Fußball

Warum sich Andi Ivanschitz bei der Vienna wohl fühlt

Freitag saß Andi Ivanschitz auf der Hohen Warte auf der Tribüne, als die Vienna mit einem 4:0 gegen Donaufeld Platz eins in der  Wiener Liga festigte, sich für das große Ereignis am Mittwoch Abend quasi einspielte.  Das Achtelfinale im Uniqa-Cup gegen Altach ist für Österreichs ältesten Fußballklub ein Highlight, bevor wie im Frühjahr die ungewisse Zukunft beginnt. Der zweite Lockdown bedeutete einen Stopp für den Amateursport, zu dem die Vienna als Klub die vierten Liga gehört. Trotz aller professionellen Pläne, die auf der Hohen Warte gewälzt werden. Die total begrüßenswerte Rückkehr von Österreichs Ex-Teamkapitän Ivanschitz in die Fußballszene gehört dazu. Er hat sich im Vergleich zu früher nicht geändert: Freundlich, kein Mann der größen Tone, durchaus vernünftige Ansichten.

Sozusagen im kleinen zu beginnen passt zum Naturell des gebürtigen Burgenländers. Viennas Sportchef Markus Katzer wusste, warum er lange und konsequent darum kämpfte, seinen ehemaligen Mitspieler aus Rapids Meistermannschaft 2005 für den Job als Ausbildungsmanager für den Nachwuchs präsentieren zu können (Bild oben). Weil er jugendlichen Hoffnungen viel mitgeben kann. Mit seiner Erfahrung von 177 Spielen bei Rapid, 113 bei Mainz in der deutschen Bundesliga, 99 in Griechenland bei Panathinaikos, 51 in Spaniens La Liga bei Levante, 42 in der nordamerikanischen Major Soccer League bei den Seattle Sounders, dazu 69 Einsätze für Österreich, darunter bei der Heim-Europameisterschaft 2008. Fünf Jahre davor machte der damalige Teamchef Hans Krankl den 19 jährigen Ivanschitz zum bisher jüngsten österreichischen Teamkapitän.

Natürlich gab es Kapitel in der langen Karriere, die nicht so schön waren: Der Wechsel nach Salzburg machte ihn zum Buhmann der Rapid-Fans, obwohl er vier Millionen Euro, die Grün-Weiß dringend benötigte, in die grün-weißen Kassen spülte. Nur 13 Spiele bestritt er bei den Bullen, dann glaubte das neue Trainerduo mit Giovanni Trapattoni und Lothar Matthäus, den er schon von Rapid her kannte, keine Verwendung für ihn zu haben. Dann die Zeit, als ihn der damalige Teamchef Didi Constantini fallen ließ. Auch das letzte Kapitel der Karriere bei Viktoria Pilsen war nicht so, wie er es sich vorstellte. Obwohl er dabei seinen dritten Meistertitel gewann. Nach Rapid und Seattle. In Nordamerika Meister zu werden, das schaffte außer ihm kein Österreicher.

Tochter Nahle und Sohn Ilia spielten nach der Rückkehr aus Tschechien im Vienna-Nachwuchs, daher gab es Kontakte. Mit Nachwuchsleiter Jiri Lenko, zugleich Kapitän der Kampfmannschaft, war er gemeinsam mit Gyuri Garics bei Rapid herangewachsen. Aus dieser grün-weißen Zeit fallen ihm sofort drei Trainer ein, bei denen er selbst merkte, wie man junge Spieler, richtig fördert: Das sind Heribert Weber, bei dem er mit 16 Jahren debütierte, Ernst Dokupil und Josef Hickersberger, später sein Teamchef bei der Heim-Em. Wichtige Dinge gelernt hat er vom nunmehrigen Paris St. Germain-Trainer Thomas Tuchel in seinen vier Mainzer Jahren: „Sein direkte Art war zwar nicht immer angenehm, aber hat mich  weiter gebracht. Die Zeit in Mainz war meine beste! Ich hab´ mich immer selbst reflektiert!“

Das alles will er in das „interessante, faszinierende Vienna-Projekt“ einbringen,  Das heißt: Den Traditionsklubs zur Topadresse für den Nachwuchs zu machen, sozusagen als Selbstversorgen in die zweite  Liga zu kommen. Da geht es ihm um viele Dinge: Struktur, Effizienz, Trainingsinhalte. Vizepräsident Kurt Svoboda und Katzer konnte ihn überzeugen, dass er für innovative Ideen, die ihm vorschweben, garantiert Freiräume bekommen wird. Hinter den Kulissen tat sich ohnehin bereits einiges in der Zeit, bevor Ivanschitz kam: Da wurde ganz oben, sprich bei den Sponsoren (Red Bull, Uniqa) die Zusammenarbeit mit Meister Salzburg in trockene Tüchter gebracht. Die Vienna als Kooperationspartner im Osten Österreichs. Sowohl beim Scouten von jungen Hoffnungen im Alter ab zehn Jahren sowie in der Ausbildung. Die besten bekommen dann mit 16 die Möglichkeit, in die Salzburger Akademie zu übersiedeln, sofern sie es wollen.  Zu ihnen soll, wie man hörte, der Sohn von Ivanschitz gehören.

Er war „schuld“ daran, dass sein Vater unlängst einen ehemaligen Mitspieler, nämlich Martin Stranzl, traf. Bei einem Spiel der Nachwuchsauswahlen von Wien und des Burgenland. Endete mit einem 5:0 für Wien. Ivanschitz junior hat den offensiveren Mittelfeldpart als Stranzl junior, der vom Herrn Papa in Güssings U 16 trainiert wird. Einen Trainerkurs hat Ivanschitz noch nicht besucht. Gehört auch nicht zu den Absichten. Sportlich beschäftigt er sich derzeit nur mit der Vienna. Manche Pläne, die er sah oder hörte, imponieren ihm. Wie ein Trainingszentrum, zehn Minuten von der Hohen Warte entfernt in der Brigittenauer Spielmanngasse, wo bereits Kampfmannschaft, U 15, U 16 und U 18 trainieren. Bei dem auch der zur Vienna gewechselte ehemalige Rapid-Präsidentschaftskandidat Roland Schmid mit im Boot wäre, sollte es realisiert werden.

Angesprochen auf Pläne, in absehbarer Zeit ähnliches in der Bundesliga zu tun oder bei seinem Ex-Klub in Hütteldorf, bei dem er dreimal zu Besuch war, dessen neues Stadion ihm sehr gut gefällt, folgt sofort ein Kopfschütteln: „Auch die Hohe Warte hat Flair“ versicherte er lächelnd.

 

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