Nach vier Stunden des UEFA-Krisengipfels zwischen der UEFA-Spitze um Präsident Aleksander Ceferin und Generalsekretär Theodore Thedoridis, die in der Zentrale Nyon am Genfer See die Stellung hielt, sowie den telefonisch zugeschalteten 55 Verbänden, Vertretern der europäischen Spitzenklubs und der Ligen standen die erwarteten und eigentlich alternativlosen Konsequenzen aus der Corona-Pandemie fest: Die von 12. Juni bis 12. Juli geplante Europameisterschaft wurde um ein Jahr auf 11. Juni bis 11. Juli 2021 verschoben, am Modus und den zwölf Austragungsorten soll sich nichts ändern. Die Play-off-Spiele um die vier letzten EM-Tickets sollen nach Möglichkeit Ende Juni oder Anfang Juli ausgetragen werden. Champions und Europa League wurden vorerst ausgesetzt, bleiben in der Warteschleife. Da folgen Entscheidungen erst nach Entwicklung der Lage. Die nationalen Meisterschaften haben bis 30. Juni Zeit, den neuen Meister zu küren. Ansonst werden sie annulliert. Jetzt können sich die Liga-Geschäftsführer Christian Ebenbauer und Raphael Landthaler sowie die Klubvertreter darüber den Kopf zerbrechen. Überdies setzte die UEFA zwei Arbeitskreise ein: Einer mit je zwei Vertretern der UEFA, der Ligen und der Klubs beschäftigt sich mit dem Spielkalender, die andere mit den finanziellen Konsequenzen. Die sind nicht zu unterschätzen. Insider behaupten, sogar die UEFA könnte dadurch in eine finanzielle Schieflage kommen,
Was bedeutet das für den ÖFB, der durch Präsident Leo Windtner und Teamchef Franco Foda die Entscheidung als richtig empfand und darin wie Windtner eine ermutigende Perspektive erkannte? Er muss einmal sein Budget neu planen. Die eingeplanten 8,8 Millionen Startgeld für die Teilnahme an der Europameisterschaft gibt´s erst in einem Jahr. Das vor dem 30. Juni noch Länderspiele ausgetragen werden können, etwa das gegen England am 2. Juni im Ernst Happel-Stadion, kann man sich nur schwer vorstellen. Mit der Nations League im Herbst gegen Norwegen, Nordirland und Rumänien beginnt praktisch die Vorbereitung auf die Europameisterschaft, durch die man gleich den Spielort für zwei Gruppenspiele, die 54.000 Zuschauer fassende National Arena Bukarest, einmal kennenlernen kann. Terminsiert wäre dies für Oktober. Ob es dabei bleibt?
International blieben durch die Verschiebung einige Fragen offen. Zwar verschob die Südamerika-Konföderation Conmebol in Abstimmung die für Juni gepante in Argentinien und Kolumbien geplante Südamrika-Meisterschaft,die Copa America, ebenfalls um ein Jahr auf 2021. Was den Spitzenklubs aus Europas Topligen einige Probleme mit der Abstellung ihrer südamerikanischen Stars erspart. Aber im Sommer 2021 stand die aufgeblähte Klub-WM der FIFA mit erstmals 24 Vereinen in China am Programm. Die von der UEFA von Beginn an kritisch gesehen und abgelehnt wurde. Da steht eine Kraftprobe zwischen UEFA und Ceferin sowie FIFA und ihrem Schweizer Präsidenten Gianni Infantino bevor. Der soll schon einen Alternativplan zur Hand haben: Die Klub-WM erst ein Jahr später im Sommer 2022. Wäre theoretisch möglich, da die Wüsten-WM in Katar erst im November beginnt. Da bleibt noch einiges in Zusammenhang mit der Verschiebung der Europameisterschaft zu klären, was sogar durchaus brisant werden könnte. Vielleicht auch in Österreich.