Fußball

Sturm büßt für eigene Fehler und einen betrunkenen Fan

Eine komische Stimmung wird Donnerstag Abend in der Grazer Merkur-Arena bei der erhofften Aufholjagd von Sturm Graz in der zweiten Qualifikationsrunde zur Europa League herrschen. Vor dem Stadion ein Public Viewing für die ausgesperrten Sturm-Fans, die via TV-Liveübertragung von Puls 4 mit dem ehemaligen Sturm-Spieler Johnny Ertl als Analytiker auf dem laufenden bleiben können. Aber nur knapp 3000 Zuschauer werden auf den Tribünen live dabei sein, wenn die 0:2-Blamage bei Norwegens Tabellenachten Haugesund in den Aufstieg verwandelt werden soll. Da büßt Sturm noch für einen betrunkenen Besucher.

Passierte am 9.August 2018 bei der schlimmen 0:2-Heimpleite gegen AEK Larnaca aus Zypern als der einen Bierbecher auf den Linienrichter warf. Der zusammenbrach, am Boden liegen blieb, ein Cut erlitt. Das Match konnte erst nach einer 40minütigen Unterbrechung weiter gehen. Die Hoffnung auf ein mildes Urteil der UEFA blieb Illusion: 30.000 Euro Geldstrafe, ein Geisterspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ein weiteres, wenn es bis 2020 noch irgendwelche unliebsame Vorkommnisse durch Sturm Fans bei Europacupspielen gibt. Sturm resignierte, als die zweite Instanz das Urteil bestätigte. Der Übeltäter bekam vor einem ordentliche Gericht eine bedingte Strafe von drei Monaten. Der Plan von Sturm, für den erlittenen finanzielle Schaden Regress einzufordern, ist, wie man so hört, praktisch wie aussichtslos. Weil der verurteilte „Fan“ nichts hat, was man holten könnte.

Also dürfen 2700 jugendliche Fan bis zu 14 Jahren gratis ins Stadion, werden versuchen, mit Fahnen (Bild oben) und Sprechchören so etwas wie Stimmung zu erzeugen, ein Rückhalt zu sein. Pro Zehnergruppe dürfen zwei Begleiter mit. Inklusive Haugesund-Delegation und Medienvertretern werden sich 3000 Leute im Stadion verlieren. Da wird man die Anweisungen der Trainer laut und deutlich hören. Dass Sturm den zwölften Mann dringend nötig hätte, liegt an der schwachen Leistung beim 0:2 am letzten Donnerstag nach der Trainer Nestor el Maestro von einem kleinen „Wunder“ sprach, das nötig wäre, um in die dritte Runde zu kommen. Wie das gelingen kann? Mit Dynamik, Kampfbereitschaft, großer Laufarbeit. Die Leitung letzten Samstag beim 3:0 gegen St-Pölten machte Hoffnung. Aber sie wird gegen Haugesund besser sein müssen, damit eine Woche darauf  PSV Eindhoven zu Gast in Graz sein wird. Dann dürfen wieder alle Zuschauer hinein.

Sturm braucht ohne den noch rekonvaleszenten Kapitän Stefan Hierländer wie letzten Sonntag  einen herausragenden Jakob Jantscher, einen starken  Otar Kiteishvili, um mit drei Toren Unterschied gegen den Achten von Nowegens Eliteserien zu gewinnen und aufzusteigen. Am Wochenende konnte Haugesund anders als Sturm pausieren, da in Norwegens Eliteserien noch Sommerpause war. Die Grazer Hoffnungen bestehen auch wegen der Statistik von El Maeestro: Wenn seine Mannschaften bisher 1:0 in Führung geht, dann gewannen sie meistens auch.  Bei Spartak Trnava war es am Weg zum sensationellen Meistertitel in der Slowakei 2017/18 22mal der Fall. Aber nur zweimal mit den drei Toren Unterschied, die Sturm heute benötigt. Sechsmal mit zwei Toren Unterschied. 14mal fiel nach dem 1:0 kein Treffer mehr. Wäre schlimm, wenn das Sturm passieren sollte.

Auch wenn der Aufstieg gelingt, gegen PSV Eindhoven wird kaum der Sprung ins Play-off gelingen. Und daher muss man fast davon ausgehen, dass die einzige Mannschaft, die im Herbst ihre drei Heimspiele in der Gruppenphase der Europa League in Graz bestreitet, der Wolfsberger AC aus Kärnten sein wird. Weil die Stadt Klagenfurt in der Wörthersee Arena lieber Bäume pflanzt als Fußball spielen lässt. Der Ausweichplatz für den Zweiligisten Austria Klagenfurt heißt Karwankenblick-Stadion. Gewagt. Denn das ist aber der Trainingsplatz, auf dem Zusatztribünen aufgestellt wurden.  Dass die Bundesliga für diese Notlösung grünes Licht gab,ist grenzwertig.

Foto: SK Sturm Graz.

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