Um Punkt 19 Uhr pfiff Schiedsrichter Sebastian Gishamer das Cupfinale im ausverkauften Wörthersee-Stadion ab. Dann war das 2:1 (0:1) von Sturm Graz, die erfolgreiche Titelverteidigung, der erste Schritt zum Double ebenso perfekt wie die verpatzte Saison für Rapid. Grün-weiß fix und fertig, am Boden zerstört, die titellose Zeit geht nach 16 Jahren weiter. Sturms Siegesparty begann. Zu Sweet Caroline und der Steiermark-Hymne von Gerd Steinbäcker. So wunderbar die Kulisse vor 30.000 Zuschauern auch war, so beeindruckend die Choreographien (das Spruchband im Rapid-Sektor „egal, ob gut oder schlecht, die große ist echt“, war nach dem Endspiel aktueller als vor Anpfiff), so mitreißend die Stimmung und Atmosphäre, das Endspiel an sich war eine fußballerische Enttäuschung. Nur Kampf pur, der Ball mehr in der Luft als am Boden, Kombinationen über drei Stationen oder gar mehr hatten Seltenheitswert. Das Finale stieg am zweiten Todestag von Sturms Trainerikone Ivcia Osim. Als er mit Sturm 1999 das Double gewann, mag zwar nucht so intensiv gespielt worden sein, aber auf jeden Fall besser und attraktiver. Hannes Kartnig, der Präsident zu Osims Zeiten, saß in der schwarzen Kroko-Lederjacke, die er vor 25 Jahren beim Double trug, im Zuschauerraum.
Ehrenankick durch Skistar Marco Schwarz, Innenminister Gerhard Karner auf der Ehrentribüne, aber nicht Sportminister Werner Kogler. Ebenso zwei Landeshauptleute („Hausherr“ Peter Kaiser und Christopher Drexler aus der Steiermark, auch Vorgänger Hermann Schützenhofer fehlte nicht, die Wiener Politik unterstützte Rapid nicht), Teamchef Ralf Rangnick saß neben ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer in der ersten Reihe, Sportdirektor Peter Schöttel zwei Reihen dahinter. Serviert wurde schwere Kost, kaum torgefährliche Szenen. Vor einem Jahr war das Endspiel zwischen Sturm und Rapid fußballerisch sicher attraktiver. Auch die Trainerbänke waren ein eigenes Kapitel: Ständig reklamieren, „Beschwerden“ beim vierten Offiziellen Walter Altmann. Was Christian Ilzer, Robert Klau0 und ihre Assistenten betrieben, kann man durchaus als zündeln beschreiben, mit der sie die Hektik noch vergrößerten. Sollten Trainer eigentlich nicht auch eine Vorbildwirkung haben?
Klauß riskierte es, Leopold Querfeld im Abwehrzentrum erstmals seit acht Monaten, seit Nenad Cvetkovic in Linz den Kreuzbandiss erlitt, mit dem Serben zusammenspielen zu lassen, gab im Angriff dem Schweden Isak Jansson gegenüber Winterkauf Christoph Lang den Vorzug. Jansson ließ die erste Chance im Spiel aus, zur Pause führte aber Rapid. Marco Grüll nützte nach 41 Minuten einen Fehler von Jusuf Gazibegovic, auch David Affengruber und Gregory Wüthrich konnten ihn nicht bremsen, den Schuss wehrte Viteszlav Jaros kurz ab, aber Matthias Seidl verwertete den Abpraller. Die schnelle Verletzung von Linksverteidiger Jonas Auer steckte Rapid weg. Moritz Oswald kam, Neraysho Kasanwirjo wechselte von rechts nach links. Von Sturm wenig zu sehen, auch vom zuletzt hochgelobten Alexander Prass und Otar Kiteishvili.
Der Umschwung zur vierten Rapid-Niederlage hintereinander kam kurz nach der Pause, als Leopold Querfeld einen Kopfball von David Affengruber nach Flanke von Tomi Horvath ins eigene Tor abfälschte. Offensiv fand Rapid nach nur noch wenig statt. Nicht günstig war, dass Cvetkovic nach 70 Minuten Krämpfe bekam, raus musste. Die Entscheidung fiel nach 81 Minuten, als Prass bereits ausgetauscht war, was ihm gar ncht gefiel. Querfeld kam im Luftduell nicht zum Ball, ging zu Boden, den Querpass von Kitesihvili nützte Hirvath. „Ein enges Spiel auf Augenhöhe, das eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters entschied“, reklamierte Klauß ein Foul von Mika Biereth an Querfeld. Gishammer sah es nicht, für VAR Alan Kijas war es zu wenig, um Gishammer zum On Field-Review zu schicken. Bei solchen Aktionen wurde mitunter auch Foul gepfiffen, mitunter nicht. Für Ilzer war es eine „Fifty-Fifty-Aktion“. Zur einzigen Ausgleichschance kam Rapid in der Nachspielzeit, doch Kapitän Guido Burgstaller scheiterte an Jaros.
„Das fühlt sich großartig an“, schwärmte Ilzer nach den ersten Bierduschen vom zweiten Titel seiner Trainerkarriere, erzählte, wie sich die Spieler zur Pause in der Kabine anbrüllten: „Mit dieser Energie haben sie dann das Finale gewonnen“. Gefeiert wird das, so versicherte Ilzer, weniger intensiv als vor einem Jahr. Damals ging es nicht um das Double, jetzt schon.
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