Fußball

Österreichs Glückslos gegen Herzog, Brzeczek und Kek ist nicht nur für Foda brisant

So freuen wie zuletzt Valentino Lazaro, Xaver Schlager, David Alaba und Martin Hinteregger am Bild oben beim 2:1 über Nordirland in Belfast konnten sich Österreichs Teamspieler auch Sonntag Mittag über die Auslosung zur Qualifikation für die Europameisterschaft 2020. Gegen Polen, Israel, Slowenien, Mazedonien und Lettland ist es sozusagen Pflicht, auf direktem Weg das  WM-Ticket zu schaffen. Russland, Schweden und Montenegro waren vor drei Jahren sicher die schwereren Gegner, als eindrucksvoll das Ticket für die Endrunde 2016 geschafft wurde; „Eine sehr spannende, ausgeglichene Gruppe. Man darf keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen“, sagte Teamchef Franco Foda im Convention-Center von Dublin. Aus seinem Gesichtsausdruck beim ORF-Interview sprach aber  Optimismus. So glücklich das Los ist, es bringt auch viel Brisanz mit sich. Österreich kämpfte noch nie in einer Qualifikation gegen eine Mannschaft, für die drei Österreicher tätig sind wie bei Israel mit Sportchef Willi Ruttensteiner, Rekordteamspieler Andi Herzog als Teamchef und Klaus Lindenberger als Tormanntrainer.

Abgesehen davon war Polen aus Topf eins der Wunschgegner, weil sicher schwächer als Portugal, Spanien, Italien, Frankreich, Belgien oder Holland. Der Verbandsboss, Ex-Juventus-Star Zbigniew Boniek, erinnerte an polnische Glanzzeiten. Nach der Weltmeisterschaft in Russland, als Polen mit zwei Niederlagen (1:2 Senegal, 0:3 Kolumbien) und einem Sieg (1:0 gegen Japan)  hinter den Erwartungen blieb nur Gruppenletzter wurde, musste er den Teamchef wechseln. Boniek-Freund Adam Nawalka warf das Handtuch, mit Jerzy Brzeczek folgte ein in Österreich, speziell in Tirol, sehr bekannter Name. Als Mittelfeldregisseur  spielte in seinen zehn Jahren in Österreich dreimal mit Unterbrechungen mit Wacker Innsbruck, wurde in der Ära von Kurt Jara zweimal Meister. Seine anderen Klubs hießen LASK, Sturm Graz und FC Kärnten. Bei Sturm hieß Brzeczeks Trainer vor 15 Jahren  Foda.  Samstag Abend sassen beide in Dublin zusammen, gingen mit der Prognose, sicher gegeneinander gelost zu werden, auseinander. Am Tag danach wurde wieder die Phrase von den Geschichten, die nur der Fußball spielt, bemüht.

Polens Topstar ist Kapitän  Robert Lewandowski. Da wird es zu den reizvollen Bayern-Duellen zwischen Torjäger Lewandowski und David Alaba kommen. Aber zwischen Kapitän und Teamchef hatte es schon gekracht, weil Polens Talfahrt in der Nations League weiter ging, es den Abstieg in Liga B gab. Nach 1:1 (auswärts) und 0:1 gegen Italien, 2:3 und 1:1 gegen Portugal. Das Unentschieden bei den Portugiesen gelang im letzten Spiel, als schon alles gelaufen war, Lewandowski fehlte. Die Trainerstationen von Brzeczek vor dem Teamchefamt waren Lech Danzig, GKS Kattowitz und Wisla Plock.  Das Gesicht der Mannschaft hat sich seit der WM wenig geändert. Weitere Stützen: Tormann Wojciech Szczesny, bei Juventus der Nachfolger von Legende Gianluigi Buffon, von Napoli Mittelfeldspieler Piotr Zielinski und Stürmer Arkadius Milik, der vor drei Jahren mit Ajax Amsterdam in der Qualifikation zur Champions League an Rapid gescheitert war. Klasse hat auch Mittelfeld-Routinier Grzegorz Krychowiak, derzeit bei Lok Moskau unter Vertrag. Mit der Nummer zwei hinter Szczesny, Lukasz Fabianski, spielt Marko Arnautovic bei West Ham. An Polen war Österreich in der Qualifikation für die WM 2006 in Deutschland gescheitert.

Israel ist nicht zum ersten Mal Österreichs Gegner in der Qualifikation. Erstmals war das für die WM 1994 der Fall. Da schlug Österreich im letzten Match mit Ernst Happel als Teamchef als voressen Rod die Israelis im Wiener Prater 5:2. Zweifacher Torschütze: Der jetzige israelische Teamchef Herzog. In der Qualifikation für die Euro 2002 war Israel besser, holte in Wien ein 1:1, gewann in Tel Aviv 5:0. Für die WM 2004 hatte wieder Österreich das bessere Ende für sich: In Wien 2:1, als Herzog einen Elfmeter verwandelte. im Ramat Gan-Stadion von Tel Aviv das inzwischen schon legendäre 1:1 mit dem Freistoßtor von Herzog in letzter Sekunde, mit dem Österreich das Play-off schaffte, dort an der Türkei scheiterte. Jetzt die vierte Auflage: „Ich spiele lieber in meiner Heimat als in der Ukraine“ gestand Herzog lächelnd in Dublin dass damit ein Wunsch von ihm in Erfüllung ging.  Montag Abend ist er in Wien bei „Talk und Tore“ von Sky zu Gast, Mit Genehmigung von Ruttensteiner, der seine geplanten Flug nach Irland cancelte, lieber in Tel Aviv ein U 16-Turnier beobachtete und feststellte: „Man sieht sich zweimal im Leben“. Könnte auf seinen Abschied vom ÖFB gemünzt sein. Herzog glaubt, mit Israel auch Polen und Österreich gefährlich werden zu können, „wenn wir uns weiter verbessern. Österreich ist sicher Favorit.“ Eine Gefahr für Österreich wird sicher Salzburg-Torjäger Munas Dabbur bedeuten.

