Zwei Europacupduelle zwischen Österreich und Italien in drei Tagen. Schafft Tabellenführer Sturm Graz Donnerstag daheim in der Europa League gegen Atalanta Bergamo vor ausverkauftem Haus mehr als gut auszusehen wie der FC Salzburg Dienstag beim 1:2 in der Champions League gegen Inter Mailand im Meazza-Stadion? Die Salzburger feierten nach der Niederlage ihre Mentalität, den Willen, der wieder Substanz und Glauben gibt, auf welchem Level man agieren könne. So drückte es Trainer Gerhard Struber aus. Auch Sportdirektor Bernhard Seonbuchner betonte den sehr guten Spirit, Tormann Alexander Schlager lobte die Leistung, bei der jeder an seine Grenze gegangen sei. Das klang alles etwas übertrieben, weil das müsste eigentlich alles selbstverständlich sein. War es aber zuletzt in der Bundesliga nicht immer. Bei Sturm Graz hingegen schon.
Daher kann man mitten im Höhenflug, in der Aufbruchsstimmung den Grazern etwas zuzutrauen, was ihnen nicht einmal in den besten Zeiten der Klubgeschichte unter Ivica Osim gelungen ist: Einen Heimsieg gegen eine italienische Mannschaft. Den schaffte Sturm in den letzten 40 Jahren, seit 1983, weder gegen Hellas Verona, noch gegen Inter, Parma, Lazio oder Juventus. In den zwölf Partien gegen Mannschaften der Serie A gelang nur ein Sieg und der auswärts. Am 12. Dezember 2002 mit 1:0 bei Lazio Rom. Daheim waren bisher Unentschieden das höchste der Gefühle(0:0 gegen Hellas Verona, 3:3 gegen Parma nach 3:1-Führung). Letzte Saison schaffte es die Mannschaft von Christian Ilzer, gegen Lazio zweimal nicht zu verlieren, ein 2:2 im Olympiastadion, in Graz ein 0:0. Jetzt soll gegen das Gesetz der Serie ein historischer Sieg her. Trotz eines Handikaps von 273 Millionen Euro im Vergleich zu Atalanta.
So groß ist nämlich der Unterschied bei den Marktwerten der Kader. Atalanta hat einen mit 324,60 Millionen, Sturm einen mit 51,58. Am neuen Grazer Rasen soll das nicht zu bemerken sein. Atalantas Star mit dem höchsten Marktwert, mit 35 Millionen, der holländische Mittelfeldspieler Teun Koopmeiners, fehlte letzten Sonntag verletzt beim 2:0 gegen FC Genua. Auf ihn folgen die Offensivspieler Ademola Lookman (30), Gianluca Scamacca und Charles de Ketelaere (je 30). Zum Kader gehören auch Teamspieler aus Kroatien (Mario Pasalic) und Bosnien (Linksverteidiger Sead Kolosinac). Alexander Prass hat mit 7,5 Millionen den höchsten Marktwert der Sturm-Spieler.
Die Grazer glauben an ihre Chance gegen den Tabellenführer und Favoriten der Gruppe, eine Topteam. Haben überraschend doch den Spezialisten für Europacuptore, den Dänen William Boeving, im Kader. Die Adduktorenprobleme konnten „beseitigt“ werden. Für Selbstvertrauen sorgen auch die elf Runden in der Bundesliga ohne Niederlage: „Wir werden physisch, qualitativ und inhaltlich gerüstet sein“, kündigte Ilzer an. Live zu sehen wird dies bei ServusTV und SkyAustria sein. Beim ServusTV-Experten Sebastian Prödl sind sicher einige Emotionen dabei, wird das wie eine Rückkehr in die Heimat sein: Weil seine erfolgreiche Karriere bei Sturm begann.
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