Nach dem FC Salzburg bezog auch Sturm Graz die zweite Niederlage in der Ligaphase der Champions League, die zweite mit einem Tor Differenz: Österreichs Meister war beim 0:1 (0:0) gegen den besseren Club Brügge vor 23.000 Zuschauern in Klagenfurt über weite Strecken zu harmlos und ungefährlich, kam dem Ausgleich eigentlich nicht nahe. Daher die bittere Bilanz nach vier Spielen: Kein Punkt für Österreich, nur ein Tor erzielt. Dabei waren Stade Brest, Brügge und Sparta Prag eigentlich Gegner, gegen die man sich Punkte erhoffte. Denn die wirklich schweren Brocken kommen erst.
So wie Salzburg hatte auch Sturm eine junge Mannschaft. Das Durchschnittsalter der Startelf betrug 22 Jahre. Otar Kiteishvili, der den verletzten Jon Gorenc Stankovic als Kapitän vertrat, war mit 28 der älteste Spieler. Der jüngste, die erst 18 jährige Brighton-Leihgabe Malick Yalcouye, war der auffälligste. Weil er der aktivste Sturm-Spieler war, nicht in Passivität verfiel wie viele in der ersten Hälfte. Sturm kam nie richtig ins Pressing, wie auch Trainer Christian Ilzer zugab. Nicht die Ausfälle in der Defensive von Gregory Wüthrich, Stankovic und Dimitri Lavalee waren für die Niederlage verantwortlich, auch wenn der dadurch in die Mannschaft gekommene schottische Verteidiger Max Johnston das einzige Tor durch einen Stellungsfehler am Gewissen hatte. Das nutzte der Grieche Christos Tzolis nach 23 Minuten gekonnt mit einem Schuss ins kage Eck. Niklas Geyrhofer war bei seinem Debüt in der Champions League ein solider Innenverteidiger.
In der Offensive haperte es in kompletter Besetzung. Ilzer begann mit Mika Biereth (Bild), dem 19 jährigen Amady Camara und William Boving, er wechselte Seedy Jatta, Tomi Horvat, Erencan Yardimci und Bayern-Leihspieler Lovro Zvonarek ein, aber das änderte nichts an der Ungefährlichkeit: „Wir sind nie konkret durchgekommen“, bedauerte Ilzer. Daher war Klagenfurt erstmals in seiner Ära für Sturm kein „Siegesboden“. Der Blick zu den nächsten Gegnern verheißt nichts Gutes: Sturm empfängt am 22. Oktober Sporting Lissabon, der portugiesische Meister ist ungeschlagen (2:0 gegen Lille, 1:1 bei PSV Eindhoven), Dezember-Gegner Lille schlug Mittwoch Titelverteidiger Real Madrid 1:0. Salzburgs nächster Gegner Dinamo Zagreb führte im Dauerregen auf schwierigem Terrain gegen Adi Hütters AS Monaco in der 74. Minute 2:0, am Ende hieß es 2:2. Der Ausgleich fiel in der 90. Minute aus einem Elfmeter.
Sieben der 36 Mannschaften haben noch eine weiße Weste. Dienstag schafften dies „Österreich-Schreck“ Brest, Leverkusen und Borussia Dortmund, am Mittwoch Liverpool (2:0 gegen Bologna mit Stefan Posch), Benfica Lissabon (4:0 gegen Atletico Madrid), Juventus Turin und Aston Villa. Juventus gewann bei RB Leipzig mit zehn Mann nach 1:2 noch 3:2, bei den Verlierern spielten Nicolas Seiwald und Christoph Baumgartner. Der nur bis zur Pause, in der Leipzig 1:0 führte. Aston Villa fügte in Birmingham Bayern München mit 1:0 (0:0) die erste Niederlage unter Trainer Vincent Kompany zu. Der eingewechselte Kolumbianer Jhon Duran nützte einen Stellungsfehler von Torhüter Manuel Neuer zum einzigen Treffer, den der prominenteste Aston Villa-Fan, Prinz William, auf der Tribüne stürmisch bejubelte. Konrad Laimer war bei Bayern ein solider rechter Verteidiger, der zugab: „Wir spielten zu ungenau“. Zuvor war Bayern in 41 Gruppenspielen unbesiegt geblieben. Das 0:1 sorgte rund um Bayern für mehr Ärger als das von Sturm. Von einer peinlichen Vorstellung war bei den Grazern nicht die Rede, bei Bayern schon.
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