ÖFB-Präsident Leo Windtner behauptete in Dublin, die Spiele gegen Israel wären zwei, wie jede andere auch. Wenn er das ernst meint, dann lebt er in einer andere Fußballwelt. In Wahrheit stehen in dieser Qualifikation nicht nur der Teamchef, sondern auch er, das Präsidium und Sportchef Peter Schöttel am Prüfstand: Sie entschieden sich für Foda als Teamchef, nicht für Herzog, den dies ziemlich verärgert hatte. Und wenn Österreichs Team diese Qualifikation nicht schaffen sollte, sondern Israel mit Herzog 2020 bei der Endrunde dabei ist dann war die Teamchefwahl nicht die richtige. Das steht außer Diskussion.

Die anderen drei Gegner? Slowenien stieg in der Nations League ohne Sieg (1:2, 1:1 gegen Bulgarien, 1:2 und 1:1 gegen Zypern, 0:1 und 1:1 gegen Norwegen) zwar in die Liga D ab, aber es waren acht enge Partien. Teamchef Tomaz Kavcic, der zuvor in China arbeitete, musste gehen. Mit Kavcic hatte Slowenien am 23. März 2018 in Klagenfurt gegen Österreich 0:3 verloren. Zweimal Arnautovic und Alaba sorgten damals im zweiten Match der Ära Foda für die Tore. Der Nachfolger von Kavcic ist auch in Österreich bekannt: Matjez Kek war von 1985 bis 1994 als Spieler Abwehrchef bei Spittal/Drau und den GAK. Er feiert nach sieben Jahren ein Comeback als Teamchef, zuvor trainierte er fünf Jahre lang NK Rijeka, gewann mit dem Kroaten letzte Jahr sensationell das Double, schaltete in der Qualifikation zur Champions League glücklich Red Bull Salzburg aus.

Eine Stütze der Slowenen beendete im November seine Teamkarriere: Der Ex-Salzburger Kevin Kampl. Auch die  Klassekeeper Jan Oblak von Atletico Madrid und Samir Hamdanovic von Inter Mailand spielen nicht mehr im Team. Aber auch mit Vid Belec von Sampdoria Genua im Tor gibt´s keine Probleme.. Einen guten Ruf haben  die Stürmer Josip Ilicic von Atalanta Bergamo und Benjamin Verbic von Dynamo Kiew, in Österreich sehr gut bekannt ist Ex-Rapid-Torjäger Robert Beric.

Gegen Mazedonien spielte Österreich noch nie. Ein Team, das sich auf Legionäre aus Spanien, England, Ungarn, Portugal und Zypern stützt. Der bekannteste ist der schon 35jährige Stürmer Goran Pandev, derzeit beim FC Genua, davor bei Galatasaray Istanbul, Napoli, Inter Mailand und Lazio Rom. Zwei Mazedonier spielten früher jahrelang in Österreich bei Mattersburg: Abwehrchef Goce Sedloski, später auch Co-Trainer, und Ilco Naumoski.  In der Nations League gelangen fünf Siege in sechs Spielen, damit der Aufstieg in Gruppe C. Die Ergebnisse; 4:1 und 2:0 gegen Liechtenstein, 2:0 und 0:4 gegen Armenien, 2:0 und 4:0 gegen Gibraltar. Besonders das Spiel in Skopje kann unangenehm werden.

Lange nicht so gut lief es in der Nations League für Lettland – gegen Andorra zweimal nur 0:0. Dazu 0:1 und 0:3 gegen Georgien, zweimal 1:1 gegen Kasachstan. Die Mannschaft hat nur wenige Legionäre.  Wie FC Zürich-Tormann Andris Vanins oder Innenverteidiger Vitalijs Maksimenko, bei Olimpija Laibach Spieler von Zoran Barisic, früher bei Mattersburg. Der Teamchef ist ein Finne: Der in seiner Heimat gefeuerte Mixu Patelainen, der jahrelang in England und Schottland gespielt hatte. Damals hatte der Sturmtank  in der WM-Qualifikation 1994 bei Finnlands 3:1 gegen Österreich in Turku das Führungstor erzielt. Gegen Lettland hatte Österreich in der Qualifikation zur EM 1996 in Riga 2:3 verloren. Am Weg zur WM 1998 war Lettland kein Stolperstein mehr: 2:1 in Wien, 3:1 in Riga. Zwei Siege über die Letten werden auch 2019 notwendig sein.

Foto: tvthek.orf.at.

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