Keiner in Österreichs Bundesliga hat einen qualitativ so großen und gleichwertigen Kader wie der Meister. Da musste Red Bull Salzburgs Trainer Jesse Marsch keine Bedenken haben, die vier Umstellungen gegenüber dem 2:0 über Rapid, drei weniger als von Austrias Trainer Christian Ilzer, Samstag in St.Pölten, würden in Hartberg die Mannschaft schwächen. Jerome Onguene kam für Max Wöber, der nach der Pause Kapitän Andreas Ulmer ersetzte, Mohamed Camara für Majeed Ashimeru, Sekou Koita für Hee Chan Hwang und Rekordkauf Noah Okafor für Zlatko Junuzovic. Weil Marsch der Meinung ist, kein Spieler außer den Torhütern könne alle zehn Partien in den englischen Wochen über 90 Minuten bestreiten. Der Blitzstart zum 6:0-Kantersieg war der Beweis. 3:0 nach elf Minuten hatte Salzburg noch nie zuvor in der Bundesliga geführt. Für die Tore eins und drei sorgte die 21 jährige Sambia-Perle Patson Daka (Bild oben), der auch nach der Pause für das fünfte Tore sorgte, den im Winter zur Borussia Dortmund abgewanderten Erling Haaland fast vergessen lässt.
Daka feiert seine Tore fast immer mit einem Überschlag, nach dem er auf dem Rasen kniet und mit hoch erhobenen Händen zum Himmel blickt. Erinnert an ein Dankgebet. Nach dem 3:0 machte er eien Ausnahme, da folgte der Kniefall im Gedenken an den durch Polizeigewalt in den USA getöteten George Floyd. Mit vier Treffern in den ersten zwei Runden nach der Corona-Pause ist er der beste Torschütze in der Meisterrunde und macht Jagd auf die Torjgäerkrone. Salzburg redet mit, obwohl Haaland nicht mehr da ist. Mit dem Dreierpack reduzierte Daka den Rückstand auf den Israeli Shon Weissmann, der bei Wolfsbergs 3:3 gegen den LASK leer ausging, auf zwei Tore. 23:21 führt Weissman noch im Duell um die Torjägerkrone. Aber wer weiß, was passiert, wenn Daka so weiter macht.
Ein anderer wird in den Zweikampf nicht mehr eingreifen können. Haaland ist mit 16 Tore noch immer Dritter, dann kommen ex aequo auf Rang vier mit je 15 Austrias Christoph Monschein und Taxiarchis Fountas von Rapid. Aber der Rückstand ist in den ausstehenden acht Runden sicher nicht mehr wett zu machen. Marsch sieht den Überschlag von Daka nach seinen Toren gar nicht so gerne, weil er Angst hat, er könnte sich bei einer „unsauberen Landung“ dabei verletzen: „Wir brauchen ihn dringend“, meinte Marsch. Nach 61 Minuten schonte er in Hartberg auch ihn, brachte den 18 jährigen Karim Adeyemi. Ein Vorgriff auf die Zukunft? Wer weiß, wie lange Salzburg den schnellen Daka noch haben wird, wenn er so weiter trifft. Da wird er sicher bald in Deutschland oder England sehr gefragt sein und schwer zu halten sein. Auch wenn Dakas Vertrag in Salzburg noch vier Jahre bis 2024 läuft.