Fußball

Nur 66 Prozent: Denkzettelwahl in Violett

Die Austria muss sich dorthin entwickeln, wo sie hingehört. Dazu brauche es mehr Bodenständigkeit und Teamspirit, um Vertrauen zurückzugewinnen. Worte von Austrias Präsident Frank Hensel auf der Generalversammlung des Wiener Traditionsklubs am Dienstagabend in den VIP-Räumlichkeiten der Generali Arena, bei der  Vizepräsident Raimund Harreither das Konzept für Lizenz-Markenpartner vorstellte, der Unternehmer Karl Pisec, ein Spitzenfunktionär in der Wirtschaftskammer, als neuer Vizepräsident am Podium saß, Präsidium und Verwaltungsrat nachdem Geschäftsbericht für die Saison 2019/20 entlastet wurden.  Auch die Präsidentenwahl stand auf der Tagesordnung. Und die endete mit einem Denkzettel für Hensel (Bild oben).

Nur 66 Prozent der anwesenden Mitglieder stimmte für die Verlängerung seiner bisher dreijährigen Ära als Nachfolger von Wolfgang Katzian bis 2025. Im November 2018  bekam Hensel bei seiner Bestellung noch 94 Prozent Zustimmung. Da bedeutet in 31 Monaten ein Minus von 28 Prozent. Der Denkzettel, den Hensel dennoch als Vertrauensbeweis wertete, hat sicher seine Gründe. Hensel kann nicht so tun, als wäre er an dem, was in den letzten drei Jahren nicht beteiligt gewesen. Auf Chef des Aufsichtsrats der AG segnete unter anderem auch den Deal mit dem strategischen Partner Insignia ab, von dem die Austria bisher nichts hatte. Er stand bei der großen Präsentation am 4. März, bei der über die Champions League geredet wurde, mit auf der  Bühne. Das gerät nicht so schnell in Vergessenheit. Von Insignia war Dienstag wenig die Rede. Es steht ja nach wie vor im Raum, dass Bank Austria-Chef Robert Zadrazil, der Vorsitzende des Austria-Verwaltungsrats, via Private Banking den Kontakt zu Insignia geknüpft haben soll. Ebenso, dass sich Zadrazil für die Bestellung des neuen AG-Vorstands  Gerhard Krisch stark eingesetzt hat.

Krisch sprach Dienstag von einem großen Potenzial für eine Aufbruchstimmung, Sportchef Manuel Ortlechner kündigte eine  Neubelebung der Austria-Spielidee an. Die, mit der Austria noch den Europacup-Platz eroberte, war aber gar nicht so schlecht. Aufbruchstimmung kann man am besten mit positiven Ergebnissen erreichen. Aber nach aktuellem Stand hat die Austria keinen Kader, von dem man annehmen kann, dass er unter die ersten sechs kommen und die Meisterrunde erreichen wird. Ganz im Gegenteil. Die Positionen der Innenverteidiger sind mit Johannes Handl und Christian Schoissengeyr, der nach einer schweren Verletzung letzte Saison nur bei den Young Violets spielte, besetzt. Da muss noch etwas passieren.

Wie es mit Insignia weiter geht? Normal wäre es, wenn die Austria in absehbarer Zeit die Zahlungen, die laut Vertrag hätten kommen müssen, aber nicht kamen, bei einem ordentlichen Gericht einklagt. Aber so weit ist es noch nicht. Auch öffentliche Auseinandersetzungen zwischen Austria und Insignia blieben bisher aus. Eine Liga darunter  bei Wacker Innsbruck und dem deutschen Investor Matthias Siems kommen sie inzwischen fast jede Woche vor. Erst Dienstag stellte der Klub in seiner Aussendung klar, dass medial verbreitete, unbegründete Vorwürfe einen stillen Gesellschafter nicht von Zahlungsverpflichtungen befreien.

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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