jan Hribik und der Amerikaner Sean MacFarlane, der in der deutschen Liga pfeift, Verteidiger Paul Stapelfeldt, zurecht auf die Strafbank schickten. Das nützte Mika Zibanejad von den New York Rangers zum Ausgleich. Knapp vor Drittelende hatte Baumgartner das 2:1 am Schläger, nützte die Chance nicht.
Dsa gelang Detroit-Center Marco Kasper 7:34 Minuten vor Schuss. Nach einem „Doppelpass“ mit Verteidiger Ramon Schnetzer. Den Umschwung leitete ausgerechnet ein Mitspieler von Marco Rossi bei Minnesota, Verteidiger Jonas Brodin, ein. Er traf von der blauen Linie. 12 Sekunden später bezwang Zibanejad Kickert zum zweiten Mal. Alexander Wennberg von San Jose traf dann noch ins leere Tor. „Wir sind jetzt nur frustriert“, gestand Kasper, machte sich selbst wegen eines Fehlers beim Faceoff Vorwürfe. „Was wir gegen Finnland und Schweden zeigten, ist schon etwas, was man von Österreichs Eishockey nicht vermuten würde“, bilanzierte Bader, „diese Niederlage muss man einmal verdauen. Die Mannschaft hätte sich mehr verdient, kann auf ihr Leistung stolz sein. Ich bin es.“ Sonntag können sich die Österreicher ausruhen, Montag gibt´s den nächsten Anlauf zu den ersten Punkten gegen die Slowakei, die gegen Schweden 0:5 verlor.
Foto: IIHF/Andre Riguette.