Die Transferzeit in der Bundesliga dauert noch zwei Wochen. Bei Meister und Vizemeister besteh noch Handlungsbedarf: Sturm Graz braucht statt Mika Biereth noch einen Stürmer, Sportchef Michael Parensen überlegt wegen der Muskelveretzung des Schotten Max Johnston auch einen Rechtsverteidiger. Geradezu fahrlässig wäre es, sollte Salzburgs Sportchef Rouven Schröder keinen erfahrenen Innenverteidiger engagieren. Mit dem hätte es gegen Real Madrid sicher auch eine Niederlage gegeben, aber mit zwei 20 jährigen (Samson Baidoo, Hendry Blank) und dem Polen Kamil Piatkowski um das Double zu kämpfen, kann nicht gut gehen. Bei allem Talent, das Baidoo auch im Bernabeu-Stadion zeigte.
Gehandelt haben bereits die zwei Klubs am Tabellenende. Wobei Altachs Aktivitäten diskussionswürdig sind. Kein Zweifel, Sportchef Roland Kirchler kennt sich aus. 28 Länderspiele für Österreich, mit Wacker Innsbruck zwischen 2000 und 2002 dreimal Meister, als Kurt Jara und Jogi Löw seine Trainer waren, bei Red Bull Salzburg lernte er die Methoden von Giovanni Trappatoni kennen, bei Wacker Innsbruck war er eine Saison lang Trainer. Bei Altach amtiert er seit Sommer 2023 als Sportchef. Aber das entwickelte sich bisher nicht so, wie er sich das vorstellte. Letzte Saison gelang die Rettung erst in vorletzter Runde, derzeit sind die Vorarlberger Letzter. Weil Neuzugänge wie beispielsweise Lukas Fridrikas oder Rapid-Leihgabe Oiver Strunz nicht das brachten, was man sich von ihnen erhoffte oder sich erwarten durfte. Auch der Trainerwechsel von Joachim Standfest zu Fabio Ingolitsch brachte keine Impulse: In sieben Runden fünf Niederlagen, aber kein Sieg.
Mit zwei Oldies soll es aufwärts gehen. Beide holte Kirchler aus Polen, vom Achten Pogon Stettin. Der 34 jährige Innenverteidiger Benedikt Zech ist ein Heimkehrer, er wechselte 2019 von Altach nach Stettin. Noch zwei Jahre älter ist der Mittelfeldspieler: Alexander Gorgon gehörte 2013 zur letzten Meistermannschaft der Austria, die er 2016 verließ. Nach Kroatien zu HNK Rijeka, wo er in vier Jahren vier Titel gewann. Einmal das Double, zweimal „nur“ den Cup. Von dort wechselte er 2020 nach Stettin. Von Gorgon, der im Herbst 21 Pflichtspiele absolvierte, fünf Tore erzielte, erhofft sich Kirchler Führungsqualitäten, wie er bei der Vertragsunterzeichnung erklärte. Aber ob Gorgon im reifen Alter noch zu dem aggressiven Spielstil passen wird, den Ingolitsch propagierte, um den Klassenerhalt zu schaffen? Irgendwie passt das nicht zusammen.
Der Vorletzte GAK geht den anderen Weg. Er setzt auf junge Spieler, um Abwehr und das defensive Mittelfeld zu verstärken. Aus Leverkusens zweiter Mannschaft kam Sadik Fofana, 15 Jahre jünger als Gorgon, von Watford der 20 jährige Antonio Tikvic. Fofana bestritt vier Länderspiele für Togo, Tikvic kam zweimal in Kroatien U 21 zum Einsatz. Udinese kaufte ihn vor zwei Jahren um 650.000 Euro von Bayerns zweiter Mannschaft. In Italiens Serie A bestritt er nur zwei Spiele, im Sommer wurde er an den anderen Klub, den die Familie Pozzo besitzt, an Watford verilehen. Aber auch in der zweiten englischen Liga kam er nicht zum Zug. Ab Februar wird sich zeigen, welche Entscheidung besser war: Die von Kircher in Altach mit Routiniers oder die von GAK-Sportchef Dieter Elsneg, Talenten eine Bühne zu bieten.
Foto: SCRA Altach.