Fußball

Rangnicks Salzburger Revolution und ihre Nebengeräusche

Eine Spezialausgabe des Bundesliga-Journals, in der Vorweihnachtszeit auf den Markt gekommen, beschäftigt sich mit den Saisonen 2010/11 bis 2019/20. Mit starken Europacup-Auftritten österreichischer Klubs, der Qualifikation für zwei Endrunden der Europameisterschaft. Aber auch mit der Salzburger Revolution, mit der die Vorherrschaft d er „Bullen“ im österreichischen Fußball begann. Nur einmal durchbrochen von der Wiener Austria. Am Anfang der  Revolution standen im Sommer 2012  Misserfolge. Das blamable Scheitern an Düdelingen aus Luxemburg in der Qualifikation zur Champions League. Und eine 0:2-Heimpleite in der Punktejagd gegen Rapid. Danach entschloss sich der damalige Sportdirektor und aktuelle österreichische Teamchef Ralf Rangnick keinen Stein mehr auf dem anderen zu lassen, alles umzukrempeln. Davon musste er Trainer Roger Schmidt (jetzt bei Benfica Lissabon) und seinen Assistenten Christoph Freund, der sein erfolgreicher Nachfolger werden sollte, erst überzeugen. Durch Freunds Personalpolitik verdiente jetzt Salzburg durch die WM 1,594 Millionen Euro. So viel zahlte die FIFA für die Abstellungen von Strahinja Pavlovic, Noah Okafor, Philipp Köhn und Luka Sucic für Serbien, die Schweiz und Kroatien und als Ausgleichszahlung für die Spieler, die nach der Saison 20/21 Salzburg verließen, jetzt bei der WM dabei waren. Wie Karim Adeyemi, Brenden Aaronson, Rasmus Kristensen. oder Gideon Mensah bei Ghana.

Der Rapid-Trainer vor acht Jahren beim Sieg in Salzburg hieß Peter Schöttel, der heuer im Frühjahr an Rangnicks Engagement als Teamchef beteiligt war. Grün-Weiß hatte drei Tage zuvor in der Qualifikation zur Europa League daheim Vojvodina Novisad 2:0 besiegt, machte jedoch einen wesentlich frischeren und aggressiveren Eindruck als die ausgeruhten Salzburger. Weshalb Rangnick handelte. Im Finish seiner ersten Transferzeit noch Kevin Kampl vom deutschen Zweitligisten Aalen um drei Millionen Euro holte (so hoch war die Ausstiegsklausel im Vertrag des Slowenen) und Sadio Mane aus der dritten französischen Liga von Metz. Dennoch endete diese Saison ohne Titel, dazu gab es im Frühjahr mit dem fast peinlichen 1:2 im Semifinale des Cups gegen den Regionalligaklub Pasching, der dann sogar Cupsieger wurde, einen weiteren Tiefschlag. Es brauchte auch Zeit, bis Rangnick Schmidt, den er zuvor nicht kannte, den er nur auf Empfehlung von mehreren Seiten aus Paderborn holte, von der Art des Fußballs mit Gegenpressing usw. überzeugte, der sowohl Rangnick als auch dessen Mentor Helmut Groß vorschwebte. Damit ging es erst im zweiten Jahr bei Salzburg los. Seit 2014 gab es keinen anderen Meister mehr als Salzburg. Für Rangnick liegt es, wie er im Bundesliga-Journal erklärte, an der Art und Weise, wie Salzburg spielt. Die Mannschaft, die Salzburg im zweiten Jahr mit Kampl, Mane, dem spanischen Torjäger Jonathan Soriano und Martin Hinteregger hatte, wäre nach Rangnicks Überzeugung sogar in Deutschland unter den ersten sechs gelandet.

Rangnick gab zu, dass er anfangs jedes Spiel, jedes Training mit den Augen eines Trainers verfolgte. Um auszuloten, wo die Grenzen liegen. Ein Prozess, den auch er lernen musste und der laut Rangnick ein Jahr dauerte. Im Salzburger Umfeld erzählt man sich von einigen Nebengeräuschen. Dass Schmidt und sein Assistent Oliver Glasner es bald  nicht mehr gerne sahen, dass Rangníck zur Pause in die Kabine kam, Tipps gab, mitunter Ansprachen hielt. Deshalb konnte es schon passieren, dass Schmidt zur Pause die Kabine absperren ließ. 2014 wechselte Schmidt nach Leverkusen, Rangnick holte als Nachfolger vom kleinen Nachbarn Grödig Adi Hütter. Der trat nach einem Jahr trotz Double zurück. Hütter sprach bis heute nie offiziell aus, dass er sich von Rangnick zu sehr überwacht fühlte. Auch durch seinen ungarischen Assistenten Zsolt Löw, der danach Co-Trainer von Ralph Hasenhüttl und Rangnick bei RB Leipzig war, zuletzt von Thomas Tuchel bei Paris St. Germain und Chelsea.

 

Foto: ÖFB-TV.

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