Die sechste Niederlage von Sturm Graz im siebenten Spiel der Ligaphase der Champions League kam erwartet. Aber nicht, dass sich Österreichs Meister beim 0:5 (0:1) in Bergamo gegen Europa League-Sieger Atalanta dabei phasenweise desolat präsentierte, so schlecht wie der FC Salzburg mit einer Ausnahme im Herbst. Bisher verkauften sich die Grazer nämlich durchaus passabel und gut. Egal ob beim 1:2 in Brest, dem 0:1 gegen den FC Brügge, dem 0:1 in Dortmund und dem 2:3 in Lille. Mittwoch hielten sie in Wahrheit nur elf Minuten mit. Dann begannd er Untergang durch einen Aussetzer von Emmanuel Aiwu, der ihm nicht zum ersten Mal passierte, auch zur Niederage in Dortmund führte. Von da an beherrschte die Mannschaft mit mehr Klasse eindeutig das Spiel. Aber dennoch: So apatahisch wie die Grazer nach dem 0:3 in den letzten 30 Minutten wirkten, das darf einfach nicht sein. Und wird Trainer Jürgen Säumel sicher auch intern ansprechen, wie er ankündigte: „Die zweite Hälfte müssen wir noch genau analysieren!“
Er zeigte Mut, mit Rechtsverteidiger Arjen Malic und Stürmer Amady Camara zwei 19 jährige aufzubieten. Camara hatte durch seine Schnelligkeit nach elf Minuten mit der ersten Chance im Spiel sogar die Führung am Fuß, schoss aber am kuren Eck vorbei. Eine Minute später machte Innenverteidiger Aiwu Atalantas 1:0 möglich, weil er im eigenen Strafraum mit Kapitän Ion Gorenc Stankovic kombinieren wollte, statt den Ball aus der Gefahrenzone zu schießen. Aiwus Fehlpass machte das 1:0 durch Mateo Retegui möglich. Zur Pause war Sturm mit dem 0:1 noch gut bedient, aber dann brachte Atalantas Trainer Gian Piero Gasparini noch mehr Qualität, in dem er mit Ademola Lookman Afrikas Fußballer des Jahres einwechselte. Bei Sturm änderte sich mit Seedy Jatta statt Camara nichts.
Nach 63 Minuten stand es 3:0, wobei die zwei Tore durch Mario Psalic und den Belgier Charles de Ketelaere, dem „man of the match“ innerhalb von fünf Minuten.fielen. Die letzten zwei in der 90. und 94. innerhalb von vier. Dabei wurde es Lookman (Bild) und Joker Marco Bresicanini zu leicht gemacht. Sturm war in alle Bestandteile zerfallen, das führte zur bisher höchsten Niederlage gegen eine italienische Mannschaft. Im ersten Pflichtspiel seit dem 11. Dezember. Es stimmt schon, dass Atalanta in dieser Zeit insgesamt sechs Spiele in der Serie A bestritt, vier davon nach Weihnachten, damit im Rhythmus bieb. Sturm absolvierte hingegen nur drei Partien in der Vorbereitung, weshalb vielleicht die Beine schwer wurden. Aber das darf man nicht als Begründung akzeptieren. Da würde man es den Verlierern zu leicht machen. Dienstag schien es bei Sturm zum ersten Mal auch eine Frage des Charakters zu sein.