Wenn Samstagnachmittag bei der Weltmeisterschaft das Spiel zwischen dem Sensationteam Saudi-Arabien und Polen angepfiffen wird, beginnt zur gleichen Zeit in Hütteldorf die Generalversammlung von Rapid. Auf der Tagesordnung stehen 15 Punkte. „Spannend“ wird es erst ab dem siebenten, der Abschiedsrede von Präsident Martin Bruckner. Dann folgt die Präsentation der Kandidaten, die Neuwahl und die Bekanntgabe des Wahlresultats. Das sollte nach etwa drei Stunden gelingen, wenn sich in Katar Titelverteidiger Frankreich und Dänemark duellieren. Im Allianz-Stadion wird es aber kein Duell geben, da nur die Liste „Zukunft-Rapid“ von Ex-ORF-General Alexander Wrabetz mit Wirtschaftsuniversitäts-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger als Vizepräsidentin, zur Wahl steht. Als Sportausschuss sind Varta-Boss Michael Tojner, der grün-weißen Fußballgott Steffen Hofmann und Ex-Rapidler Michael Hatz geplant.
Rapid hat 16.500 Mitglieder. Vor drei Jahren stimmten mehr als 2000 beim Zweikampf zwischen Bruckner und Roland Schmidt um die Nachfolge von Michael Krammer ab. Diesen „Wählerrekord“ wird das Wrabetz-Solo sicher nicht brechen können, sich mit Platz zwei in der Besucher-Rangliste bei Genealversammlung zufriedengeben müssen, was auch nicht schlecht ist. Mehr als tausend werden entscheiden, ob Wrabetz die von ihm gewünschte und erhoffte breite Zustimmung bekommt. Auf eine Prozentzahl legte er sich nicht fest. Einige Streichungen wird es sicher geben, obwohl das Konzept, den Sport in den Mittelpunkt zu stellen, dafür mehr Gelder als bisher aufzutreiben und zur Verfügung zustellen, gut klingt. Das bezeichnete Bruckner vor drei Wochen in einem „Sky“-Interview als durchaus ambitioniert und spannend, fügte aber hinzu: „Das hätten auch wir gemacht!“ Zu glauben, dass ab kommenden Montag, wenn das neue Präsidium erstmals tagt, alles wie zuletzt weiter gehen wird, so wie mit der traditionellen Aktion gemeinsam Wärme spenden, in der Sachspenden wie Jacken, Hosen usw. für die Wiener Gruft gesammelt werden, ist aber falsch. Es wird schon umgekrempelt werden. Bruckner wollte nur feststellen, man könne eine Wachstumsstrategie nur entwickeln, wenn das Stadion voll ist. Das war aber in seiner Ära durch die Pandemie fast zwei Saisonen lang nicht der Fall.
Da Zoran Barisic nach den Wünschen des neuen Präsidiums längerfristig Trainer bleiben soll und daher wohl auch wird, gilt es, noch im Dezember einen Barisic-Nachfolger als Sport-Geschäftsführer zu bestimmen. Der damit leben muss, seinen Job nur bekommen zuhaben, weil Andreas Schicker lieber bei Sturm Graz mit dem von ihm zusammen gestellten Team die Entwicklung weiter vorantreiben will. Das war noch vor Amtsantritt die erste Niederlage für die neue grün-weiße Führung, bei der sie nicht sehr geschickt agierte, indem alles öffentlich gemacht wurde. Das Trainingsspiel am Freitag gegen den Zweitligisten FAC gehört noch zur Ära Bruckner. Das erste Match unter Präsident Wrabetz wird der Test gegen die Vienna am 2. Dezember sein, eine Woche später folgt das Gastspiel des deutschen Traditionsklubs Schalke im Allianz-Stadion. Richtig ernst wird es erst am 3. Februar mit dem Viertelfinale des Uniqa-Cups beim Wolfsberger AC. Ob dann der neue Wirtschafts-Geschäftsführer feststeht, ist nicht sicher.
Foto: SK Rapid Wien.