Sonntag ist offiziell Faschingsbeginn. Bei Meister und Tabellenführer Red Bull Salzburg gibt´s genug Grund, an diesem Tag locker zu sein, das erste Match in der neuen Generali-Arena bei der Austria ganz entkrampft anzugehen: Souverän in der Europa League und in der Zwölferliga, 17 Punkte mehr als die Wiener Violetten, in diesem Kalenderjahr schon 24 Spiele gewonnen, nur zwei verloren. Davon eines gegen die Austria in der letzten Runde der abgelaufenen Saison und zwar ungewöhnlich klar, 0:4 in Wr.Neustadt. Mit dem 25. Sieg wäre 2018 der Klubrekord aus dem letzten Jahr eingestellt. Also stellte die Chefetage für die Salzburger Fans die Fahrt in den zehnten Wiener Bezirk nach Favoriten unter die Devise aller guten Dinge sind elf (siehe oben). Weil das Spiel am 11.11. stattfindet, kostete die Busfahrt nach Wien und retour nur 11 Euro, ist die Abfahrt von der Red Bull Arena in Wals Siezenheim um 11.11 Uhr. Geht sich locker bis zum Anpfiff um 17 Uhr aus.
Marco Rose steht vor seinem 50. Spiel als Salzburg-Trainer in der Bundesliga. Von den ersten 49 gewann der Leipziger 36, so viel wie kein anderer zuvor. Vor 17 Monaten, als wegen des Rücktritts des Spaniers Oscar Garcia, der nach dem Double nach Frankreich zu St.Etienne wechseln wollte, was er wahrscheinlich schon lange bereut hat, gab es zwei Kandidaten zur Nachfolge: Entweder Thomas Letsch, der bei Liefering gute Arbeit geleistet hatte, oder Rose, der gerade für den Triumph in der Youth League mit Youngsters wie Xaver Schlager, Amadou Haidara oder Hannes Wolf gesorgt hatte. Die Entscheidung von Sportchef Christoph Freund für Rose trug die Vereinsführung mit, keiner hat dies eine Sekunde bereut. Letsch hörte damals aus Enttäuschung auf, wechselte in die zweite deutsche Liga, musste bei Erzgebirge Aue aber schon nach neun Wochen gehen, heuerte heuer im Frühjahr bei Austria als Nachfolger von Thorsten Fink an. Und hörte letzten Sonntag nach der 2:3-Heimpleite gegen Wolfsberg erstmals von der Fantribüne Rufe, die seinen Rauswurf forderten. Platz sechs mit der neuformierten Mannschaft, drei Heimspiele hintereinander nicht gewonnen, das passt so gar nicht zu den hohen violetten Ansprüchen.
Letsch spürt zwar die Unruhe im Umfeld, aber nicht im Verein. Sondern dort Rückhalt. Artikuliert vom neuen Präsidenten Frank Hensel vor dem ersten Spiel seiner Ära. Weil ein begonnener Umbruch in nur sechs Monaten nicht abgeschlossen werden kann. Das ändert aber nichts daran, dass die Trainerdiskussion bei Austria eröffnet ist, letzten Sonntag die Spekulationen begannen, wie sehr der Job von Letsch in Gefahr ist oder nicht. Die werden Violett ständig begleiten. Irgendwie erinnert die Situation etwas an die beim grün-weißen Wiener Erzrivalen, als dort die Fantribüne die Trainerfrage über Monate stets am Köcheln hielt, bis es zum Wechsel von Goran Djuricin zu Didi Kühbauer gekommen war. Austrias Sportchef Ralf Muhr versichert, keinen Alternativplan entwickelt zu haben. Bei ihm wird das schon stimmen.
Letsch sieht in dem Match gegen Salzburg, nicht nur für ihn eine europäische Spitzenmannschaft, die große Chance, etwas umdrehen, gab als Devise aus, die Salzburger mit Aggressivität daran zu hindern, ihre Geschwindigkeit aufzunehmen. Klingt fast geheimnisvoll. Dazu muss seine Mannschaft ein komplett anderes Gesicht zeigen als vergangenen Sonntag nach der Pause gegen Wolfsberg, wäre wahrscheinlich sogar eine Gesichtstransplantation notwendig. Mit personellen Umstellungen wird es da nicht getan sein, dazu braucht man schon eine komplett andere Einstellung. Ob das die violette Fitness erlaubt? „Die Werte sind okay“, behauptet Muhr. Rose kann sich in die Lage seines Freunds Letsch hineinversetzen: „Da kommt eine Mannschaft, die diese Saison noch kein Pflichtspiel verloren, gerade souverän auswärts gegen Rosenborg Trondheim gewonnen hat. Da kann man sich als Underdog, der gar nichts zu verlieren hat, positionieren und mit dieser Ausgangspositio seine Chance suchen.“ Rose wird rotieren. Durchaus möglich, dass Trondheim-Held Takumi Minamino nach seinen drei Toren gar nicht beginnt. Kein Thema gegen seinen Ex-Klub ist die Rückkehr von Zlatko Junuzovic. Das lässt seine Wade nicht zu,