Auch den zweiten Matchball zum historischen Aufstieg ins Achtelfinale der Champions League konnte Österreichs Meister Red Bull Salzburg nicht nützen. Sondern kassierte mit 0:1 (0:1) bei Lille die zweite Niederlage hintereinander, erzielte im fünften Gruppenspiel erstmals kein Tor. Damit verlor Salzburg die Tabellenführung an Frankreichs Meister, hat aber noch immer alles selbst in der Hand. Dazu muss am 8. Dezember ein Sieg gegen den FC Sevilla her. In einem Geisterspiel, ohne Unterstützung von 29.000 Zuschauern. Die Spanier feierten gegen Wolfsburg mit 2:0 (1:0) ihren ersten Sieg, woran Pavao Pervan, der Österreicher im Tor von Wolfsburg, schuldlos war. Mit einem Unentschieden würde Salzburg zwar vor Sevilla bleiben, könnte aber noch von Wolfsberg mit einem Sieg gegen Lille eingeholt werden. Dann hätten Lille, Salzburg und Wolfsberg jeweils acht Punkte.
Der Hexenkessel im Stade Pierre Mauroy war nicht so schlimm wie erwartet, da nur 33.000 Zuschauer ins Stadion durften, das somit nur zu zweite Drittel gefüllt war. Das große Problem war, dass zu viele Spieler krass unter ihren Möglichkeiten blieben. Etwa Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen, der schon nach neun Minuten die gelbe Karte bekam, im Mittelfeld der Kroate Luka Sucic, im Angriff Benjamin Sesko, der Ersatz für den verletzten Noah Okafor. Auch Brenden Aaronson und Nicolas Seiwald können es besser als Mittwoch Abend. Damit hing auch Karim Adeyemi in der Luft. Salzburg kam zu keinen klaren Chancen. Zweimal hätte sich in den ersten 20 Minuten die Möglichkeit dazu ergeben. Einmal bekam Sesko den Ball nach einem idealen Pass nicht richtig mit, Sucic versäumte danach den Heber über Tormann Ivo Grbic. Beim zweiten Konter machte Sesko den falschen Pass. Nicht zum völlig freistehenden Aaronson, sondern schlecht zu Adeyemi, der gestoppt werden konnte.
Auch das goldene Tor (Bild oben) passte zu dem gebrauchten Abend. Burak Yilmaz hatte den Ball beim Lauf in Salzburgs Strafraum eigentlich schon verloren, bekam ihn irgendwie wieder zurück. Von Salzburgs Kapitän Andreas Ulmer kam dann die unglückliche Vorlage zum Kanadier Jonathan David, der die nützte. Salzburgs Bester, Max Wöber, sprach von einem Nudeltor, zweifelte aber nicht an einem Happy End im Finalspiel um den Aufstieg. Das Salzburg in den letzten zwei Jahren nicht gelang: 2019 das 0:2 gegen den FC Liverpool vor ausverkauftem Haus, 2020 das 0:2 gegen Atletico Madrid in einem Geisterspiel, das es in zwei Wochen wieder gibt.
Es gibt aber zu denken, dass Salzburg innerhalb von fünf Tagen zweimal kein Tor erzielen konnte. Diesmal ging auch ein guter Okafor ab, sicher die ordnende Hand von Zlatko Junuzovic im Mittelfeld. Trainer Matthias Jaissle machte seiner Mannschaft keinen Vorwurf, sprach von einem ordentlichen Auftritt: „Das Tor muss oder darf nicht passieren, so ein Match kann auch einmal 0:0 enden!“ Dann wäre Österreichs Meister zwar noch immer Tabellenführer, aber auch noch nicht aufgestiegen. So ist Salzburg in Schwierigkeiten. Vor einem Finale, das so keiner wollte. Obwohl man es als Erfolg sehen muss, wenn die jüngste Mannschaft der Champions League im letzten Spiel noch alles selbst in der Hand hat.
Foto: UEFA.